Samstag, 12. Dezember, im Mettnaupark: Irgendwo muss doch ein Fitzelchen Blau am Himmel sein. Diese zugenebelte Tristesse von einem Dezemberlicht öffnet am Urkundenhäuschen keinen Spalt für eine bessere Sicht. Aber da fliegt ein Hase weiter vorne kurz vor dem Strandbad durch die Luft. Im orangen, fast roten Pelz stößt er sich ab.

Das könnte Sie auch interessieren

Anmutig hat er die Löffel nach hinten geschlagen, seine Läufe streckt er nach vorne, der ganze Körper eine Idealfigur, um stromlinienförmig dem Widerstand der Elemente zu entgleiten. Quergedacht, das muss der Corona-Hase sein. Der bürgerliche Hase hat ein langweiliges graubraunes Fell, der fällt bei dem Wetter nicht mal auf.

Und hat das Virus nicht auch so rot-orange Tentakeln Aber der rot-orange Hase landet nicht, er bleibt in der Luft stehen. Nachgeschaut ist manchmal besser als quergedacht: Er verharrt aufgespießt auf einer Stange. Ein Corona-Hasen-Standbild quasi. Ist es nicht. Das Flugblatt des Kulturamts der Stadt Radolfzell sagt: Das ist gar kein Hase. Das ist eine Schwimmerin.

Das könnte Sie auch interessieren

Genauer, die Skulptur einer Brustschwimmerin. Mit der Kettensäge geschnitzt von der Bildhauerin Birgit Rehfeldt. Die Wirklichkeit ist halt genau so öde wie die Wissenschaft und die Annäherung eine einzige Enttäuschung: Der Corona-Hase ist kein Hase, er ist eine Brutschwimmerin und einfach nur Kunst.

Sonntag, 13. Dezember, im Haus: Während im Fernsehen eine Pressekonferenz aus Berlin zur stillen Weihnacht läuft, steigt unsereins von einem Alt-Siebziger in den Plattenkeller hinab und sucht eine ganz bestimmte Scheibe.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Melodie will einfach nicht aus dem Kopf: „Don‘t bring me down, don‘t bring me down.“ Aber die LP von ELO, lang Electric Light Orchestra„, ist nicht zu finden. Wem hat man die LP ausgeliehen und wer hat sie nie zurückgebracht? Egal. Jetzt heißt es ohne ELO den Lockdown überwinden.

Montag, 14. Dezember, Post im Computer: Kaum ein Gespräch geht mehr auf analogem Wege, dafür bietet die digitale Kiste ja viele neue Möglichkeiten für die Unterhaltung von Angesicht zu Angesicht.

Das könnte Sie auch interessieren

Auf die Modalitäten zur Interviewanfrage teilt Andrea Jagode, Pressesprecherin des Gesundheitsverbunds Landkreis Konstanz mit, das dürfe der Gesprächspartner entscheiden: „Ob er lieber teamsen, zoomen oder telefonieren will“.

Und hängt noch einen Nachsatz dran mit Smiley – das ist das Gesicht, mit dem Forrest Gump berühmt geworden ist: „So viele schöne neue Wörter...“ In der Tat, der Mensch lebt nur noch im Videoprogramm.

Zur Kolumne: Das Corona-Tagebuch der Redaktion Radolfzell begreift sich als hoffentlich vorübergehende Erscheinung

Das könnte Sie auch interessieren