Rolf Wagner zu überraschen, ist kein leichtes Unterfangen. Zu gut vernetzt ist der ehemalige SPD-Stadtrat, Schreinermeister, Vesperkirchen-Aktivist, Nachbar und Sportvertreter. Geglückt ist es jetzt dennoch: „Es ist etwas Besonderes“, hatte Urs Bruhn als zurückgekehrter Vorstand der Diakonischen Dienste in Singen in der Einladung geschrieben, mit der Rolf und seine Frau Barbara ins evangelische Altenheim Haus am Hohentwiel eingeladen wurden. „Rolf Wagner notierte in seinem Terminplan einen Geistertermin“, verriet Bruhn der Versammlung, die sich zu Ehren Wagner getroffen hat. Denn die Überraschung war gelungen: Im Beisein zahlreicher Gäste konnte Oberbürgermeister Bernd Häusler Rolf Wagner die Landesehrennadel für langjährige Verdienste im Ehrenamt überreichen.

Zahlreich sind die Aufgaben, die Wagner im Ehrenamt bewältigt hat. Die Aufzählung seines jahrzehntelangen Engagements warf bei den Vertretern aus verschiedenen Bereichen die Frage auf: „Wie hat er das zeitlich geschafft?“ Vor einigen Monaten hat Wagner seinen 80. Geburtstag gefeiert.

Häusler startete die Aufzählung mit dem bis heute andauernden Einsatz für die Diakonie. „Sie hat durch Rolf Wagner einen Namen bekommen“, so Häusler. Seit über 40 Jahren ist er Mitglied in den Diakonischen Diensten. 2006 wurde er ehrenamtlicher Vorstand des Verwaltungsrates und ist seit 2010 ehrenamtlicher Aufsichtsratsvorsitzender. „Als hauptsächlicher Förderer hat Rolf Wagner sich bei der Generalsanierung 2020 für den Umbau auf Ein- und wenige Zweibettzimmer des Haus‘ am Hohentwiel eingesetzt“, so Häusler. Zudem sei er ausschlaggebender Initiator für den Bau der Service-Wohnungen im Haus Bonhoeffer gewesen, wo er sich bis zur Eröffnung 2023 als Schreinermeister aktiv eingebracht habe.

Joachim Hager und Rolf Wagner leiten seit Jahren das Umbauteam, das die Lutherkirche zur Vesperkirche macht
Joachim Hager und Rolf Wagner leiten seit Jahren das Umbauteam, das die Lutherkirche zur Vesperkirche macht | Bild: Biehler, Matthias

Das tat Wagner auch als Mitorganisator der ersten Vesperkirche in der Luthergemeinde. In einer tragenden Rolle sorgte er für die Logistik des Ausbaus der Bänke und den Aufbau der Tische und Bänke durch den Bauhof und ist bis heute im Organisationsteam. Im Laufe der Jahre in verschiedenen Funktionen der Lutherkirche tätig, bringt Wagner als Leiter der Gemeindeversammlung seit 2013 auch immer Themen ein, die aktuell wichtig sind. Häusler erinnerte an Renovierungsarbeiten und Anschaffungen. Seit vielen Jahrzehnten mit dem Posaunenchor verbunden und seit einiger Zeit auch Sänger im Kirchenchor, sei er bis heute ein Förderer der Kirchmusik in der Luthergemeinde gewesen.

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„Wo etwas ansteht, Rolf Wagner ist immer mit dabei“, beschreibt Häusler seinen Erfahrungsschatz, der bis in die 1970er Jahre zurückreicht. Als SPD-Mitglied und Stadtrat war er stets sowohl kritische Stimme im Ortsverein als auch zuverlässiger Helfer. Bis 1991 brachte sich Wagner in der SPD-Fraktion im Gemeinderat und im Ortschaftsrat in Überlingen am Ried ein. Dort ist er seit 1988 im TSV Überlingen Übungsleiter der Skigymnastik, im Skiclub Singen war er als Vorstandsvorsitzender, Skischulleiter und bis 2022 als Skilehrer engagiert. Bis 2005 langjähriger Vorsitzender des Fördervereins des Friedrich-Wöhler-Gymnasiums unterstützte Wagner mit Rat und Tat auch das 50-jährige Schuljubiläum im Jahr 2024. Als Mitbegründer war Wagner bis 1989 auch in der Handwerkerrunde engagiert.

Schon als Lehrling die Diakonie kennengelernt

Eine Last sei es für ihn nie gewesen, aber die Familie habe schon gelitten, gab Wagner zu. Mit Blick auf seine Frau meinte er: „Meine Gattin ist schon widerstandsfähig, im Haus am Hohentwiel ist auch sie auch oft dabei.“ Er selbst habe schon als Lehrling dort gearbeitet und sei mit dem Haus verbunden. Ein Anstoß habe schon gereicht: „Oft wird gesagt, ich sei ein Menschenfänger“, aber dagegen habe er sich immer gewehrt, so Wagner, bevor ihm der Oberbürgermeister für sein langjähriges, vielfältiges ehrenamtliches Engagement die Landesehrennadel überreichen konnte.