Menschen in Deutschland sind hoch motiviert sind, freiwillig Corona-Maßnahmen einzuhalten, dies zeigt eine Studie der Universität Konstanz. Gegen Verpflichtungen aber rege sich teilweise Widerstand, teilt die Hochschule mit. Dies gelte unter anderem auch für die Impfung.

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Für die Studie kooperierten die Verhaltensökonomin und Psychologin Katrin Schmelz von der Universität Konstanz mit dem Thurgauer Wirtschaftsinstitut (TWI). Sie nutzte ein großangelegtes, repräsentatives Umfrageprogramm im Rahmen des Exzellenzclusters „The Politics of Inequality“ der Universität Konstanz zum Ende des ersten Lockdowns im Frühling 2020, um 5000 Menschen zu befragen.

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So viele Deutsche sollten sagen, ob und unter welchen Umständen sie mit Schutzmaßnahmen gegen das grassierende Corona-Virus einverstanden sind. Sie sollten angeben, ob sie bereit sind Kontakte und Reisen einzuschränken, eine Maske zu tragen, die Corona-Warn-App zu nutzen und sich impfen zu lassen, wenn diese Maßnahmen entweder von der Regierung dringend empfohlen sind, aber freiwillig bleiben, oder wenn sie verpflichtend sind und kontrolliert werden.

Bild 1: Corona-Schutzmaßnahmen? Die meisten Deutschen halten sich gerne daran – aber nur, wenn sie entscheiden dürfen und nicht dazu verpflichtet werden. Das ergab eine aktuelle Studie der Universität Konstanz
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Das Ergebnis nach der Studie: Vor allem freiwillig sind die Befragten bereit, Schutzmaßnahmen zu beachten. Bei allen Maßnahmen zeigten etwa 25 Prozent der Befragten eine Aversion gegen Kontrollen und Verpflichtungen, heißt es in der Mitteilung der Hochschule.

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Vor allem für die Corona-Warn-App und die Impfungen hätten die Befragten ein höheres Einverständnis gezeigt, wenn diese freiwillig anstatt verpflichtend seien. Das gelte im geringeren Maße auch für Kontakteinschränkungen. Das Einverständnis, selbst eine Maske zu tragen und Reisen einzuschränken, sei gleich gewesen, unabhängig davon, ob diese Maßnahmen nun verpflichtend oder freiwillig sei.

Katrin Schmelz leitete die Studie.
Katrin Schmelz leitete die Studie. | Bild: Universität Konstanz

Womit hängt es zusammen, ob Menschen negativ auf Kontrolle und Zwangsmaßnahmen reagieren? „Vertrauen in die Regierung und in deren wahrheitsgemäße Information spielt in der Corona-Pandemie eine ganz große Rolle“, bilanziert Katrin Schmelz. Je weniger Vertrauen, desto mehr könne Kontrolle die freiwillige Motivation zerstören.

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Die Wissenschaftlerin hat mit Menschen aus der ehemaligen DDR eine Bevölkerungsgruppe identifiziert, bei der Verpflichtung und Kontrolle weniger Widerstand hervorrufen. Der Ost-West-Unterschied trete insbesondere bei Maßnahmen auf, die Parallelen zu den DDR-Erfahrungen haben: Impfungen, Reisebeschränkungen und Kontaktbeschränkungen lösten für den Fall, dass sie verpflichtend sind und kontrolliert werden, bei Ostdeutschen mit Erfahrungen unter der DDR-Regierung weniger Widerstand aus als bei gleichaltrigen Westdeutschen.

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Auch im Fall der Corona-Warn-App untergrabe eine Verpflichtung die freiwillige Motivation weniger bei denjenigen Befragten, die in der DDR aufgewachsen sind und andere Überwachungsmaßnahmen kennen. Beim Tragen von Masken gebe es diesen Ost-West-Unterschied nicht – weder Ost- noch Westdeutsche hätten zurückliegende Erfahrungen mit einer solchen Einschränkung der persönlichen Freiheit. Die Ost-West-Unterschiede verschwänden in der jüngeren Generation, die im vereinten Deutschland aufgewachsen ist.

Bild 3: Corona-Schutzmaßnahmen? Die meisten Deutschen halten sich gerne daran – aber nur, wenn sie entscheiden dürfen und nicht dazu verpflichtet werden. Das ergab eine aktuelle Studie der Universität Konstanz
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Die Studie lasse wenig Anzeichen für eine Zerstörung der Eigenmotivation durch Maskenpflicht erkennen. Deshalb empfehle sich eine verpflichtende Umsetzung dieser Maßnahme. Bei Reisebeschränkungen sieht es ähnlich aus. Anders bei der Corona-Warn-App: Hier zeigt sich ein enormer Widerstand bei 40 Prozent der Befragten gegen eine App-Pflicht.

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Außerdem ist schwer kontrollierbar, inwiefern die Menschen die App tatsächlich auch nutzen. „Die Corona-Warn-App gehört zu den Maßnahmen, die starke Kontrollaversion hervorrufen und gleichzeitig in Deutschland nicht komplett durchsetzbar sind. Deshalb hat es wenig Sinn, sie verpflichtend einzuführen“, so Katrin Schmelz.

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Ähnlich sieht es bei der Impfung aus, bei der in der Befragung um die 50 bis 65 Prozent angegeben haben, freiwillig bereit oder eher bereit dazu zu sein: „Geht man davon aus, dass für eine Herdenimmunisierung weniger als 70 Prozent der Bevölkerung geimpft werden müssen, wenn Impfungen zielgerichtet in der Bevölkerung verteilt werden, könnte das ausreichen“, folgert die Wissenschaftlerin. Die Akzeptanz im Fall einer Impfpflicht lag in der Studie deutlich darunter, und es zeigte sich ein erheblicher Widerstand gegen verpflichtende Impfungen.

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Während der Wartezeit auf Impfungen stehen Kontaktbeschränkungen im Zentrum der Maßnahmen. Sie erfordern umfangreiche Kooperation in der Bevölkerung. Auch diese Beschränkungen der Kontakte fänden laut Studie weniger Akzeptanz, wenn sie verordnet würden.