Sein Leben ist bestimmt von vielen Nullen und Einsen: Seit er zwölf Jahre alt ist, tüftelt Paulin Wirth schon an Computerprogrammen. Jetzt hat der inzwischen 18-jährige Schüler aus Singen die Idee für eine Verkehrs-App entwickelt und damit sein erstes Start-Up-Unternehmen gegründet. Mit dem sogenannten „Trainator“ hat er Mitte März sogar am Wettbewerb „Jugend gründet“ in Münster teilgenommen. Der Name leitet sich vom englischen Begriff für Zug, also Train, ab. Was seine Geschäftsidee mit Zügen zu tun hat und was er in Münster erlebt hat, erzählt Paulin Wirth dem SÜDKURIER. Außerdem verrät er, wie es mit seiner Geschäftsidee weitergehen soll.

Als er zum unzähligsten Mal einen Anschlusszug nicht erreicht hat, ärgerte sich der 18-Jährige über die Organisation der öffentlichen Verkehrsmittel. So kam er auf die Idee, ein System zu entwickeln, das das Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln vereinfachen soll – und das europaweit. Konkret soll die App „Trainator“ alle Verkehrsbetriebe in Europa miteinander verbinden und so Informationen über Reiserouten bereitstellen.

Das macht die Idee besonders

Das Herzstück des Trainators ist laut Paulin Wirth die Verspätungsprognose: Eine KI registriert Muster bei Verspätungen und kann somit die Wahrscheinlichkeit einer zukünftigen Verspätung voraussagen. „Man kann dadurch bereits einige Wochen vorher sehen, wie wahrscheinlich es ist, den Umstieg zu schaffen und den Anschluss zu erreichen“, erklärt der Schüler.

Das könnte Sie auch interessieren

Vor allem für Züge und Busse soll die App helfen, der 18-Jährige möchte den Nutzen aber auf Fähren und Seilbahnen ausweiten. Von der Funktionsweise ähnelt die App beispielsweise dem DB-Navigator der Deutschen Bahn, stellt aber durch die Prognose und länderübergreifende Reiseplanung mehr Informationen bereit, so der Schüler.

Erste Firma gründete er schon mit 16 Jahren

Das alles hat Paulin Wirth alleine konzipiert. „Es war von Vorteil, dass ich schon programmiere, seit ich zwölf Jahre alt bin“, erkennt er. Mit 16 Jahren hat der Schüler des Friedrich-Wöhler-Gynasiums dann sein erstes Unternehmen im Bereich der Spielentwicklung gegründet, wie er erzählt.

„Es waren ganz einfache Handyspiele, kaum zu vergleichen mit meinem jetzigen Start-Up“, sagt der 18-Jährige. Durch die Gründung seiner ersten Firma bekam Wirth ein Stipendium. In diesem Rahmen hat der Schüler einige Jugendliche kennengelernt, die beim Businessplan-Wettbewerb „Jugend gründet“ teilgenommen haben. Das habe ihn inspiriert, sich selbst mit einer Geschäftsidee zu bewerben.

Das könnte Sie auch interessieren

Ursprünglich hatte er ein anderes Projekt, das er nach seiner Bahnerfahrung aber umgeschmissen hat. „Innerhalb einer Woche habe ich den Plan für meine neue Idee geschrieben und noch fristgerecht abgegeben“, so der Schüler.

Knapp am Sieg bei „Jugend gründet“ vorbei

„Eine zehnköpfige Jury aus der Unternehmerwelt hat die rund 1100 eingereichten Businesspläne gelesen und bewertet. Die 30 besten wurden dann zu den regionalen Veranstaltungen eingeladen“, erklärt Paulin Wirth das Verfahren. Diese waren auf die Standorte Münster, München und Berlin aufgeteilt. Der Singener nahm Mitte März in Münster teil, weil er den Termin in München wegen einer mündlichen Abiturprüfung nicht wahrnehmen konnte, wie er erzählt.

In Münster stellten er und zehn andere Teams ihre Geschäftsidee vor. „Das heißt, wir mussten drei Minuten präsentieren und drei Minuten Fragen der Jury beantworten“, so der 18-Jährige. Er erzielte mit seinem „Trainator“ schließlich den dritten Platz – aber nur die jeweiligen Erstplatzierten kommen direkt ins Bundesfinale nach Stuttgart.

Doch die Chance ist noch nicht vertan: Bis Ende Mai bieten die Organisatoren von „Jugend gründet“ die Teilnahme an einem Planspiel an. Wirth erläutert: „Das ist eine Simulation, bei der man Finanzentscheidungen für ein Unternehmen treffen muss. Dafür erhält man je nach Erfolg eine bestimmte Punktzahl, die dann mit den Punkten für den Businessplan zusammengerechnet wird.“ Die besten sieben werden ebenfalls für das Bundesfinale im Juni qualifiziert.

Das sind die nächsten Schritte

Bis dahin möchte der 18-Jährige an der Umsetzbarkeit seines Projekts tüfteln. Denn sollte er beim Planspiel gut abschneiden und somit doch noch einen Platz im Bundesfinale ergattern, möchte er gut vorbereitet sein. Bis Juli plant er, einen Prototyp der App fertigzustellen und möglichst viele Daten über die europäischen Verkehrsbetriebe zu sammeln. Dazu muss er Gespräche mit den europäischen Bahnunternehmen führen, kündigt der Schüler an. Die App soll dann im Frühling 2026 fertig sein – sofern alles nach Plan läuft.

Das könnte Sie auch interessieren

Momentan laufe die Frist zur Eintragung des „Trainator“ beim deutschen Patent- und Markenamt. „Sobald ich eine Bestätigung von dort erhalte, ist der „Trainator“ rechtlich geschützt.“ Für seine weiteren Schritte sei Wirth auf der Suche nach einem Geldgeber und hofft auf ein staatliches Förderprogramm. Einen Antrag dazu will er in Karlsruhe stellen, wo er auch Wirtschaftsinformatik studieren möchte.

Er will von seinem Tüfteln leben können

Paulin Wirth ist bewusst: „Wenn das Projekt wächst, braucht es ein größeres Team. Vor allem ein kreativer Kopf wäre gut, ich bin mehr der logische Denker.“ Sein langfristiges Ziel ist es, eine erfolgreiche Firma zu gründen und so seinen Lebensunterhalt zu verdienen. „Das Optimum wäre natürlich, wenn das mit dem ‚Trainator‘ klappt“, sagt er mit einem siegessicheren Lächeln.