Zahlreiche Interessierte trafen sich in Riedern, um Näheres über das Freilichtprojekt des Theatervereins "Zeitschleuse" zu erfahren. Sehr lebhaft trug die Vorsitzende Corinna Vogt, Tochter der Autorin Erika Buhr, einzelne Passagen aus dem Theaterstück vor; an den besonders bewegenden Stellen hätte man die sprichwörtliche Nadel fallen hören können. Thema des Stückes ist die Auswanderergeschichte „Die Amerikafahrt“ von Heinrich Ernst Kromer und parallel das Leben der Daheimgebliebenen. Wenige Tage vor dem Treffen schloss Erika Buhr das Schreiben des letzten Bildes ab. Dreh- und Angelpunkt des Stückes ist die Liebesgeschichte von Dorus Kromer, dem Vater von Heinrich Ernst Kromer, der viermal in Amerika war, und seiner Marei, die in Riedern blieb und nie einen Fuß nach Amerika setzte.
Besonders schön ist, dass sich für das Projekt Mitwirkende aus allen Ortsteilen der Gemeinde gemeldet habe, die dabei sein möchten. Interessant sind die Zugriffszahlen auf die Homepage des Vereins: Bereits 13 000 Besucher sind seit dem Frühjahr online gewesen, um sich zu informieren (www.zeitschleuse.com). Der Verein freut sich auch darüber, dass Erzbischof Georg Gänswein die Schirmherrschaft übernommen hat.
Ein wichtiger Teil der Geschichte spielt auf dem Schiff während der Überfahrt. Die Menschen litten dort unter unbeschreiblichen hygienischen Zuständen, hatten Hunger und in manchen Momenten bangten sie um ihr Leben. Herbert Duttlinger, Geschäftsführer, und Rolf Boll, Architekt, beide Holzbau Bruno Kaiser in Bernau, bauen für diesen Zweck ein Schiff, welches dann im Klostergarten stehen wird. Die Entwürfe hierfür sind gezeichnet und wurden vorgestellt. Manfred Vonderach und Franz Mutter vom Männergesangsverein Berau waren mit ihren Sängerkollegen auch dabei und untermalten den Vortrag musikalisch. Musik und Gesang sind Corinna Vogt besonders wichtig: „Damit werden Gefühle und Stimmungen am besten ausgedrückt“.
Im Stück soll das echte Leben von damals dargestellt werden. „Wir werden nicht Theater spielen, wir werden unsere Rollen auf der Bühne leben. Dieses Mal mussten wir keine Namen erfinden, alle Menschen haben wirklich gelebt und alle Generationen sollen hier mitwirken. Besonders am Herzen liegen mir die Kinder, sie werden im Stück voll integriert sein. Dafür üben unsere Freudekids schon seit einigen Monaten gemeinsam. Letztlich alles in Vorbereitung auf das kommende Projekt.“ Die Proben beginnen nach Fasnacht 2018, anfangs wöchentlich, ab Herbst 2018 zusätzlich mit gelegentlichen Proben am Wochenende, wenn die Bilder zusammengefügt werden. Hannah Alex aus Riedern war auch dabei. Sie sagt: „Da ich mich sowieso für Geschichte interessiere und für die meines eigenen Dorfes natürlich besonders, war das für mich ein interessanter Abend. Das Stück wurde faszinierend vorgetragen, ich konnte richtig mitfühlen, was die Menschen damals bewegt hat. Ich freue mich riesig darauf, mit unserem Esel Joe dabei sein zu dürfen.“
Paul Brogle aus Untermettingen meinte: „Für mich war der Abend ein echtes Highlight. Ich war wahnsinnig überrascht von Corinna Vogt und wie sie das alles rübergebracht hat. So hatte ich mir das gar nicht vorgestellt. Es war faszinierend, wie mich diese Geschichte gefesselt hat.“
Erhard Brotz, Birkendorf: „Wirklich beachtlich, mit welchem Engagement der Theaterverein dieses Projekt angeht. Ich habe selbst auch schon Theater gespielt und kann mir daher vorstellen, was es braucht, um so etwas zu organisieren und durchzuführen. Das Kloster in Riedern bietet für so eine Sache natürlich eine Traumkulisse, besser ginge das ja gar nicht.“
Adrian Preiser, Hürrlingen, Vorsitzender der Landjugend Riedern: „Corinna hat das unglaublich gut rübergebracht. Ich habe regelrecht ein Feeling fürs Theater bekommen und habe richtig gespürt, worauf es beim Theaterspielen ankommt.“
Ausdrücklich bedankte sich Corinna Vogt bei Thomas Fechtig als Ideengeber für das außergewöhnliche Vorhaben: „Thomas, ich bin so froh, dass du mir das Buch ‚Die Amerikafahrt’ letztes Jahr zugesteckt hast!“ Auch bei ihrer Vorstandskollegin Kerstin Kaiser bedankte sie sich für die fruchtbare und enge Zusammenarbeit.
Das Theaterpojekt
Verantwortlich ist der Freilichttheaterverein Zeitschleuse. Die Jugendgruppe Freudekids bereitet als aktuelles Stück „Fremde Begegnung“ vor, Premiere ist am 24. September, Folgetermine. Das Stück "Zwischen den Welten“ von der Autorin Erika Buhr hat am 19. Juli 2019 im Kloster Riedern am Wald Premiere. Infos per E-Mail: (kontakt@zeitschleuse.com) oder im Internet: www.zeitschleuse.com