Die Messerattacke in der Fußgängerzone in den frühen Morgenstunden des 2. Februar ist das beherrschende Thema in Konstanz. Einen Fahndungserfolg kann das Polizeipräsidium Konstanz trotz aller Bemühungen noch nicht vermelden.
Die Kriminalpolizeidirektion Rottweil hat beim Kriminalkommissariat Konstanz die Ermittlungsgruppe (EG) „Wessenberg“ eingerichtet, gibt die Pressestelle der Polizei am Dienstagnachmittag, 4. Februar, bekannt. „Die Beamtinnen und Beamten der EG arbeiten derzeit mit Hochdruck an der Ermittlung der beiden bislang unbekannten Täter“, heißt es in der Mitteilung. Die Beamten hoffen noch immer auf sachdienliche Hinweise aus der Bevölkerung.
Drei Tage nach der lebensgefährlichen Messerattacke auf drei junge Männer im Alter von 17, 18 und 19 Jahren steigt der Druck auf die Polizei, die dringend Tatverdächtigen zu ermitteln. Wie eine Sprecherin des Konstanzer Präsidiums am Dienstagnachmittag, 4. Februar, erklärte, gab es weiterhin keine Festnahmen nach der Gewalttat in der Nacht zum Sonntag. Damit sind die Täter zunächst weiter auf freiem Fuß. Und es bleiben auch weitere Hintergründe der Tat bislang unklar.
Bisher gehen die Ermittler nach wie vor davon aus, dass sich Täter und Opfer zuvor nicht kannten. Damit bleibt auch das genaue Motiv noch offen. Bisher geht die Polizei davon aus, dass die Täter zunächst die Begleiterinnen ihrer späteren Opfer beleidigt oder bedrängt hatten.
Ermittlungen wegen versuchten Tötungsdelikts
Die Art der Verletzungen bestätigt derweil die Hypothese, dass die drei jungen Männer spontan angegriffen worden sind. So erlitt einer von ihnen Messerstiche in den Rücken, was wohl gegen eine mögliche Verteidigungshandlung seitens der Angreifer sprechen dürfte.
Die Polizei ermittelt in diesem aktuellen Fall nicht wegen schwerer Körperverletzung, sondern wegen eines versuchten Tötungsdelikts. Dies wohl nicht zuletzt aufgrund der Art und Schwere der Verletzungen, die den drei Opfern zugefügt worden sind.
19-Jähriger erleidet Messerstiche in den Hals
Dem SÜDKURIER liegen inzwischen Informationen zu den Verletzungen der Opfer vor. Einem der jungen Männer wurde mit einem Messer in den Hals gestochen; der 19-Jährige erlitt dabei lebensgefährliche Verletzungen. Ärzte konnten dem jungen Mann wohl das Leben retten.
Ein weiteres Opfer hat Messerstiche in den Bauch und in die Lunge erhalten, wie der SÜDKURIER aus gut unterrichteten Kreisen erfuhr. Die Pressestelle des Polizeipräsidiums Konstanz bestätigt auf Nachfrage die Art der Stichverletzungen. Über die Zahl der Messerstiche gibt die Polizeisprecherin keine Auskunft.
Polizei bittet die Bevölkerung weiterhin um Mithilfe
Zeugenhinweise seien bereits bei der Polizei eingegangen. „Sie werden überprüft und abgearbeitet“, berichtet eine Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Konstanz. Doch noch ist der Polizei kein Durchbruch gelungen, weshalb sie noch immer auf sachdienliche Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen, angewiesen ist.
Dabei können nicht nur Hinweise von Zeugen auf die eigentliche Tat, die sich am Sonntagmorgen, 2. Februar, gegen 2.30 Uhr auf der Wessenbergstraße zwischen Obermarkt und Münzgasse zugetragen hat, wichtig sein, sondern auch Anhaltspunkte zu den beiden noch unbekannten Tätern. Vielleicht ist einer der Täter zuvor schon aufgefallen? Hat jemand verdächtige Wahrnehmungen gemacht? Zeugen werden gebeten, sich mit der Polizei Konstanz unter der Telefonnummer 07531 9952222 in Verbindung zu setzen. „Wir nehmen jeden Hinweis entgegen und hoffen, dass er uns weiterbringt“, so eine Polizeisprecherin.
Im Bereich der Max-Stromeyer-Straße sowie in der Oberlohnstraße auf Höhe der Chérisy-Kaserne waren am Dienstag, 4. Februar, in der Mittagszeit einige Polizisten im Einsatz. Steht diese Polizeipräsenz in Zusammenhang mit der Fahndung nach den Tätern der Messerattacke? Eine Polizeisprecherin verneint auf SÜDKURIER-Nachfrage. Nach ihrem Kenntnisstand habe es sich um routinemäßige Verkehrskontrollen gehandelt.
Ist ein Ermittlungserfolg in diesem Fall wahrscheinlich?
Dass die Täter noch ermittelt werden, gilt als wahrscheinlich. Nach der polizeilichen Kriminalstatistik für den Präsidiumsbereich Konstanz (Landkreise Konstanz, Tuttlingen, Schwarzwald-Baar und Rottweil) wurden im Jahr 2023 fast 90 Prozent der Delikte im Bereich Messerangriff aufgeklärt – darin sind Taten enthalten, bei denen Täter tatsächlich zustachen oder auch durch das Vorzeigen eines Messers drohten.
Bei 222 Messerangriffen wurden dem zufolge 276 Personen zu Opfern. Zwei wurden demnach tödlich, zwölf schwer und 89 leicht verletzt. 171 Opfer wurden bedroht, aber nicht verletzt. Drei von vier Opfern waren männlich.
Auch die Tatverdächtigen waren, so die Polizeistatistik für den Präsidiumsbereich Konstanz weiter, wie bei fast allen Gewaltdelikten, überwiegend männlich. Landesweit war laut den amtlichen Zahlen über die Hälfte von ihnen nicht-deutscher Nationalität und knapp ein Drittel von ihnen unter 21 Jahre alt, so der Sicherheitsbericht 2023 des Innenministeriums. Bei diesen jungen Tatverdächtigen nahm die Zahl der nicht-deutschen Tatverdächtigen um 34 Prozent zu.