Reinhard Valenta, ehemalige Kulturamtsleiter in Wehr und unseren Lesern als Verfasser zahlreicher Beiträge zur Wehrer Stadtgeschichte bekannt, befasst sich am Beispiel der Mechanischen Buntweberei Brennet (MBB) mit Löhnen und Gehältern in der hochrheinischen Textilindustrie um 1900. Valenta bezeichnet es als „merkwürdig“, dass es zur regionalen Textilindustrie kaum sozio-ökonomische Untersuchungen gebe, obwohl sie eine so wichtige Bedeutung besessen habe. Anhand der im Brennet-Textilmuseum erhaltenen Unterlagen, darunter „Das Webbüchlein der Frau Rosa Kramer“, wie Valenta seinen Beitrag auch betitelt, vergleicht der Autor Gehälter und Löhne – und setzt sie ins Verhältnis zu Alltagspreisen.
Um sich beispielsweise für 50 Mark ein gebrauchtes Fahrrad kaufen zu können, musste eine Weberin wie Rosa Kramer einen ganzen Monat lang arbeiten! Die MBB-Gründer und -Vorstände Carl August Hipp, Joseph Raphael Schenz und Anton Denk verdienten mit jährlich je 8000 Mark 13mal so viel wie ihre Weberin. Im Vergleich zu heutigen Manager-Gehältern ist das allerdings fast nichts. Denn 2017 strichen Dax-Vorstände im Schnitt 71mal so viel wie ihre Mitarbeiter ein.
Auch der Laufenburger Stadtarchivar Martin Blümcke bereichert den SÜDKURIER immer wieder mit historischen Beiträgen. Fürs Jahrbuch der FBVH beschreibt er „Die ‚Mechanischen Ziegelei in Grunholz‘ 1912 bis 1966“. Er stützt sich dabei vor allem auf die Erinnerungen, die der 1910 geborene Wilhelm Zimmermann, ein Sohn des Firmengründers Friedrich Zimmermann, als alter Mann niederschrieb. Es ist ein Blick in eine uns heute fremde Welt, in der materielle Armut zum Beispiel Kinderarbeit alltäglich machte. So musste der 1871 als Sohn eines Zieglers geborene Friederich Zimmermann wie seine neun Geschwister morgens schon vor dem Frühstück mit nackten Füßen Lehm treten. Die Alten arbeiteten buchstäblich bis zum Umfallen.
Um sich kostengünstig mit Lebensmitteln versorgen zu können, gründeten Arbeiter und Handwerker ab Mitte des 19. Jahrhunderts Konsumvereine. So auch in Säckingen. Zwar gibt es kaum schriftliche Hinweise auf die Existenz einer solchen Genossenschaft. Doch es sind kleine Wertmarken aus Messing mit der Aufschrift „Consumverein Säckingen e.G.“ überkommen. Mit diesem Genossenschaftsgeld befassen sich Michael Gnatzy und Jürgen Wild in ihrem Beitrag „Das Säckinger Konsumgeld“.
Die Ergebnisse archäologischer Forschungen präsentieren Jakob Baerlocher sowie Cecilie Gut, Örni Akeret und David Wälchli zu. Baerlocher schreibt über das 2020 in Möhlin ausgegrabene Badgebäude einer schon länger bekannten römischen Villa aus dem 1. bis 3. Jahrhundert. Gut, Akeret und Wälchli legen dar, welche Einblicke in die Lebens- und Ernährungsweise der Kaister Bevölkerung um 1500 Grabungen 2019 im Ortskern ergeben haben. Mit dem Gedenken an den deutsch-französischen Krieg 1870/71 in Säckingen befasst sich Eveline Klein. Zur Umsetzung der habsburgischen Hebammenreform in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts im Fricktal schreibt Sophie Fäs. Jahresberichte der FBVH, der Bodenforscher und des Fricktaler Museums sowie Buchbesprechungen komplettieren den von Linus Hüsser und David Wälchli redigierten 136 Seiten starken Band.
„Vom Jura zum Schwarzwald“, Fricktalisch-Badische Vereinigung für Heimatkunde (Hsg.), 94. Jahrgang, 2020. Erschienen im September 2021. Preis 25 Euro.