Alkoholgenuss, Menschenmengen, Kostümierungen: Auch wenn die Fasnacht eine Zeit der Freude und Ausgelassenheit ist, birgt sie so manches Konfliktpotenzial – und wird so manches Mal auch von Straftaten wie Körperverletzungen begleitet. Hinzu kommt, dass gleich mehrere Anschläge in Deutschland in der jüngeren Vergangenheit für Diskussionen rund um die Sicherheit bei Großveranstaltungen im öffentlichen Raum gesorgt haben. Erst in der vergangenen Woche raste ein 24-Jähriger in München mit seinem Auto in eine Demonstration, tötete zwei Menschen und verletzte zahlreiche weitere.

Hat das nun Auswirkungen auf die Fasnachtsveranstaltungen in Radolfzell, etwa den Hemdglonkerumzug am Vorabend des Schmutzigen Dunschtig oder den beliebten Sonntagsumzug? Und wie bereiten sich Stadt, Narren und Polizei generell auf die närrischen Tage vor?

Es wird nachjustiert

Wie Martin Schäuble, Präsident der Narrizella Ratoldi, berichtet, gebe es schon seit einer Weile bestimmte Sicherheitsvorschriften, die von seiner Zunft als Veranstalter erfüllt werden müssen. Dazu gehöre etwa die Anwesenheit eines Sicherheitsdienstes oder ein Glasverbot in der Altstadt beim Hemdglonker. Dieses werde regelmäßig geprüft, dazu hätten bereits Gespräche mit der Stadt stattgefunden. Das Ergebnis: „Man muss nachjustieren in manchen Bereichen“, so Schäuble – gerade, was Straßensperren angeht.

Das berichtet auch die Stadt. Wie sie auf Nachfrage mitteilt, reichen für die Saalfasnacht in der Regel die bestehenden Sicherheitsmaßnahmen aus, für öffentliche Veranstaltungen unter freiem Himmel werde das Sicherheitskonzept jeweils bewertet. Beim Ertellen muss das Thema Straßensperren „aufgrund der abstrakten Gefährdungslage“ aufgegriffen werden, erklärt die Pressestelle. Mehr Angaben macht sie jedoch nicht: „Aus polizeitaktischen Erwägungen heraus können wir keine Auskunft zu Standorten, Art der Ausführung und konkreten Bewertung mit den jeweiligen Veranstaltern erteilen“, heißt es.

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Allerdings seien die Anpassungen „mit Augenmaß“ erfolgt, sagt Martin Schäuble – also so, dass sie für die Narren machbar seien. Dass es in der Vergangenheit schon Sicherheitskonzepte gegeben habe, erleichtere die Arbeit: „Da können wir drauf aufbauen“, so der Narrizella-Präsident. Generell sollen die gewohnten Veranstaltungen aber wie gehabt stattfinden können.

Mehraufwand für die Polizei

Auch bei der Polizei ändert sich bei den Einsätzen an der diesjährigen Fasnacht nicht viel. Wie Georg Lautenschläger, Revierleiter in Radolfzell, berichtet, sei vor allem der Hemdglonker für die Beamten herausfordernd. Der Grund: Während Radolfzell mit der Veranstaltung bereits vor dem Schmutzigen Dunschtig die heiße Phase der Fasnacht eröffnet, findet an vielen anderen Orten noch nichts statt.

Das sorge dafür, dass von außerhalb viele Besucher nach Radolfzell reisen – auch wenn sich die Lage mittlerweile durch den gleichzeitig geplanten Butzenlauf in Konstanz etwas entspannt habe.

Um etwa Körperverletzungen oder sexuelle Belästigungen, die laut Lautenschläger zu den typischen Delikten an Fasnachtsveranstaltungen gehören, zu verhindern, sei die Polizei am Vorabend des Schmutzigen Dunschtig mit Zusatzkräften im Einsatz. Dafür seien Polizisten der Einsatzhundertschaft, die zur Unterstützung anreist, vor Ort. „Das hat sich so mittlerweile bewährt“, sagt Lautenschläger.

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Denn die reguläre Besetzung reicht an den Fasnachtsveranstaltungen nicht aus, so der Revierleiter. Schließlich müsse auch der Regeldienst gewährleistet sein, der sich um Delikte kümmert, die sich abseits der Fasnacht abspielen.

Es geht nicht nur um Straftaten

Auch an anderen Veranstaltungen, etwa beim Seenarrentreffen in Möggingen und am Sonntagsumzug, sei die Polizei mit Zusatzkräften im Einsatz. Diese kommen laut Georg Lautenschläger dann aber lediglich aus den eigenen Reihen. „Fremdkräfte sind nur am Mittwoch da“, betont er.

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Aufgabe der Polizei sei es, Präsenz zu zeigen, sich um Straftaten zu kümmern, aber auch Absperrungen zu überprüfen. Auch überprüfen sie vor dem Sonntagsumzug, ob die Umzugswagen auch alle Auflagen einhalten. „Hier gibt es aber eigentlich kaum noch Beanstandungen“, sagt Lautenschläger. Den Narren sei bereits bekannt, welche Regeln gelten.

Keine Auffälligkeiten in Radolfzell

„Den Mehraufwand spürt man schon“, sagt der Revierleiter. „Die Fasnacht wird hier schon gelebt.“ Dabei komme es durchaus zu Vorfällen. Im vergangenen Jahr meldete die Polizei so zum Beispiel zwei Körperverletzungen, eine Bedrohung, drei Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz und eine sexuelle Belästigung am Hemdglonkerabend.

Hinzu kamen in den Folgetagen ein Fall von Körperverletzung, eine Ruhestörung und vereinzelte Ordnungsstörungen und Streitigkeiten in Radolfzell.

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Auffällig sei das im Vergleich zu anderen Orten nicht: „Für solche Veranstaltungen ist das aber völlig im Rahmen“, erklärt Georg Lautenschläger. „Das ist kein spezifisches Radolfzeller Problem.“