Eine Retrospektive auf sein Lebenswerk sei sie nicht, sagt Bernd Salfner über die Ausstellung, die ab diesem Wochenende im Schloss Tiengen anlässlich seines 80. Geburtstags am 13. September 2022 zu sehen ist. „Die kann jemand machen, wenn ich tot bin“, fügt der Künstler und frühere Kinderarzt aus Tiengen schmunzelnd hinzu.
Statt eines Rückblicks auf sein künstlerisches Lebenswerk zeigt die Schau mit dem Titel „Traumbilder“ vielmehr Aquarelle und Ölbilder, die in diesem Jahr und in den beiden vergangenen Coronajahren entstanden sind, erklärt Salfner im Gespräch mit dieser Zeitung.
Traumbilder habe er die Ausstellung genannt, weil erst im Laufe des Malens etwas entstehe, was Salfner zuvor nicht geplant habe. „Es malt mit mir“, beschreibt der Künstler den Prozess. „Es ist jedes Mal ein Abenteuer und der Grund, warum ich mit 80 immer noch male“, ergänzt er.
Traumbilder auch, da die Bilder genau wie Traumsequenzen etwas Surreales haben. „Es gibt einen Kippunkt wie im Traum, an dem man nicht sagen kann, was ist das jetzt“, erklärt der gebürtige Bayreuther, der 1977 an den Hochrhein kam, um eine Gemeinschaftspraxis für Kinderheilkunde zu gründen.
Ganz deutlich stelle er dieses Traumhafte bei der Arbeit an seinen Aquarellen fest, die allesamt „spontan und aus dem Unterbewusstsein“ entstehen. „Wenn die Farbe drauf ist, kann man nichts mehr korrigieren“, berichtet Salfner, der seit seiner frühesten Kindheit im bayerisch-schwäbischen Nördlingen künstlerisch aktiv sei.
„Es sind sehr ruhige und meditative Bilder“, beschreibt Bernd Salfner die Werke, die rund drei Wochen im Schloss Tiengen zu sehen sind. Die Motive stellen für ihn einen Ruhepol dar. „Wir leben in einer unheimlich lauten Welt, in der nur noch derjenige gehört wird, der schreit“, bedauert der Künstler.
Ein Bild pro Tag
Alle Bilder seien jeweils an einem Tag entstanden – seien es die kleineren Aquarelle oder die großformatigen Ölbilder. „Man würde sonst sehen, wenn ich den Farbverlauf unterbreche“, erklärt der Maler. Ganz große Bilder könne er daher nur im Sommer malen. Im Winter seien die Tage zu kurz. „Ich bin sonst ein Zappelphilipp“, sagt er, aber diese Art zu malen, tue ihm gut. „Das ist reinste Therapie“, fügt er hinzu.
Für Bernd Salfner, der seine Werke immer wieder deutschland- und europaweit präsentiert, ist die Ausstellung im Schloss Tiengen etwas ganz Besonderes. „Die Schwarzenbergsäle sind wahnsinnig schöne Räume, die für mich eine unheimlich große Bedeutung haben“, erzählt er.
2013 hatte er mit weiteren Mitstreitern die Freunde Schloss Tiengen gegründet. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die restaurierten Räume mit ihren barocken Stuckdecken für kulturelle Zwecke der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Seitdem finden dort regelmäßig Konzerte, Lesungen, Vorträge und Ausstellungen statt.