Ein neues Zentralspital für den Landkreis bleibt das Ziel, doch bis dahin muss weiter in den Bestand investiert werden. So soll das Waldshuter Krankenhaus um einen dreigeschossigen Anbau erweitert werden.
Der Waldshuter Kreistag hat in seiner jüngsten Sitzung Geschäftsführer Hans-Peter Schlaudt grünes Licht für die weiteren Planungen gegeben. Schlaudt betonte in der Sitzung, dass es sich um eine Ertüchtigung, nicht aber um eine Erweiterung des Waldshuter Hauses handle. Schlaudt: "Das Stuttgarter Sozialministerium legt großen Wert darauf, dass es ein Interimsgebäude wird."
Die Kosten für das Provisorium, die auf zehn bis zwölf Millionen Euro taxiert werden, seien im bereits beschlossenen Gesamtfinanzierungsbedarf in Höhe von etwa 24 Millionen Euro enthalten. Die Kosten teilen sich – trotz Ausstiegs der Stadt Waldshut-Tiengen aus der Spitäler Hochrhein GmbH – die Stadt (60 Prozent) sowie der Landkreis (40 Prozent).
Beide Seiten dürften am Ende indes deutlich weniger für das Interimsgebäude bezahlen müssen, da ein erheblicher Zuschuss aus dem Stuttgarter Sozialministerium winkt. Wie hoch dieser ausfällt, vermochte Spital-Geschäftsführer Schlaudt nicht zu sagen. Dies hänge von den weiteren Verhandlungen ab. Klar sei aber, dass der Anbau in die Krankenhaus-Planung des Landes für das kommende Jahr hineinkomme. Ziel sei eine Fertigstellung der Klinik auf Stelzen im Zeitraum Herbst 2020/Frühjahr 2021.
Disput zwischen Ost und West
Im Verlauf der Sitzung kam es zu einem kurzen, aber deutlichen Disput zwischen FDP-Fraktionschef Klaus Denzinger (Wehr) und der SPD-Kreisrätin Sylvia Döbele (Waldshut-Tiengen). Während Denzinger seine Nachfragen mit Verweis auf die Vergangenheit der Krankenhaus-Diskussion begründete, wehrte sich Döbele gegen die "ständigen Vorwürfe", was in der Vergangenheit alles vertuscht worden sei. "Wir haben's langsam satt." Es sei unhaltbar, bei der Bevölkerung den Eindruck zu vermitteln, dass früher alles schief gelaufen sei. Die Wortmeldung Denzingers nannte sie "unqualifiziert".
Die Antwort Denzingers ließ nicht lange auf sich warten. "Wenn Sie glauben, dass in den vergangenen zwei bis drei Jahren alles gut gelaufen ist... Ich sehe das anders." Allerdings gehe es ihm nicht um persönliche Schuldzuweisungen, sondern darum, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Unterstützung erhielt Denzinger von Bad Säckingens Bürgermeister Alexander Guhl (SPD): "In der Vergangenheit ist sicher nicht alles richtig gelaufen."
Das passiert im Anbau
Das Spital Waldshut soll um einen dreigeschossigen Anbau an der Kaiserstraße erweitert werden, um es so für die Zukunft zu ertüchtigen. Nach Fertigstellung des geplanten Zentralkrankenhauses soll das Provisorium zurückgebaut, also abgerissen werden.
- .Was passiert auf der ersten Etage des Stelzen-Anbaus? Dort sollen eine Intensivstation mit 14 Betten (zehn in Zweibett-, vier in Einzelzimmern), eine sogenannte Stroke Unit für Schlaganfallpatienten und eine "Intermediate-Care-Station" eingerichtet werden. Dadurch soll eine gebündelte Versorgung all jener Patienten, deren Leben akut bedroht ist oder jene die intensiv betreuungspflichtig sind, gewährleistet werden.
- .Wie sehen die Pläne für die beiden darüber liegenden Etagen aus? Dort sollen, so sehen es die im Kreistag vorgestellten Pläne vor, Ein- und Zweibett-Zimmer entstehen. Diese sollen vorhandene, veraltete Stationen und Mehrbettzimmer ablösen.
- .Wird durch den Anbau die Bettenzahl erhöht, also das Krankenhaus erweitert? Diese Frage verneinte Geschäftsführer Schlaudt. Die Bettenzahl werde auch mit dem Anbau, wie bisher auch, bei 303 liegen.
- .Wie werden die frei werdenden Zimmer beziehungsweise Stationen künftig genutzt? Hierüber sei noch keine endgültige Entscheidung gefallen, so Schlaudt. Eine mögliche Nutzung wäre die Einrichtung einer Kita für die Kinder der Krankenhaus-Mitarbeiter.
- .Welche Sanierungsmaßnahmen wurden bislang vorgenommen? Eröffnet sei inzwischen das ambulante Untersuchungszentrum (AUZ). Es soll die Wartezeit der Patienten verkürzen (Kosten: 600 000 Euro). Zudem sei der neue und 550 000 Euro teure Hubschrauber-Landeplatz in Betrieb. Die Umgestaltung der Notaufnahme befinde sich in der Schlussphase. Die Fertigstellung ist für diesen Monat geplant, Kosten: 200 000 Euro.