Wer eine Wohnung in Raum Konstanz, Radolfzell oder Singen sucht, hat oft ein Problem. Günstige Wohnungen gibt es kaum. Vor diesem Problem stand auch Fortunato Russo. Er ist einer, der lange nach einer Wohnung in Konstanz suchen musste. Er beginnt in diesem Semester sein Studium der Philosophie an der Universität Konstanz. Dass er in der Konzilstadt studieren würde, sei ihm früh klar gewesen, sagt der 19-Jährige. Derzeit wohnt er noch bei seinen Eltern in Herdwangen, bei Überlingen. Er sagt: „Ich liebe es hier am See, deswegen konnte es fürs Studium nur Konstanz sein.“

Fortunato Russo hat nach einer halbjährigen Suche ein WG-Zimmer in Konstanz gefunden.
Fortunato Russo hat nach einer halbjährigen Suche ein WG-Zimmer in Konstanz gefunden. | Bild: Jennifer Moog

2020 gab es viele Leerstände in Studentenwohnheimen

Viele Studenten zieht es jetzt wieder an die Hochschulen – nach anderthalb Jahren Online-Lehre. Und damit beginnt für viele die Wohnungssuche. Während es 2020 Leerstände in den Studentenwohnheimen gegeben hatte, ist daran in diesem Semester gar nicht zu denken. „Wir haben erwartet und auch gehofft, dass wieder mehr Studierende in die Hochschulstädte kommen und sich auch für unsere Wohnanlagen bewerben“, wird Helmut Baumgartl, Geschäftsführer von Seezeit Studierendenwerk Bodensee, in einer Pressemitteilung zitiert.

Rund 600 Bewerber musste das Studentenwerk Seezeit zum Beginn des Semesters abweisen, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Ein Teil dieser Studenten habe sich für November erneut auf einen Platz beworben. Von ihnen können 24 ab diesen Monat in ein Zimmer der Seezeit einziehen, schreibt das Studentenwerk auf Nachfrage. Wie viele Studenten auch jetzt noch auf der Suche nach einer Bleibe sind, kann das Studentenwerk aber nicht sagen.

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Ein halbes Jahr ein Zimmer gesucht

Ein Zimmer oder eine Wohnung in Konstanz und Umgebung zu finden, ist gar nicht so einfach. Das hat auch Russo festgestellt. „Ich habe das unterschätzt“, sagt er. Dabei habe er bereits im April angefangen, sich für Wohnungen zu bewerben. Erst habe er kaum Rückmeldungen erhalten, dann oft Absagen. So richtig losgegangen sei es dann ab September. „Ich habe vor der Arbeit geschaut, ob auf verschiedenen Internetseiten neue Wohnungen oder WG-Zimmer inseriert wurden und gleich nach der Arbeit wieder.“

Das Problem: Weil er auf Bafög angewiesen ist, liegt sein Budget bei maximal 400 Euro. „Da fallen die meisten Ein-Zimmer-Wohnungen schon einmal weg.“ Während der großen Bewerbungsphase im September sei er jeden Tag, an dem er frei hatte, nach Konstanz gefahren, um sich bei WGs vorzustellen. Teilweise bei drei oder vier am Tag. In der Zeit zwischen den Besichtigungen habe er nach weiteren Wohnungen geschaut.

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Manche WGs hätten Erstsemester kategorisch ausgeschlossen, wegen der Unsicherheit, dass sie wieder wegziehen könnten. „Ich kann das ja schon irgendwie verstehen“, sagt der 19-Jährige. Für ihn wurde dadurch aber der Kreis der in Frage kommenden Wohnungen immer kleiner. „Mit jedem Tag, den der Studienbeginn näher kam, wurde es stressiger“, so Russo. Klar, hätte er auch anfangs pendeln können. Aber: „Die Spritkosten deckt das Bafög nicht einmal annähernd.“

Plötzlich zwei Zimmer

Doch letztendlich hatte er Glück. Ende September bekam er die Zusage für ein WG-Zimmer, für 410 Euro – etwas über seinem Budget. Er unterschrieb den Mietvertrag. Doch am nächsten Tag kam ein Angebot für ein WG-Zimmer in einer Vierer-WG im Studentenwohnheim im Sonnenbühl – 340 Euro Miete. Zwei Tage gab ihm das Studentenwerk Zeit, das Zimmer anzunehmen.

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„Mir war klar, dass ich die Wohnung wollte, allein schon wegen der Kosten“, sagt der 19-Jährige. Er sagte zu, und hatte plötzlich zwei Wohnungen. Deswegen musste er aus dem anderen Vertrag wieder herauskommen. „Mit dem Vermieter habe ich dann ausmachen können, dass ich einen Nachmieter suche.“ Und so schlüpfte er sozusagen in die Rolle des Vermieters. Er stellte eine Anzeige online. „Innerhalb von 18 Stunden hatte ich mehr als 100 Anfragen“, berichtet der Student.

Ein Einzimmerapartment für 650 Euro

Glück hatte auch Quentin Lehmann. Auch er hat in diesem Semester sein Studium in Konstanz begonnen. Relativ kurzfristig habe der Student aus Freiburg sich für das Studium der Biowissenschaften entschieden. Deswegen blieb ihm nicht viel Zeit, nach einer Wohnung zu suchen. In den Studentenwohnheimen seien Anfang Oktober die Zimmer schon alle belegt gewesen.

Quentin Lehmann kommt aus Freiburg. Er fängt in diesem Jahr sein Studium in Konstanz an. Dafür wollte er eigentlich in eine WG ziehen. ...
Quentin Lehmann kommt aus Freiburg. Er fängt in diesem Jahr sein Studium in Konstanz an. Dafür wollte er eigentlich in eine WG ziehen. Jetzt lebt er in einer Ein-Zimmer-Wohnung. | Bild: Jennifer Moog

Eigentlich habe er vorgehabt, in eine WG zu ziehen. „Das hat aber bisher nicht geklappt“, sagt der 19-Jährige. Seit ein paar Tagen wohnt er nun in einer Ein-Zimmer-Wohnung in der Konstanzer Altstadt. 650 Euro zahlt er für seine 30 Quadratmeter. Ein großer Batzen Geld für einen Studenten. „Diesen Monat will ich mir noch die Zeit geben, beim Studium so richtig anzukommen, aber nächsten Monat will ich mir einen Job suchen, um die Kosten ein bisschen aufzufangen“, sagt er.

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Doch obwohl sich nicht jeder Student eine 650 Euro teure Wohnung leisten kann, habe es auf die Wohnung mindestens 30 andere Bewerber gegeben. Lehmann habe sie auch nur bekommen, weil die Vermieter Bekannte seiner Eltern seien. Für ihn ist die Suche auch noch nicht beendet, sagt er. Denn nach wie vor will er künftig in einer WG leben. „Vielleicht mit Kommilitonen aus meinem Studiengang.“