Aus menschlicher Sicht war das kein allzu feiner Akt, was sich da bei der Nominierungsversammlung der CDU in Dogern abgespielt hat. Aber nach solchen Gesichtspunkten läuft es in der Politik ohnehin selten ab.

Mit fast zwei Dritteln der Stimmen der Delegierten wurde Nachwuchspolitiker Simon Herzog zum Landtagskandidaten der Christdemokraten für den Wahlkreis Waldshut gekürt. Für die amtierende Abgeordnete, Sabine Hartmann-Müller, ist das eine schallende Ohrfeige – jedoch eine mit Ansage.

Schmerz über verlorenes Direktmandat sitzt tief

Denn dass der Schmerz über den Verlust des Direktmandats im Wahlkreis an die Grünen bei vielen Mitgliedern der CDU auch vier Jahre nach der Landtagswahl noch immer tief sitzt, ist kein Geheimnis. Wem man für das schlechte Abschneiden damals die Schuld gibt, und wem man nicht zutraut, das Ruder noch einmal herumzureißen – auch das zeigten schon vor der Nominierungsversammlung die zumeist hinter vorgehaltener Hand getätigten Äußerungen vieler Parteimitglieder.

Nun schlagen sie sich in einem Abstimmungsergebnis nieder, das die wenigsten in dieser Deutlichkeit erwartet hätten. 144 der 219 abgegebenen Stimmen entfallen auf den Herausforderer, 75 auf die Abgeordnete. Dass ein amtierender Abgeordneter der CDU auf diese Art von einer erneuten Kandidatur abgehalten wird, gab es im Wahlkreis Waldshut noch nie.

Ein junger Mann soll es jetzt richten

Nun soll ein junger Mann die Christdemokraten zu alter Blüte und Vormacht in der Region zurückführen. Das ist für die CDU im Kreis keine neue Situation. Schon der jetzige Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete, Felix Schreiner, war gerade Mitte 20, als er erstmals ein Landtagsmandat anstrebte.

In seinen ersten Stellungnahmen konstatiert Herzog selbstbewusst, dass er den großen Erwartungen, die Partei an ihn knüpft, gewachsen sei, dass er sich die Bewältigung der Herausforderungen zutraue.

Nun müssen Antworten auf große Fragen her

Jung, wild und mit vielen neuen Ideen und Vorstellungen geht er ins Rennen um die Wählergunst. Dass der Rückhalt seiner Partei so groß ist, ist für den Kandidaten sicher von Vorteil. Denn dem jungen Wilden steht erst einmal eine zwölfmonatige Ochsentour bevor, bei der es darum geht, sich bekannt zu machen und das Vertrauen der Wähler zu gewinnen. Bei denen stehen keineswegs nur schicke Zukunftsthemen auf der Agenda.

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Herzog wird auch Antworten auf Probleme und Herausforderungen liefern müssen, die teils ein Vielfaches älter sind als der frisch gebackene Kandidat selbst (Jahrgang 1999). Und bekanntlich kommen ständig neue Themen dazu, von Ärztemangel bis Infrastruktur. Dabei darf sich Herzog eines sicher sein: Die politische Konkurrenz wird auch einer euphorischen CDU und ihrem jungen, wilden Kandidaten nicht kampflos das Feld überlassen.

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