„Dass die alte Sporthalle noch zur Verfügung steht, ist momentan Gold wert“, sagt Oberbürgermeister Jan Zeitler. Er nimmt gerade die neue Behelfsunterkunft in Augenschein, die Mitarbeiter des Betriebshofs dort eingerichtet haben. In der alten Halle des Gymnasiums können ab sofort 56 Menschen unterkommen.
OB Zeitler: Stadt will vorbereitet sein
Wer die Nachrichten aus dem Kriegsgebiet verfolge, könne sich ausmalen, dass mit mehr Flüchtlingen aus der Ukraine zu rechnen sei, ergänzt Jan Zeitler. Darauf wolle man vorbereitet sein. Allerdings wisse man weder wie viele noch wann sie kämen. „Das ist hier für den Überlauf, hier soll niemand dauerhaft wohnen. Es geht erst einmal darum, den Menschen ein Bett und ein Dach über dem Kopf anzubieten“, betont der OB.

Bastian Eberl, Leiter des Betriebshofs, berichtet, welche Aufgaben er mit seinem Team in den letzten eineinhalb Wochen erledigt hat. Aus Bauzäunen, die mit weißen Plastikplanen als Sichtschutz verkleidet sind, entstanden in der Sporthalle 28 durchnummerierte Boxen. In den nach oben offenen Box gibt es jeweils zwei Betten und vier schmale Stahlschränke.

„Wir haben noch Kinderbetten, die man zustellen kann“, ergänzt Bastian Eberl. Zuerst hätten sie die Halle ausräumen müssen, die bis vor Kurzem erst als Test- und dann als Impfzentrum genutzt wurde. Die Betten kauften sie beispielsweise der Kaserne in Pfullendorf ab. Die Schränke stammen aus anderer Quelle.

Die Waschmaschinen und Trockner in einem Nebenraum sind neu. Man könne sich vorstellen, dass Menschen, die Tage oder sogar Wochen auf der Flucht waren, dringend ihre Kleidung waschen müssten, so Eberl. Damit die Geräte auch den Dauereinsatz schaffen, habe man sich für den Industriestandard entschlossen.
Organisation und aktuelle Situation
In den Boxen gibt es keine Stromanschlüsse
Stromkabel in die einzelnen Boxen zu verlegen, war aus Sicherheitsgründen keine Option. Dafür gibt es in der Halle WLAN. Die Brandschutzauflagen wären erfüllt, Fluchtwege ausgeschildert, angebracht und der Schulgong abgestellt, ergänzt Bastian Eberl.

DRK: „Maße der Boxen entsprechen den üblichen Richtwerten“
Zum Team, das geholfen hat, die Behelfsunterkunft funktional und sicher zu gestalten, gehört auch Thomas Weber vom Roten Kreuz. Er hat sich bereits bei der Flüchtlingswelle 2015 eingesetzt und kann Erfahrungswerte beisteuern. „Die Maße der Boxen entsprechen den üblichen Richtwerten. Wir wollen möglichst viele Leute unterbringen und ihnen gleichzeitig so viel Raum wie möglich lassen“, sagt Weber. Die Essensversorgung übernimmt das Helios Spital, wo auch medizinische Hilfe mit ukrainisch sprechenden Ärzten geleistet werden kann.

Security soll rund um die Uhr für die Sicherheit der Flüchtlinge sorgen
Für die Sicherheit der Bewohner wird eine Security-Firma sorgen. „Es werden Mitarbeiter rund um die Uhr präsent sein“, berichtet Fachbereichsleiter Manfred Schlenker. Er koordiniert die Arbeitsgruppe bei der Stadt, die sich vor allem um die technischen und organisatorischen Dinge in Zusammenhang mit Flüchtlingen aus der Ukraine beschäftigt und sich aus diversen Experten zusammensetzt. Um bestens vorbereitet zu sein, habe er unterschiedliche Szenarien mit entsprechenden Ablaufschemata entwickelt sowie Informationsketten eingerichtet, berichtet Schlenker.
Verteilung der Ukrainer übernimmt das Landratsamt
Für die Verteilung der ukrainischen Flüchtlinge ist wie bei anderen Nationalitäten der Bodenseekreis zuständig. Er weist die Menschen den Kommunen zu. „Wir nehmen unsere Verantwortung wahr“, betont Jan Zeitler und ergänzt, dass sie aktuell den Zielwert übererfüllen würden. Um eine geordnete Aufnahme sicherzustellen, sollten sich alle Flüchtlinge bei der Ausländerbehörde melden. Dort erhalten sie zum Beispiel eine Gesundheitskarte und können so die medizinische Versorgung in Anspruch nehmen.
Finanzierung aus einem Sonderposten für unerwartete Ausgaben
Die Kommunen müssen mit der Einrichtung von Behelfsunterkünften, wie dieser in Überlingen, erst einmal in Vorleistung gehen. Die Ausstattung der alten Sporthalle habe rund 25 000 Euro gekostet, schätzt Bastian Eberl. Das Geld stammt aus einem Sonderposten, das die Stadt für solche unerwarteten Ausgaben im Haushalt vorhält. Bund und Länder haben bereits zugesagt, die Kommunen bei den Kosten für die Unterbringung zu unterstützen.