Georg Lange

"Einer von beiden muss daran glauben. Aber ich verrate nicht, wer es ist. Ich sage auch nicht, wie", beendet Gaby Hauptmann die mit Spannung erwartete Lesung ihres neuen Bestsellers "Scheidung nie – nur Mord" im kleinen Saal des Milchwerks. Rund 200 Besucher tauchten in die Geschichte eines Münchner Luxusweibchens, das mit Ende Vierzig weder Ziel, noch Weg fand und schließlich um ihr Leben fürchtet. Mit Spannung, Humor, Romantik und einem Schuss Erotik skizzierte Gaby Hauptmann den Untergang einer Ehe – inklusive Mordanschlag. Anlässlich ihres neuesten Romans lud der Fachbereich Kultur und die Stadtbibliothek Radolfzell die Autorin zu einer Lesung ein.

Die Schriftstellerin Gaby Hauptmann gehört in der städtischen Bibliothek zu den sehr gut gelesenen Autoren. Sehr gut gelesen bedeutet, dass nicht nur der aktuelle Bestseller oft ausgeliehen wird, sondern auch ältere Werke der Autorin im Umlauf sind, erläutert Petra Wucherer, Bibliotheksleiterin. Obwohl fast alle Bücher von Gaby Hauptmann unter der Rubrik Frauen stehen, begreift Wucherer die Werke der Allensbacherin als Unterhaltungsliteratur: Das habe man bei den Lachern in der Lesung und den ironischen Zeichnungen der Romanfiguren gut beobachten können.

Claudia Bignion hatte im Milchwerk ihren ersten Kontakt mit Gaby Hauptmann. Die Radolfzellerin wurde von der erzählerischen Kraft der Schriftstellerin gefangen genommen. "Die Autorin ist voller Esprit, sehr spritzig, dynamisch und authentisch", beschrieb Grit Hempel-Schuble ihre Begegnung. Die Neugierde auf ihre Person hatte die Überlingerin ins Milchwerk geführt.

"Mein ganzes Leben lang lese ich schon Gaby Hauptmann", schwärmte eine Zuhörerin, die ihren Namen lieber für sich behalten möchte, nach der Lesung im Foyer des Milchwerks. Als eine der ersten ließ sie sich von der Autorin deren Werk signieren. "Die Art, wie Gaby Hauptmann schreibt, ist voll aus dem Leben gegriffen", so ihr Urteil. Die Leserin sieht sich von der Literatur der Autorin als Frau bestätigt. Sie beschreibe den männlichen Umgang mit Frauen in dessen Zwiespältigkeit: Die Zuhörerin zeigt sich überrascht, wie einfühlsam Männer sein können und wie sie gleichzeitig nur an sich selber denken.

"Wie gehen Männer in höher gestellten Positionen mit Frauen um?", beantwortete, angeregt von der Lesung, eine weitere Zuhörerin die rhetorisch Frage: Die Frauen seien zu Hause und gehörten zum Haushalt. Meistens hätten Männer in dieser Position eine Geliebte, so ihre Beobachtung – bis es die Frauen erfahren. "Männer müssten ihre Bücher lesen", erläuterte eine fünfte Zuhörerin: Sie könnten lernen, wie sie liebevoller mit einer Frau umgehen. Hauptmann beschreibe diese Sehnsüchte: Wenn das der eigene Mann auf die Reihe bekäme, wäre das ganz toll – aber das tue er nur mit einer Geliebten.

Zur Person

Gaby Hauptmann wurde am 14. Mai 1957 in Trossingen geboren und lebt als Schirftstellerin in Allensbach. Sie absolvierte beim SÜDKURIER eine Ausbildung zur Redakteurin. Mit einem Pressebüro in Lindau machte sie sich selbstständig und arbeitet als Chefredakteurin des Privatsenders Seefunk Radio Bodensee sowie als Redakteurin des Südwestfunks. Ihr erster Bestseller erschien 1995 unter dem Titel "Suche impotenten Mann fürs Leben". Mit einer neunbändigen Jugendserie und 26 Werken in einer Auflage von acht Millionen zählt Hauptmann zu den erfolgreichsten deutschen Autorinnen.