Am Ende der ‚Ersten-Werktags-Gemeinde‘ in Birkendorf lenkte Ortsvorsteherin Marianne Buchmüller die Aufmerksamkeit auf einen beeindruckenden Pokal aus dem Jahr 1927. Sie präsentierte diesen besonderen Schatz, den die Gemeinde Birkendorf dem „Fahrradverein Immergrün“ zur Bannerweihe gewidmet hatte.
Die Prägung besagt: „Dem Fahrradverein zur Bannerweihe am 21.5.1927 gewidmet – Gemeinde Birkendorf“. In der Chronik von Josef Kaiser, ist dem in Vergessenheit geratenen Fahrradverein ein interessantes Kapitel gewidmet.

Marianne Frommherz und Anita Bernhard erinnern sich, dass ihre Väter Johann Fechtig (Birkenwirt) und Josef Keßler (Gemeinderechner) sowie Josef Schropp (Schuhmacher), Karl Fechtig (Dentist) und andere, Mitglieder des Vereins waren und gerne von Radtouren erzählten.
Pokal gerät in einer Vitrine in Vergessenheit
Den Pokal hatte Herbert Bächle aus Riedern zur Ortsvorsteherin gebracht. Er war lange Zeit in einer Vitrine des Sportvereins Riedern im Gasthaus „Kreuz“ und blieb beim Umzug des SV ins Vereinsheim zurück. Herbert Bächle nahm ihn an sich, reinigte ihn und bewahrte ihn sorgfältig auf.

„Ich bin der Meinung, der Pokal sollte nach Birkendorf, wo er hingehört“, erzählt Bächle. Warum er in Riedern stand, darüber kann man spekulieren. Genau weiß es heute wahrscheinlich keiner. In Hürrlingen und in Mettingen (heute Untermettingen) gab es zu jener Zeit auch Fahrradvereine. Der Mettinger Fahrradverein wurde laut Auskunft von Roland Kromer schon 1908 gegründet, die Bannerweihe folgte nach dem Ersten Weltkrieg 1922.
Flagge und Wimpel waren im Gasthaus „Kranz“
Helmut Kaiser verkündete, dass auch eine Flagge des Birkendorfer Fahrradvereins existiere. Zur Überraschung meinte daraufhin Cornelia Ziller, diese tatsächlich in Verwahrung zu haben. Sie stamme aus dem ehemaligen Gasthaus „Kranz“, das 1967 abgerissen wurde.
Eilig machte sie sich auf den Weg nach Hause und kehrte mit verschiedenen Wimpeln zur Versammlung zurück. Laut gestickter Wimpel-Inschriften war die Vereinsgründung 1924 und am 22. Mai 1927 wurde die Bannerweihe mit einem dreitägigen Fest gefeiert. Das Gasthaus Kranz oder die „Birke“ könnten Vereinslokale gewesen sein.

Das Gasthaus „Kranz“ wurde aufgegeben, als der Wirt Alfons Matt im Zweiten Weltkrieg gefallen war. Birkenwirt Johann Fechtig war Mitglied im Fahrradverein. Seine Töchter Marianne Frommherz und Christa Stulz erzählen, dass das Vereinsbanner in der Gaststätte hing. Nach dem Verkauf der „Birke“ übergab Marianne Frommherz die Flagge an das Rathausarchiv Birkendorf, das vor einigen Jahren aufgelöst wurde.
Wo ist die Flagge?
Doch inmitten der Aufregung über die historischen Fundstücke blieb eine Frage unbeantwortet: Wo ist die Vereinsflagge? Diese geheimnisvolle Wendung sorgt weiter für Gesprächsstoff und regt die Fantasie der Bürger an. Wo könnte sich die Flagge befinden und welche Geschichten birgt sie? Birkendorf zeigt einmal mehr, dass die Vergangenheit stets lebendig bleibt und eine Bürgerversammlung Gemeinschaft zusammenbringt.