Singen trauert um ein kommunalpolitisches Urgestein: SPD-Altstadtrat Dietmar Johann ist am 19. August im Alter von 81 Jahren verstorben. Die Nachricht seines Todes wird erst zwei Wochen danach in der Stadt bekannt. Umso deutlicher wird nun die Lücke, die Dietmar Johann nach seinem Ableben hinterlässt. Er war Jahrzehnte bei der SPD und auch für die Arbeiterwohlfahrt engagiert.
„Wir verlieren mit Dietmar Johann einen außergewöhnlichen Menschen und Freund. Ich ganz persönlich auch einen langjährigen Mentor und Förderer“, so Regina Brütsch, Fraktionssprecherin der SPD-Gemeinderatsfraktion. Sie beschreibt den Verstorbenen als einen politischen Kopf durch und durch. Johann sei nach mehrjähriger Krankheit verstorben. Zuletzt war es um ihren Vorgänger als SPD-Fraktionssprecher immer ruhiger geworden.
Mehr als ein halbes Leben für die SPD
Dietmar Johann, geboren am 12. April 1943, wurde 1968 für die SPD in den Gemeinderat gewählt – damals als jüngsten Ratsmitglied mit 25 Jahren. Von 1986 bis 2002 führte er die Singener SPD-Fraktion. „Wir machten es ihm ab und an auch nicht leicht, aber wir konnten mit ihm in der Fraktion unterschiedliche Meinungen immer offen und nie verletzend diskutieren“, betont Brütsch. Johanns Stärke sei seine Fähigkeit gewesen, auch unterschiedliche Meinungen zu einem guten Kompromiss zusammenzuführen.
Der Verstorbene verließ den Gemeinderat Singen im im September 2011 auf eigenen Wunsch und nach 43 Jahren. Bei seinem Ausscheiden wurde ihm für seine außerordentlichen Verdienste um das Wohl der Stadt Singen der Ehrenring verliehen. „Mit Respekt und Dankbarkeit halten wir das Andenken an Dietmar Johann in Ehren“, schreibt Oberbürgermeister Bernd Häusler nun in seinem Nachruf.
Auch in der Awo unverzichtbar
Dietmar Johann war aber nicht nur in der Singener Kommunalpolitik eine treibende Kraft. Auch bei der Arbeiterwohlfahrt war er zeit seines Lebens quasi unverzichtbar. 55 Jahre lang war er bei der Awo Mitglied. Im Mai 1984 wurde er stellvertretender Kreisvorsitzender und übernahm im Juli 1990 vorübergehend den Vorsitz des Vorgängers Werner Oßwald, bis er Ende September 1990 offiziell zum Kreisvorsitzenden gewählt wurde.
„Als Vorsitzender des Awo-Kreisverbandes hat er über viele Jahrzehnte von 1990 bis 2021 die Geschicke unseres Kreisverbandes zunächst zusammen mit Werner Neidig und später mit Reinhard Zedler als Geschäftsführer gelenkt und die Awo zu einem der großen sozialen Träger im Landkreis Konstanz gemacht“, erinnert sich Brütsch. Als Johann bei der Kreiskonferenz 2021 den Vorsitz der Awo abgegeben habe, habe er laut Brütsch für seine Verdienste die Ehrenmedaille des Bezirksverbandes Karlsruhe und bereits im Jahr 2004 das Bundesverdienstkreuz erhalten.
Dietmar Johann wurde bereits im engsten Familienkreis in Singen auf dem Waldfriedhof beigesetzt.