Auf der Liste von Dingen, die man in seinem Leben definitiv mal gemacht haben sollte, findet sich neben „ein Haus bauen“ und „einen Baum pflanzen“ meist ein weiterer Klassiker: „ein Buch schreiben.“ Sich das dann aber tatsächlich auch trauen, das tun die wenigsten.
Einer der es getan hat, ist Robert Zirlewagen aus Pfohren. Dass seine Gedankengänge äußerst unterhaltsam sein können, weiß jeder, der ihn schon mal an der Fasnet beim Ball der Schnuferzunft erleben konnte. Ist es dort jedoch heiter und lustig, zeichnet Zirlewagen in seiner literarischen Arbeit ein anderes Bild. „Blutspur in die Vergangenheit“ heißt sein erstes Buch, das jetzt herausgekommen ist.
Gut recherchiert muss es sein
Der Mut, das Geschriebene auch zu veröffentlichen, kam auch erst später: „Ich schreibe bereits seit über zehn Jahren Manuskripte“, erklärt der gebürtige Bräunlinger, der im Vertrieb eines Holzhandels in der Region arbeitet. Die Manuskripte erreichen teilweise einen Umfang von rund 300 Seiten. Immerhin muss es auch Platz geben, damit die Charaktere sich entwickeln können: „Ich habe mich dann informiert, welche Anforderungen die Verlage stellen. Gut recherchiert musste es sein. Orte sollten real und nicht erfunden sein.“ Das hat er anfangs noch anders gemacht.
Schließlich holt Zirlewagen sich Unterstützung von einer Lektorin. Lässt sie drüberlesen, Anmerkungen machen, Tipps geben. „Ich habe es dann jedoch wieder liegengelassen und erst nach einer Weile wieder gelesen. Da hat sich für mich was verändert.“ Der Entschluss, das Buch in Produktion zu geben. Aber wo?
Nur ein Prozent wird veröffentlicht
„Schickt man seine Manuskripte an Verlage, dann wird von denen, die überhaupt angeschaut werden, lediglich ein Prozent auch veröffentlicht“, erklärt der Autor. Außerdem werde es angefasst: „Es ist immer schwierig, wenn dir einer reinredet. Nachher kommt da etwas ganz anderes heraus.“ Das will Zirlewagen nicht. Er erkundigt sich und stößt schließlich auf den Epubli-Verlag. Er bietet Autoren die Möglichkeit, das Buch unabhängig und dennoch weltweit zu verkaufen. Dazu gehört er zu einer größeren Verlagsgruppe. „Deren Lektoren schauen da auch mal rein.“ Die Möglichkeit, entdeckt zu werden, ist also trotzdem gegeben. Ein weiterer Vorteil: „Der Datensatz kann ausgetauscht werden. Ich habe mir eine Ausgabe bestellt, es noch mal gelesen und zweit weiteren Testlesern gegeben. Wir haben kleine Fehler bemerkt, die ich korrigieren ließ. Zehn Tage später war das gemacht.“
„Etwas Besonderes“
Und wie ist es, sein erstes eigenes Buch in den Händen zu halten? „Interessant und auf jeden Fall etwas Besonderes“, sagt Zirlewagen. Er finde den ganzen Prozess spannend. Besonders aber: „Mit Leuten über die Geschichte zu reden.“ Die Resonanz ist ihm wichtig. „Wenn du Musik machst, dann klopfen dir alle auf die Schulter und sagen: ‚Das war gut‘. Bei einem Buch vergehen zwei bis drei Wochen bis was kommt.“ Da kämen dann auch negative Gedanken: „Dass die Leute schnell aussteigen. Vielleicht hatte ich früher auch einfach davor Furcht.“
Positive Rückmeldungen
Bislang kann Zirlewagen mit den Rückmeldungen jedoch zufrieden sein. Sie haben ihn zumindest bereits soweit bestärkt, dass er schon an einem zweiten Teil arbeitet. Der gehe allerdings ein wenig in eine andere Richtung. „Ich habe heute mein 100. Buch selbst verkauft.“ Insgesamt schätzt er, dass bereits so um die 200 Exemplare verkauft wurden. „Ich bin auch überrascht, wie viele meiner Kunden so etwas lesen.“ Zu hören, dass man „selten so ein spannendes Buch“ gelesen habe, das bestärke.
