Mühelos und mit komfortabler Mehrheit ist der Waldshuter Landrat Martin Kistler am Donnerstagabend in seinem Amt bestätigt worden. Er erhielt 41 der 45 abgegebenen Stimmen, vier stimmten dagegen. Fünf der 50 Kreisräte fehlten beider Wahl entschuldigt.
Damit brachte das Gremium seine große Zufriedenheit mit der Arbeit des Amtsinhabers zum Ausdruck – aber auch das Vertrauen, dass es ihm die Bewältigung der anstehenden Herausforderungen zutraut.
Kämpferischer Auftritt
Dass sich die Wiederwahl des Landrats nicht mit dem Wahlkrimi vor acht Jahren vergleichen lassen würde, war absehbar. Damals hatte sich Martin Kistler im dritten Wahlgang mit 26 gegen 22 Stimmen gegen den damaligen Amtsinhaber Tilman Bollacher durchgesetzt.
Doch auch ohne Konkurrenzdruck und mit dem offenkundigen Rückhalt des Kreistagsgremiums im Rücken zeigte Kistler sich in seiner Präsentation, die der Wahl vorausging, motiviert und geradezu kämpferisch. „Reich an Herausforderungen“ sei die erste Amtszeit gewesen.
Internationale Ereignisse wie Kriege hätten in der Region ihren Niederschlag gefunden und hätten ebenso ihren Niederschlag in der Region gefunden wie regionale Themen und Herausforderungen. Tiefpunkte wie die Schließung des Bad Säckinger Krankenhauses, die Kistler als „schmerzlichsten Moment“ seiner ersten Amtszeit bezeichnete, habe es gegeben.
Aber: „Manche Hoffnungen müssen zerplatzen, damit ein Neuanfang möglich ist“, so Kistler. Das habe sich ebenfalls in diesem Zusammenhang gezeigt, der Startpunkt für das Zentralklinikum und den Gesundheitscampus Bad Säckingen gewesen sei.
Dennoch: Unterm Strich sei viel gelungen. Das schlage sich auch in einer positiven Außenwahrnehmung nieder: „Wir gelten als Kreis, der die Themen anpackt und voranbringt“, betonte Kistler. Und auf diesem Weg gelte es, weiterzugehen – gerade auch mit Blick auf das 50-jährige Bestehen des Landkreises kommendes Jahr. Und er wolle in diesem Sinne mit gutem Beispiel vorangehen: „Ich möchte ein Landrat sein, der ist wie die Menschen hier sind: pragmatisch, unbürokratisch und mit vollem Engagement bei der Sache.“
Viele Aufgaben warten
Grundsätzlich stehen dem alten und neuen Landrat wahrlich keine langweiligen Jahre bevor. Dessen zeigte er sich bewusst. Der Landkreis und seine Kommunen sehen sich konfrontiert mit zahlreichen Großprojekten – teilweise mit internationalem Charakter.
Doch der Optimismus sei groß, betonte Kistler – erst recht mit diesem Rückhalt aus dem Kreistag. Den Abschluss beziehungsweise die Weiterentwicklung angestoßener Vorhaben bezeichnete er als wichtige Ziele für die nächsten acht Jahre. Der Breitbandausbau befindet sich in der Umsetzungsphase. Bei der Elektrifizierung der Hochrheinstrecke soll es in den nächsten Jahren massiv vorwärts gehen. Dis 2027 rechnet Kistler mit deren Abschluss.
Auch der Neubau des Klinikums in Albbruck soll laut Plan noch innerhalb von Kistlers Amtszeit abgeschlossen sein. Themen wie Autobahn-Planung und Fluglärmstreit mit der Schweiz werden weiterhin Begleiter der Landratsarbeit sein. In wenigen Monaten dürfte die Schweizer Endlagersuche hinzu kommen. Dann wollen die Eidgenossen eine Vorauswahl für den Standort treffen.
Zukunftsthemen sind auch Klimaneutralität und die Digitalisierung der Verwaltung. Diesbezüglich sei im Landkreis und der Verwaltung schon einiges im Gange. Die Teilnahme am European Energy Award sei deutliches Zeichen, wohin der Weg geht, so Kistler in seiner Rede. Weitere Themen und Initiativen werden aber wohl noch folgen – doch nach den Erfahrungen der Corona-Pandemie seien Kreisverwaltung und Behörden auf etwaige unerwartete Vorfälle vorbereitet, so Kistler.