Was im März 2020 noch Zukunftsmusik zu sein schien, ist nun in trockenen Tüchern: Die Mitglieder von „Schwarzwald Gegenwind“ (Kleines Wiesental) und der Gersbacher Windkraftgegner-BI haben sich zusammengetan. Statt bisher jeweils rund 100 Mitgliedern vereinigt der Verein „Südschwarzwald Vernunftkraft“ nun über 300 Windkraftgegner unter einem Dach mit den gewohnten Ansprechpartnern Wolfgang Ühlin (Gersbach) und Bernd Fischbeck (Kleines Wiesental).

Vor allem die Mitglieder im Kleinen Wiesental wollen heraus aus der Isolation, aus dem – wie es Daniel Senn am Freitag in der Gersbacher Mühle beschrieb – „von allen Seiten eingekreisten Hotspot“, der ihnen mitunter den Atem nahm und den gewünschten und wohl auch notwendigen Aktionsradius stark eingrenzte.

Von vielen Seiten bekommt „Schwarzwald Gegenwind“ Gegenwind. Unterkriegen lassen will sich der Verein weder von Windparkbetreibern wie den EWS oder von Anlagen-Befürwortern, denen permanent „Sand in die Augen gestreut“ worden sei und die „Opfer falscher Versprechungen wurden“, „auf keinen Fall.“ Im Gegenteil. „Wir wollen ab sofort Stärke zeigen“, geht Wolfgang Ühlin in die Offensive. Und er betont: „Vorbei sind die Zeiten, in denen wir nicht ausreichend darstellen konnten, was wir sind.“ Auch sein Vorstandspartner Fischbeck wittert Morgenluft: „Wir wurden in der Vergangenheit mit dem Argument, wir seien kein Klein-Wiesentäler Verein, totgeschwiegen. Nicht mal im Gemeindeblatt konnten wir uns artikulieren.“ Aber das ziehe nicht mehr. Denn der neue Verein, der aus zwei Bürgerinitiativen entstanden ist, habe seinen Sitz im Kleinen Wiesental.

Mitgliedschaft ist beitragsfrei

Eine Mitgliedschaft sei beitragsfrei, versicherte Bernd Fischbeck, obwohl durchaus teure Rechtsstreitigkeiten ins Haus stehen könnten. „Wenn wir dafür Geld benötigen, werden wir uns an die Mitglieder wenden, die dann frei entscheiden können, ob sie uns von Fall zu Fall unterstützen oder nicht“, sind sich die Vereinssprecher einig. Wichtig sei jetzt erst einmal, den Menschen im Tal deutlich zu machen, „dass wir nicht die Bösen sind.“ Man wolle mit sachlichen Argumenten überzeugen, den Leuten aber auch unmissverständlich erklären, was auf sie zukomme, wenn sie sich auf die Installation von Windrädern einlassen, die längst nicht mehr dem Stand der Technik entsprächen und nicht in einen Bereich des Schwarzwalds passten, in dem kaum geeignete Antriebswinde zur Verfügung stünden, ganz zu schweigen vom Umgang mit der Natur und den sonstigen Nöten der Bevölkerung. Bisherige Diskussionen seien nicht ehrlich gewesen. Den Windkraftbetreibern gehe es nicht um die Energiewende, sondern nur ums Geldverdienen. Man habe den Eindruck gewinnen müssen, dass bei den Gemeindeverwaltungen und beim Landratsamt die Lobby der Konzerne wesentlich besser vertreten ist als die der Bürger. Damit müsse Schluss sein.

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Die Voraussetzungen für wirksame Konter seien mit der Fusion der Vereine zu einem starken Gegner geschaffen. „Wenn wir das ungeheure Potential nutzen, das in Gersbach zweifelsfrei vorhanden ist, sind wir sicher, Bewegung in die die Gegenwind-Bewegungen bringen zu können“, hieß es beim Pressegespräch in Gersbach. Bei einer Hauptversammlung soll ein Vorstand neu gewählt oder bestätigt, ein neues Logo vorgestellt und eine gemeinsame Webseite unter dem Namen www.schwarzwald-gegenwind.de auf den Weg gebracht werden. Und danach, so Ühlin angriffslustig, werde der Verein die anstehenden Themen aufgreifen, darunter auch den „neuesten Unsinn“, der in Fröhnd mit der Ankündigung des dortigen Bürgermeisters, eine Windkraftanlage bauen zu wollen, um die Gemeindefinanzen auf Vordermann zu bringen, in Gang gebracht wurde.