„Ich weiß oft nicht wie es ausgeht“
Das Schreiben laufe meistens recht flüssig: „Am Wochenende ist meine Schreibkraft eigentlich am größten. Am Abend schreibe ich vielleicht eineinhalb Stunden.“ Nur wenn es ganz besonders spannend wird, dann kann es auch mal länger gehen: „Manchmal werden dann auch drei Stunden daraus. Wenn ich selbst unbedingt wissen will, was jetzt passiert.“ Das Gerippe für ein Buch stehe schon vor dem Schreiben fest, was dann aber konkret passiere, wisse auch der Autor selbst meist nicht: „Ich weiß oft nicht wie es ausgeht. Auch wer der Mörder ist. Ich hab manchmal zwar einen Verdacht, weiß es aber nicht sicher.“ Das Schreiben sei für ihn weniger eine Arbeit: „Das ist für mich wie lesen. Die Arbeit kommt dann hinterher mit dem Lektor.“
In andere hineindenken
Dass Wesenszüge von Zirlewagen selbst im Buch verarbeitet werden, glaubt er nicht: „Meine Stärke ist es, mich in andere hineinzudenken. Mich interessieren Menschen einfach. Wenn ich draußen einen Jogger sehe, dann frage ich mich, was er wohl gerade denkt, wo er hinläuft. Und vielleicht kommt er dann eben auch ins Buch.“ Daher werde er auch gefragt, ob er real existierende Personen in seine Literatur mit aufgenommen habe: „Im ersten Teil gibt es einen Gastronomen, den es echt gibt. Ich habe allerdings vorher bei ihm angefragt, ob ich seinen Namen verwenden darf.“
Worum geht es?
Der Krimi spielt hauptsächlich in der Gegend in und um Titisee-Neustadt. Dort hat Hauptfigur Samantha gerade die Leitung des Polizeipostens übernommen. Es gibt eine Leiche, vermutlich einen Serienmörder und eine Spur, die in die Vergangenheit der Polizistin führt. „Der erste Teil kommt eher mit psychologischer Dunkelheit aus. Die Kommissarin muss in ihrer Vergangenheit stöbern.“
Eine Schwierigkeit beim Schreiben sei es gewesen, nicht zu schnell zum Ende zu kommen: „Das Buch muss etwa 300 Seiten haben. Wenn man die Leute vorstellen möchte und ein wenig Hintergrund geben will.“ Außerdem will Zirlewagen immer etwas Neues bieten: „Ich möchte nicht, dass es irgendwann ausgelutscht wirkt.“
Buch vom Städtedreieck?
Ob er sich auch vorstellen könne, einen Roman mal im Städtedreieck spielen zu lassen? „Vorstellen ja, aber da geistern zu viele Namen herum, die ich eben kenne.“ Die Vermischung fiktionaler und realer Charaktere wäre ein Risiko. Ideen gebe es indes genug. Eine Geschichte rund um die Pfohrener Entenburg etwa. Und hauptberuflich als Autor tätig sein? „Vorstellen ja. Aber das ist ein hartes Brot. Vor allem hätte ich da echt Sorge vor einer Blockade“, sagt Zirlewagen. Seine Intention beim Schreiben sei indes nicht das Geld verdienen. „Mir geht es eher darum, dass die Geschichten auch gelesen werden. Dass man sich über das Buch unterhält.“
In Zirlewagens Schreibtischschublade schlummern noch weitere Manuskripte, die auf eine Veröffentlichung warten. Und Ideen hat der Autor auch noch weitere parat. Etwa einen Austausch mit einem anderen Autoren, der in Neustadt lebt und auch über die Gegend schreibt. Möglichkeiten gibt es viele.
Das Buch „Blutspur in die Vergangenheit“ ist für 13,99 Euro einerseits bei Robert Zirlewagen selbst, aber auch bei allen gängigen Online-Versandhäusern zu bekommen. Auch bei Mory‘s Hofbuchhandlung in Donaueschingen.