Handwerk ist krisenfest. Das sieht der Sanitär- und Blechnermeister Martin Schäuble aus Radolfzell durch die aktuelle Situation bewiesen. „Vor allem das Bauhandwerk hat sich als äußerst krisensicher gezeigt“, so Schäuble. Auch sein Unternehmen für Sanitär- und Heizungsinstallation hat während der Pandemie dauerhaft Aufträge gehabt, das gesamte Team war ständig in Arbeit. Gut für ihn und gut für den Ruf des Berufsstandes.
Im Handwerk wurde und wird weiter ausgebildet
„Ich hoffe sehr, dass junge Menschen unseren Beruf nun etwas positiver sehen und diesen auch in Betracht ziehen“, sagt Schäuble. Denn anders als in anderen Branchen sei die Anzahl der angebotenen Ausbildungsplätze auch während der Corona-Krise beinahe konstant geblieben. Andere hätten wegen Kurzarbeit und ungewissen Zukunftsaussichten die Ausbildung deutlich zurückgefahren, berichtet Schäuble, der sich als Stellvertreter für den Kreishandwerksmeister in der Kreishandwerkerschaft Westlicher Bodensee engagiert.
Auch das Handwerk wird digitaler
Hinzu käme die fortschreitende Digitalisierung des Handwerks, die für junge Menschen von großem Interesse sein könnte. „Auch die Haustechnik wird digitaler, die Anlagen werden alle smart. Das Smartphone und Tablet gehört auch für uns zum Alltag dazu“, sagt Schäuble. Wer aktuell jetzt überlege, wie er in sein Berufsleben starten möchte, müsse nicht fürchten, im Handwerk in einer altmodischen Branche zu versauern. In Schäubles Betrieb sind aktuell fünf Auszubildende beschäftigt. Diese würden den Berufschulunterricht digital besuchen, der überbetriebliche Blockunterricht finde in Präsenz statt. „Das klappt alles ganz gut“, befindet Martin Schäuble.
Doch die gute Situation für Handwerker sei nicht allein im Handwerk selbst verortet, sondern läge auch sehr an der Region. In Regionen mit viel Industrie, die eventuell längere Zeit in Kurzarbeit war, sitze das Geld nicht ganz so locker in der Tasche. Investitionen ins eigene Zuhause oder in den Betrieb würden eher zurückgestellt, da ginge es den Handwerkern nicht ganz so gut wie hier.
„Nicht nur das Handwerk ist krisenfest, eigentlich der ganze Landkreis“, sagt Martin Schäuble optimistisch. Auch die Tourismusbranche sei dementsprechend optimistisch und nutze die Zwangspause durch die Corona-Verordnung, um in ihre Betriebe zu investieren und Verbesserungen durchzuführen. „Wir sind schon optimistisch ins Jahr 2021 gestartet und können jetzt absehen, dass 2022 ebenfalls nicht schlecht werden wird“, sagt der Sanitär- und Blechnermeister.
Videokonferenzen sparen auch im Sanitärbetrieb Zeit
Doch auch in seinem Unternehmen hat Corona den Alltag nachhaltig verändert. Für Büro-Angestellte hat Schäuble die Möglichkeit des Homeoffice eingerichtet. Die Pandemie habe grundsätzlich die Digitalisierung in den Handwerksbetrieben beschleunigt. Videokonferenzen und digitale Fortbildungen sparen auch in einem Unternehmen für Sanitär- und Heizungsinstallation Zeit.
Das wolle man auch im Hause Schäuble nach dem Ende der Krise beibehalten. Ebenso habe man das digitale Baustellenbüro für größere Projekte eingeführt, ausprobiert und ebenfalls für gut befunden. Die Teams arbeiten in fester Besetzung, meistens zu zweit. Beim Kunden und in den Fahrzeugen gelte Maskenpflicht. Daran habe man sich mittlerweile auch gewöhnt.
Betriebsinterne Tests beschäftigen die Branche
Auch das Thema betriebsinterne Tests beschäftige die Branche aktuell sehr. Die Frage sei, so Schäuble, was man erwarten könne, was zur Pflicht werde und wie man das durchführen solle. Auch in seinem Betrieb hätten Mitarbeiter schon in Quarantäne gehen müssen.
Nicht, weil es auf einer der Baustellen einen Risikokontakt gegeben hätte, sondern im privaten Rahmen. Für ihn sei es wichtig, damit offen und ehrlich umzugehen. „Keiner sollte Angst haben, das zu sagen. Daraus sollten keine beruflichen Nachteile entstehen“, sagt Martin Schäuble. Er wisse um die gute Situation seiner Branche: „Wir sind froh, arbeiten zu dürfen, fühlen aber mit jedem mit, der es nicht darf.“