Das Brummen kommt näher, die Geräusche der Turbinen über Konstanz sind deutlich zu hören. Ist das Flugzeug im Landeanflug auf den Zürcher Flughafen? Das kann eigentlich nicht sein, dafür ist die Maschine am Mittwochabend, 6. März, um 21.43 Uhr schon zu nah am Boden. Weshalb befindet sich das Flugzeug im Tiefflug über der Konzilstadt? Könnte es sich gar um eine Notlandung handeln?

Ein Blick auf das Flugradar bringt erste Erkenntnisse: Es handelt sich um eine Boeing 737, die zu diesem Zeitpunkt in einer Höhe von nicht einmal 1600 Metern über Konstanz hinwegzieht. Gestartet ist sie um 21.32 Uhr in Zürich. Ihr Ziel: Friedrichshafen. Die Landung dort wird rund fünf Minuten später erfolgen. Viel Höhe ist auf einem so kurzen Flug tatsächlich kaum zu gewinnen.

Die private Boeing 737 fliegt mit etwa 448 km/h über Konstanz. Sie startete von Zürich und landete paar Minuten später schon in ...
Die private Boeing 737 fliegt mit etwa 448 km/h über Konstanz. Sie startete von Zürich und landete paar Minuten später schon in Friedrichshafen. Die 76 Kilometer nach Friedrichshafen legt die Maschine in etwa 16 Minuten zurück. | Bild: Screenshot flightaware.com

Der Flug des Business-Jets dauert also gerade einmal 16 Minuten, die Distanz zwischen den Flughäfen beträgt nur 76 Kilometer. Aber was war da unterwegs?

Linienflüge von Zürich nach Friedrichshafen gibt es nicht. Es scheint sich also um einen Privatflug zu handeln. Aus den Daten des Flugradars geht auch hervor, welche Route die Maschine zuvor an diesem Tag genommen hatte: Es ging von Dubai über Kuwait nach Zürich.

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Wer da wohl an den Bodensee gereist ist? Das gibt Gunther Braun, Pressesprecher des Flughafens Friedrichshafen, auf SÜDKURIER-Nachfrage nicht preis. Stattdessen verweist er auf den Datenschutz. Wer sich an Bord befand oder wie viele Personen mit der Boeing 737 reisten, das kann und will er nicht sagen. Nur so viel: Dass der Privatflug am Flughafen der Stadt am Bodensee Halt machen wird, sei bereits seit einigen Tagen bekannt gewesen.

Privatjets sind nicht ungewöhnlich – aber dieser hier ist vergleichsweise riesig

Der Vorgang ist ungewöhnlich. Privatflugzeuge sind keine Seltenheit auf den Rollfeldern von Zürich und Friedrichshafen. Aber sie sind in der Regel sehr viel kleiner dimensioniert.

Eine Boeing 737 dagegen ist normalerweise ein veritables Passagierflugzeug und fasst je nach Variante zwischen rund 125 und 220 Passagiere. Die Maschine mit der Kennung P4-999, die jetzt über Konstanz flog, ist laut dem Betreiber für 31 Passagiere ausgelegt – die es an Bord deutlich luxuriöser haben dürften als Linien-Fluggäste.

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Wer kann sich so ein Verkehrsmittel leisten? Das bleibt also rätselhaft, zumal das Flugzeug nicht besonders auffällig lackiert ist. Generell komme aber immer wieder vor, dass die kurze Strecke von Zürich nach Friedrichshafen mit dem Flugzeug zurückgelegt werde, erklärt der Friedrichshafener Flughafen-Pressesprecher. Auch dass ein Privatflugzeug die Piste in Friedrichshafen ansteuere, komme vor, sagt Gunther Braun.

Die Luxus-Maschine kann man samt Besatzung mieten

Was sicher ist: Die Privat-Boeing 737 gehört dem Unternehmen Action Aviation, das in Dubai seinen Sitz hat und die Maschine samt Besatzung gegen Geld zur Verfügung stellt. Preise von über 10.000 Euro – pro Stunde! – sind dafür keine Seltenheit.

In einem kurzen Telefonat möchte ein Unternehmenssprecher nicht über den Flug reden und lehnt jede Aussage über den Grund des Fluges ab. Und auch dazu, wer in dem Privatjet saß. Doch er bestätigt, dass die Maschine in die Flotte des Unternehmens gehört.

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War es einfach ein klimaschädliches Parkmanöver?

Und was sagt das Schweizer Bundesamt für Zivilluftfahrt über den Flug? Mediensprecher Christian Schubert teilt auf SÜDKURIER-Nachfrage mit, dass es sich um einen nicht-kommerziellen Leerflug gehandelt habe.

Möglicherweise war es also auch einfach ein ebenso teures wie umweltschädliches Parkmanöver – denn der rätselhafte Jet flog nach Angaben der Internetseite Flightaware am Samstag, 9. März, bereits wieder zurück nach Zürich, um von dort aus den Nahen Osten anzusteuern.