Steht die Scheffelhalle bald in einer Reihe mit den Pfahlbauten, der Klosterinsel Reichenau oder sogar den Pyramiden von Gizeh? Nichts weniger als den Status als Unesco-Weltkulturerbe nennt der Verein Freunde der Scheffelhalle in seiner neuen Satzung als Zweck. Die Satzung muss der Verein überarbeiten, nachdem der eigentliche Vereinszweck einer Erneuerung der Scheffelhalle im vergangenen November in Flammen aufging. Das fiel auch dem Finanzamt auf, das wenige Tage später den Verein kontaktierte. Statt um Erneuerung geht es nun also um einen Wiederaufbau – und danach um den baulichen Erhalt sowie die brauchtumsmäßige und kulturelle Nutzung.

Ein Passus in der neuen Satzung, dem am Montagabend rund 45 Vereinsmitglieder zustimmten, macht stutzig: „Der Verein strebt außer­dem den Denkmalschutz und einen Unesco-Status für die Scheffelhalle an.“ Der Stadt Singen ist das neu, wie Pressesprecher Achim Eickhoff dem SÜDKURIER erklärt.

Ein Bauzaun sperrt das Gebiet der Scheffelhalle ab. Daran sind Plakate unter anderem des Fördervereins befestigt.
Ein Bauzaun sperrt das Gebiet der Scheffelhalle ab. Daran sind Plakate unter anderem des Fördervereins befestigt. | Bild: Arndt, Isabelle

Warum die Gemeinnützigkeit so wichtig ist

„Unesco ist ein hehres Ziel“, räumte Peter Adrian Gäng ein. Auf der Liste künftiger Nominierungen als Weltkulturerbe stehen aktuell die Schlösser Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee oder das Residenzensemble Schwerin. Die Scheffelhalle würde sich da gut machen, fand Gäng: „Für den Hegau und Singen wäre das doch eine tolle Sache.“ Wichtig sei jedoch, dass dieses hehre Ziel die Gemeinnützigkeit des Vereins unterstreiche und aufrechterhalte. Denn wer für den Wiederaufbau der Scheffelhalle spende, wolle dafür auch eine Spendenbescheinigung.

Erst zum Jahreswechsel 2019 auf 2020 sei der Verein Freunde der Scheffelhalle als gemeinnützig anerkannt worden, dieser Status soll mit einer neuen Satzung erhalten werden. Nun müsse nur noch das Finanzamt der neuen Satzung zustimmen.

Mitgliederzahl hat sich seit Brand fast verdoppelt

Parallel sammelt der Verein weiter fleißig Mitglieder und Spenden. Während es vor dem Abend noch 289 Mitglieder waren, unterschrieb mit Gerhard Bumiller am Ende der Hauptversammlung im Open-Air-Bereich der Gems schon das 291. Mitglied. Damit hat sich die Zahl im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt: Vor dem Brand der Scheffelhalle waren 148 Menschen im Verein aktiv. Das zeige die Verbundenheit mit der Scheffelhalle.

„Wir haben mit diesem unsäglichen Brand eine Situation, mit der wir gar nie gerechnet hätten“, erklärte Vorsitzender Peter Adrian Gäng, der wenig später als Vorsitzender bestätigt wurde. Seit Ende vergangenen Jahres müssen sie nicht nur die Satzung überarbeiten, sondern setzen sich auch für einen Wiederaufbau der Halle ein.

Engagieren sich für die Scheffelhalle (von links): Schriftführerin Angelika Kohler, Vorsitzender Peter Adrian Gäng, sein Vize Bernd ...
Engagieren sich für die Scheffelhalle (von links): Schriftführerin Angelika Kohler, Vorsitzender Peter Adrian Gäng, sein Vize Bernd Rudolph, bisherige Kassiererin und neue Beisitzerin Susanne Egger mit Nachfolger Helmut Thau sowie Klaus Bach als ein weiterer Beisitzer. | Bild: Arndt, Isabelle

Mit Erfolg, befand Gäng: Die Zahl der Mitglieder wachse stetig mit Menschen vom nahen Singen bis ins ferne Südafrika, die Petition verzeichne bereits 5700 Unterschriften und die Scheffelhalle war ein Thema im Oberbürgermeisterwahlkampf von Bernd Häusler.

Auch die Spenden summieren sich: Während Ende 2019 noch rund 36.000 Euro im Kassenbuch standen, waren es Ende 2020 schon rund 42.000 Euro. Den aktuellen Zwischenstand benannte Kassiererin Susanne Egger mit rund 68.000 Euro – Tendenz steigend. An diesem Abend wurden sechs Werke junger Künstler versteigert, wodurch knapp 900 Euro zusammen kamen.

„Wunderbare“ Ideen, um Geld für Wiederaufbau zu sammeln

Erklärtes Ziel des Vereins ist, eine Summe von 200.000 Euro zum Wiederaufbau beitragen zu können. Das ist laut Gäng „nicht so abwegig“, weitere Aktionen seien schon geplant. Man wolle beispielsweise einige Dinge, die von der Scheffelhalle übrig seien, zum guten Zweck versteigern. So viel Kreativität lobte unter anderem Stephan Glunk als Zunftmeister der Poppele: „Was ihr an Ideen geboren habt, ist wunderbar.“ Dafür sei dem Förderverein der Dank all der Vereine sicher, welche die Halle genutzt haben und wieder nutzen wollen. Die Gesamtkosten für den Wiederaufbau werden sich zwischen fünf und sechs Millionen Euro bewegen, schätzte vor einigen Wochen OB Bernd Häusler.

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2023 muss gebaut werden, damit Versicherung volle Summe zahlt

Doch es drängt die Zeit, mahnte Peter Adrian Gäng: 2023 muss der Anfang gemacht sein, damit die Versicherung die volle Summe von mutmaßlich zwei Millionen Euro und nicht nur den Restwert des Gebäudes begleicht. Aber bis dahin brauche es noch einige Schritte und Zeit: „Es muss geplant werden und das muss jemand in Auftrag geben.“ Daher wünsche er sich eine zeitnahe Beratung im Gemeinderat, erklärt Gäng.

Dann wäre die Halle auch pünktlich zum 100-jährigen Jubiläum der Scheffelhalle im Jahr 2025 fertig – vielleicht einen Meter breiter und etwas moderner, aber wenn es nach Gäng geht optisch wie früher.

Eine Beratung im Gemeinderat ist laut Pressesprecher Achim Eickhoff angedacht: Im September oder Oktober soll die Scheffelhalle auf der Tagesordnung stehen.

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