Die Bedeutung einer qualitativ hochwertigen Gesundheitsversorgung war in jüngerer Vergangenheit wohl selten so offenkundig wie in der aktuellen Pandemie-Zeit. Um so positiver kommt da die Nachricht daher, dass in Zukunft Fach- und Führungskräfte des Gesundheitswesens direkt im Landkreis Waldshut ausgebildet werden können.
Möglich macht dies die Gründung eines Instituts für Gesundheit durch die Fachhochschule des Mittelstands. Hinter dem Vorhaben stehen der Landkreis Waldshut, das Klinikum Hochrhein und die Akademie für Gesundheitsfachberufe in Bad Säckingen, die gerade mit der Fachhochschule des Mittelstands einen entsprechenden Vertrag abgeschlossen haben. Die von den drei Förderern bereitgestellte Anschubfinanzierung beträgt laut Mitteilung des Landratsamts Waldshut insgesamt 1,6 Millionen Euro und läuft über den Zeitraum von vier Jahren, danach soll sich das Institut selbst tragen.
Akademische Ausbildung an zwei Standorten
Studieren können Interessierte dann in Waldshut und Bad Säckingen. Ziel sei die wissenschaftliche Wirtschafts- und Bildungsförderung des Gesundheitswesens im Kreis – in enger Zusammenarbeit mit den regionalen Kooperationspartnern aus Wirtschaft, Verwaltung, Bildung und Wissenschaft.
Die Fachhochschule des Mittelstands ist im Landkreis Waldshut wahrlich keine unbekannte Institution. Erste gemeinsame Bildungsangebote mit der Justus-von-Liebig-Schule des Landkreises bestehen bereits seit 2017.
Seit 2019 verbindet die Hochschule zusätzlich eine Kooperation mit der Akademie für Gesundheitsfachberufe in Bad Säckingen. In den beiden dualen Studiengängen Ergotherapie und Physiotherapie übernimmt die Akademie für Gesundheitsfachberufe den praktischen Teil der Ausbildung, die Fachhochschule des Mittelstands die weiterführende akademische Qualifikation, die den Studierenden am Ende den Bachelor-Abschluss ermöglicht.
„Investition in den Zukunfssektor Gesundheit“
„Mit dem Institut für Gesundheit investieren wir in einen Zukunftssektor und wir steigern die Attraktivität unserer Region für junge Menschen“, so Landrat Martin Kistler. Er zeigt sich überzeugt: „Das Institut ist eine große Chance, ein Zentrum für den Wissenstransfer bei uns im Landkreis einzurichten.“ Er gehe davon aus, dass das Institut eine Strahlkraft über den Landkreis hinaus in die Nachbarlandkreise und auch die benachbarte Schweiz entfalten werde, so der Landrat weiter.
„Durch die Zusammenarbeit mit der Fachhochschule des Mittelstands wird sich die Bildungslandschaft vor Ort weiterentwickeln. Wir stellen unser praxisbezogenes Angebot durch die neuen akademischen Qualifikationen noch breiter auf“, sagt auch der Geschäftsführer der Akademie für Gesundheitsberufe, Bad Säckingens Altbürgermeister Günther Nufer.
Aktuell nutzten mer als 100 Berufsschüler das akademische Modell in Bad Säckingen und strebten in Kooperation mit der FHM einen Bachelor-Abschluss an. „Diese Zahl wollen wir zukünftig noch steigern“, schildert Nufer die ambitionierten Ziele der drei Vertragspartner.
Im Kreis Waldshut bietet die FHM nun im ersten Schritt die Bachelor-Studiengänge in den Bereichen Physiotherapie, Ergotherapie sowie Pflege & Management an, ebenso den Master in Physiotherapie.
Dazu kommen zukünftig auch wissenschaftliche Weiterbildungen – etwa die Praxisanleiterausbildung Pflege sowie spezielle Zertifikate der Physiotherapie oder Ergotherapie.
„Ein wichtiger Impuls für den Landkreis“
Hans-Peter Schlaudt, Geschäftsführer des Klinikums Hochrhein, dazu: „Gerade im Landkreis Waldshut mit weiten Wegen zu den Hochschulen nach Freiburg oder Konstanz, ist die Einrichtung des Instituts ein wichtiger Impuls, der auch die positive Entwicklung des Klinikums Hochrhein am neuen Standort unterstützen kann.“
Insbesondere mit den neuen Studienangeboten in der Pflege werde das bestehende Angebot ideal abgerundet und die Aktivitäten gebündelt, attestiert Walter Niemeier, Prorektor für Studium & Lehre an der FHM, der das neue Institut wissenschaftlich leiten wird: „Wir freuen uns auf die neuen zukunftsträchtigen Studienzentren im Landkreis Waldshut.“
Auch die Rektorin der Fachhochschule, Anne Dreier, ist sich sicher, dass das verstärkte Engagement ihrer Institution am Hochrhein der Region einen echten Mehrwert bringen werde, zumal alle Seiten in den vergangenen Jahren gute Erfahrungen gemacht hätten.
Studium, Lehre, Forschung und Weiterbildung
Das Institut für Gesundheit verbindet Studium und Lehre mit angewandter Forschung und Beratung, wissenschaftlicher Weiterbildung sowie dem Wissens- und Personaltransfer im Kreis, führt das Landratsamt in seiner Mitteilung näher aus.
Die Fachhochschule des Mittelstands biete sowohl in Präsenz als auch im Fernstudium ein flexibles, grundständiges, duales und berufsbegleitendes Studienangebot mit zahlreichen Bachelor-Abschlüssen und einem Masterprogramm an, die alle am regionalen Bedarf des Kreises Waldshut ausgerichtet seien.
Geplant seien außerdem Forschungssymposien zu Pflege, Physiotherapie und Ergotherapie sowie Workshops zu ausgewählten, gesundheitsorientierten Themenfeldern sowie themenbezogene Ausstellungen und Tagungen.