Die Freunde des Tennissports in Singen bewiesen Mut, als sie nur ein Jahr nach der deutschen Inflation 1924 den TC Singen gründeten. Schon bald darauf begann ein intensiver Spiel- und Wettkampfbetrieb, dem im Laufe der Jahre viele Erfolge auch auf internationaler Ebene folgten. Der 100. Geburtstag wurde nun auf der Anlage mit zehn Sandplätzen an der Offwiese gefeiert – mit prominentem Gast, besonderen Spielen und einer Menge Erinnerungen.

Als erfolgreicher Tennisspieler, Trainer und Manager beim TC Singen hat Wolfram Schmidle die bewegte Geschichte des Vereins in einer Chronik zusammengestellt. Los gegangen ist es vor 100 Jahren auf dem bis heute vorhandenen Tennisplatz am heutigen Hegau-Gymnasium. „Die Hälfte der 30 Gründer waren Frauen, das war schon außergewöhnlich für die Zeit“, erzählt Schmidle. Nach dem Krieg seien auch 20 französische Besatzungssoldaten Mitglied im Verein geworden. Dank Capitaine de Ligny, dem Kommandanten des Singener Kriegsgefangenenlagers, konnten auch Kriegsgefangene auf den damals drei Tennisplätzen spielen.
Boom in den 1960er- und 1980er-Jahren
„Den ersten sportlichen Boom für den TC Singen löste in den 60er-Jahren ein Showkampf mit Wimbledon-Finalisten hier auf dem Platz an der Aach aus. Alle, die sportbegeistert waren, kamen zum Zuschauen“, erinnert sich Schmidle, dass nach dem Spiel die Plätze immer belegt waren. Zu der Zeit kam er als 16-Jähriger zum Tennis und durfte auch als Stadtmeister wie alle Jugendlichen erst am frühen Abend auf den Platz.
Mitte der 1980er-Jahre lösten Steffi Graf und Boris Becker nochmal einen Boom aus. „Mit den Profi-Trainern Miroslav Skuhala und Douglas Borg, einem Freund und Trainingspartner von Björn Borg, kamen die ersten Spieler des TC auf die Weltrangliste“, erzählt Schmidle, dass die 1960er- bis 1980er-Jahre von Erfolg geprägt waren. Anfang der 1990er-Jahre hatte der TC Singen über 500 Mitglieder.
Ab den 2000er-Jahren kamen wieder mehr Frauen
Für den leidenschaftlichen Tennisspieler Schmidle wurde das Hobby zum Beruf. Nach fünf Jahren als Lehrer im Schwarzwald übernahm der gebürtige Singener die Leitung einer Tennisschule für Touristen und wechselte dann als Sportmanager in ein Vier-Sterne-Hotel am Schluchsee. „Als dann ein Angebot aus Berlin kam, um dort ein Tenniszentrum aufzubauen, bin ich total in den Sportbereich eingestiegen“, erzählt Schmidle.
2002 kam er zurück nach Singen, begann als Trainer beim TC und unterstützte den Verein, eine neue Infrastruktur aufzubauen. Ab 2002 organisierte Schmidle ein Tennisausbildungszentrum mit Jugendtennisschule, das auf Ausbilden statt auf Einkaufen setzte. Mit Beginn der 2000er-Jahre seien die Frauen wieder in den Vordergrund getreten, die Hälfte der 300 Mitglieder seien heute wieder Frauen.

Innerhalb weniger Jahre spielten mit zehn Mannschaften mehr Teams als zu Boomzeiten. Auch die Jugendarbeit war erfolgreich. Mit fast 100 Jugendlichen in den bis zu 20 Damen- und Herrenmannschaften errang der TC Singen deutsche und internationale Meisterschaften. Auch Schmidle als Trainer und zweiter Vorsitzender trug zu den Erfolgen des Vereins bei. 2013 wurde er Europa- und Vize-Weltmeister und 2018 Deutscher Meister bei den Herren über 70 Jahren.
Mit einem Doppel-Turnier ist das 100-Jährige nun groß gefeiert worden. Bereits frühmorgens haben sich über 40 tennisbegeisterte Mitglieder, vom Anfänger bis zum Mannschaftsspieler, zum von Wolfram Schmidle organisierten Doppelturnier eingefunden. Mittels ausgeklügelter App sind die Spielpaarungen zusammengesetzt worden, Spieler mit unterschiedlichem Können haben miteinander und gegeneinander gespielt. Im üblichen Spielbetrieb hätten sie vermutlich nie zusammengefunden.
Auch wenn der Spaß im Vordergrund gestanden habe, sei mit Ehrgeiz gespielt worden – denn die Spiele sind vom dreifachen Davis-Cup Sieger Patrik Kühnen, der eigens zum Jubiläum eingeladen wurde, nicht nur mit kritischen Augen beobachtet, sondern auch mit gerne angenommenen Tipps begleitet worden. Der Davis Cup ist der wichtigste Wettbewerb für Nationalmannschaften im Herrentennis.
Eine besondere Anerkennung gab es von Gundolf Fleischer, dem Präsidenten des Badischen Sportbundes. Er hat dem Verein zur Anerkennung für das 100-jährige Jubiläum den Badischen Greif in Gold, eine aus der Majolika Manufaktur Karlsruhe gestaltete Keramik, verliehen.