Die Zeit des Wartens ist endlich vorbei: Seit Montag dürfen auch in Stockach wieder Kindertagesstätten und Grundschulen öffnen, nachdem sie fast zehn Wochen lang wegen des Corona-Lockdowns geschlossen bleiben mussten. Im Gegensatz zu den Kitas dürfen sich an den Grundschulen jedoch nicht alle Kinder gleichzeitig in den Einrichtungen aufhalten. Stattdessen werden sie im Wechselunterricht betreut, zwei Klassenstufen müssen jeweils im wöchentlichen Wechsel daheim bleiben. Die Freude ist dennoch groß – aber der Aufwand auch.

In Stockach befinden sich in dieser Woche acht Klassen der Stufen eins und drei im Präsenzunterricht, wie Schulleiterin Sonja Hartmann berichtet. Weil diese jeweils noch geteilt werden und zudem die Grundschulförderklasse und die Kinder in der Notbetreuung vor Ort betreut werden müssen, gibt es über 20 Gruppen in der Schule. „Es sind alle Klassenzimmer belegt“, sagt Hartmann.

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Geplant war eigentlich ein anderer Ablauf

Bei der Notbetreuung unterstütze glücklicherweise die Stadt Stockach mit einem Fachlehrer und einer Ganztageskraft. Um die übrigen Schüler unterrichten zu können, helfen die Lehrer sich untereinander aus. So betreuen etwa die Lehrer für die zweiten Klassen auch die Erstklässler, wenn sich diese im Präsenzunterricht befinden und in der kommenden Woche wird es umgekehrt sein. Pro Vormittag bietet die Schule vier Stunden Betreuung vor Ort an, insgesamt sind es 20 Stunden pro Woche – vorgeschrieben sind vom Land mindestens zehn. Die Kinder, die sich daheim befinden, bekommen Arbeitsaufträge, am Nachmittag stehen die Lehrer für Fragen und Rücksprachen zur Verfügung.

„Ich hätte mir gewünscht, dass die Schulen die Freiheit haben, so zu unterrichten, wie es für sie passt.“ – Sonja ...
„Ich hätte mir gewünscht, dass die Schulen die Freiheit haben, so zu unterrichten, wie es für sie passt.“ – Sonja Hartmann, Rektorin Grundschule Stockach | Bild: Freißmann, Stephan

„Das funktioniert alles“, sagt Sonja Hartmann. Allerdings habe man sich für die Grundschule Stockach eigentlich einen anderen Ablauf gewünscht: „Eigentlich wollten wir so teilen, dass von jeder Klasse die Hälfte kommt.“ Dann hätte jeder Lehrer seine eigene Klasse unterrichten können und keine Schüler betreuen müssen, mit denen er noch nicht vertraut ist. Doch das sei nicht gegangen, vom Land sei die eindeutige Vorgabe gekommen, die Klassenstufen stattdessen im Wechsel zu unterrichten. „Was von der Praktizierbarkeit aber wesentlich schwieriger ist“, so Sonja Hartmann. „Ich hätte mir gewünscht, dass die Schulen die Freiheit haben, so zu unterrichten, wie es für sie passt.“

Vorbereitung in den Ferien

Zudem bedeutete die Vorbereitung auf den Präsenzunterricht Arbeit für die Lehrkräfte. „Wir haben das genauso aus der Presse erfahren wie alle anderen auch“, erklärt Schulleiterin Sonja Hartmann. Von offizieller Stelle habe es zwar im Anschluss auch ein Schreiben gegeben, aber bis handfeste Vorgaben vorliegen, brauche es eben auch ein wenig Zeit. „Und eigentlich müssen wir schon vorher reagieren“, so Hartmann, schließlich müssten die Eltern informiert werden, die wissen wollen, wie und wo ihr Kind betreut wird. Zudem mussten Vorkehrungen getroffen und der Unterricht organisiert werden – dabei waren Fasnachtsferien. Sie selbst sei jedoch gerade einmal einen halben Tag lang nicht im Einsatz gewesen „und die meisten Kollegen waren auch da“, schildert Sonja Hartmann. „Wir hatten eigentlich keine Ferien.“

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Lehrer wechseln sich mit den Aufgaben ab

Gleiches berichtet Ulrika Eschbach, Rektorin an der Grundschule Wahlwies. In den Ferien hätten Konferenzen stattgefunden und es seien „komplett neue Stundenpläne“ erstellt worden. An der Grundschule Wahlwies wechseln sich die Lehrkräfte mit Präsenz- und Onlineunterricht ab. Ein Teil übernehme in dieser Woche den größten Teil des Präsenzunterrichtes und unterrichte Mathe und Deutsch, der andere Teil sei für die in geringerem Umfang stattfindenden Nebenfächer zuständig „damit diese Lehrkräfte sich auf den Fernlernunterricht konzentrieren können“, erklärt Ulrika Eschbach. In der kommenden Woche werden die Aufgaben getauscht. Bei der Notbetreuung erhalte glücklicherweise auch die Grundschule Wahlwies Unterstützung von der Stadt Stockach, sodass man sich auf den Unterricht konzentrieren könne.

Allerdings sei die Organisation in der Schule sehr aufwendig, auch wegen den Hygiene-Regeln. Die Pausen etwa müssten versetzt stattfinden, immer nur zwei Gruppen können sich gleichzeitig im Pausenhof aufhalten. Zur Betreuung müsse dann die Lehrkraft eingesetzt werden, die mit den Schülern ohnehin schon Kontakt hat, sind die nächsten Gruppen dran, muss auch die Aufsichtsperson gewechselt werden. Auch Bernadette Immler, Leiterin der Grundschule Winterspüren, sagt, die derzeitige Situation sei eine Herausforderung. Die Schüler im Fernlernunterricht erhalten ebenfalls Material von der Schule, „aber die Lehrer sind nicht immer abkömmlich, weil sie im Unterricht eingesetzt sind“.

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Die Freude ist trotzdem groß

Dennoch – froh sind alle, dass die Schüler wieder vor Ort unterrichtet werden können. „Es ist schön, dass die Kinder wieder da sind“, sagt etwa Sonja Hartmann. „Die Stimmung ist bei uns sehr gut.“ In der Schule könne man besser auf die Schüler eingehen, die Kollegen seien bereit, den Mehraufwand, der aktuell nötig ist, zu leisten. Auch Ulrika Eschbach berichtet: „Wir sind alle total froh.“ Gegen Ende des Fernlernunterrichts habe die Motivation bei den Schülern zum Teil nachgelassen, nun seien sie jedoch wieder sehr motiviert. Und trotz der Herausforderungen laufe der Unterricht reibungslos ab. Dass die Schüler in kleinen Gruppen unterrichtet werden, sei sogar ein Vorteil, weil auf die einzelnen Schüler noch besser eingegangen werden könne.