Susann Duygu-D'Souza

Die Geburt eines Kindes ist für werdende Eltern ein ganz besonderer Moment in ihrem Leben. Und auch die ersten Tage danach wollen Mütter und Väter ihr Kind kennenlernen, mit ihm Zeit verbringen, kuscheln, es im Arm halten, füttern oder einfach nur beim Schlafen beobachten.

Doch in der Corona-Krise ist das derzeit nicht ganz so einfach. Zwar gibt es in vielen Krankenhäusern ein striktes Besuchsverbot, doch bei einer Geburt machen viele Häuser dann doch eine Ausnahme für Väter beziehungsweise eine Begleitperson. So wie das Klinikum Hochrhein in Waldshut.

Eleonore Gisy, Chefärztin der Frauenheilkunde am Klinikum Hochrhein: „Um das Ansteckungsrisiko möglichst gering zu halten, dürfen Väter zwar bei der Geburt dabei sein, das gilt aber im Moment leider nicht für die Zeit danach. Weder Vater, noch Oma oder Opa dürfen Mutter und Kind besuchen.“ Gisy weiß, dass das für viele Frauen deshalb schwer ist, weil sie allein auf sich gestellt sind. „Aber die meisten der Patientinnen haben dafür Verständnis.“

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Am Klinikum Hochrhein versucht man deshalb, eine intensivere Betreuung für die Mütter durch Klinikpersonal zu ermöglichen. Eleonore Gisy: „Das ist zwar nicht das Gleiche, wie wenn der Vater oder die eigene Mutter dabei sind, aber auch unsere Kinderkrankenschwestern nehmen das Neugeborene beispielsweise den Müttern ab, wenn sie erschöpft sind und sich ausruhen müssen.“

Damit im Falle eines erhöhten Aufkommens an Corona-Patienten genügend Ressourcen in den Kliniken zur Verfügung stehen, wurden alle Kliniken deutschlandweit dazu angehalten, geplante Operationen nach Möglichkeit derzeit nicht durchzuführen.

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Für die Patientinnen der Geburtshilfe hat dies nun auch Vorteile, weil ihnen mehr Schwestern zur Verfügung stehen. Gisy: „Zudem hat diese Entscheidung auch den Hintergrund, dass falls sich ein Team infiziert, wir so noch eine weitere Mannschaft haben, die sich um die Patientinnen kümmern kann.“

Bisher gab auf der Entbindungsstation noch keine Frau, die während der Geburt mit dem Coronavirus infiziert war, aber „wir können dieses Szenario nicht ausschließen und rechnen auch damit, dass das irgendwann bei uns eintreffen wird“, sagt die Chefärztin der Frauenheilkunde.

Für diesen Fall hat das Klinikum Hochrhein einen genauen Plan: „Wir haben einen unserer Kreißsäle speziell für mögliche Corona-Patientinnen reserviert. Außerdem gibt es für das Personal dann spezielle Schutzkleidung wie FFP2-Masken, Schutzbrille und Kittel sowie Handschuhe.

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Dazu gibt es eine Rufbereitschaft für eine zweite Hebamme, sodass eine von beiden sich nur um die Corona-Patientin kümmern kann und die andere Hebamme dann um die weiteren nicht infizierten Mütter.“ Weil es generell einen Hebammenmangel gibt, ist Eleonore Gisy froh, dass sich zwei selbstständige Hebammen für den Dienst im Krankenhaus zur Verfügung gestellt haben.

Auch wenn die meisten Schwangeren nicht zur Risikogruppe gehören, haben sie Ängste. „Aber wenn sich die Schwangeren vor der Entbindung an das Kontaktverbot halten, minimieren sie das Risiko für eine Ansteckung“, sagt Gisy.

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Aber auch die Mitarbeiter im Klinikum Hochrhein haben Sorgen, sich zu infizieren und ihre Familie anzustecken. „Gerade bei einer Geburt gibt es direkten Kontakt zu den Frauen, den man nicht vermeiden kann“, weiß Gisy. Deshalb bleibt sie selbst mit ihrem Mann und den Kindern zu Hause und trifft sich beispielsweise nicht mit ihren Schwiegereltern, die im gleichen Haus leben. „Wir können nie ausschließen, dass wir uns nicht doch infiziert haben, auch wenn wir uns an alle Hygienevorschriften halten.“