Keine Fasnet, keine ausgelassenen Hochzeitsfeste und nicht einmal kleinere Feiern waren seit Ausbruch der Corona-Krise lange Zeit möglich. Doch seit die Gastronomie vor Kurzem wieder an den Start gehen und die Zwangspause damit beendet werden durfte, können die Menschen wieder Geld für Bier und Essen in den Kneipen und Bars ausgeben. Wir gehen der Frage nach, ob sich dadurch auch die Lage bei den Brauereien auf der Baar verbessert hat?
Umsatz zurückgegangen, Bier vernichtet
Noch im zurückliegenden Februar berichtete Eveline Kalb, Chefin der Löwenbrauerei in Bräunlingen, gegenüber dieser Zeitung von Einbrüchen im Jahresumsatz. Wenn das Getränk nicht verkauft werden könne, müsse man es wohl oder übel vernichten. „Bier ist ein Frischegetränk. Das Fassbier ging normalerweise sehr schnell an die Gastronomie oder zu irgendwelchen Festen, wo es schnell verbraucht wurde“, erklärte sie damals. Das sei 2020 jedoch nicht der Fall gewesen.

Jetzt, mehr als ein halbes Jahr später, berichtet Kalb, dass die Löwenbrauerei wieder mit ein paar wenigen, kleinen Festen zu tun hat. Sie spricht etwa von der Rodeo-Veranstaltung des Motor-Sport-Club (MSC) Bräunlingen, die bereits vergangenes Jahr durchgeführt wurde und auch dieses Jahr unter Einhaltung der Corona-Hygieneregeln stattfinden soll. Ansonsten sei jedoch nicht viel los in Sachen Feste. Aber das sei vollkommen okay, da sich die Brauerei umso mehr auf den Handel konzentrieren könne. „Wir haben gut zu tun, können nicht meckern“, fasst Kalb zusammen. Kurzarbeit gebe es derzeit nicht.
Wenig begeistert zeigt sich die Geschäftsführerin vom dieses Jahr wenig zufriedenstellenden Sommer. Es sei quasi übergangslos vom Frühling in den Herbst gegangen, „drei Wochen war es vielleicht heiß, ansonsten sehr kalt und verregnet“. Und das wiederum wirke sich auf das Geschäft aus. Eveline Kalb arbeitet in einem saisonalen Geschäft, da sei im Sommer einfach mehr los als im Winter. Trotz schlechtem Wetter „war unser Keller immer gut ausgelastet“, so Kalb. Grund dafür sei nicht zuletzt der Lohnbrau; so heißt der Vorgang, bei welchem die Brauerei – neben ihrem eigenen Markenbier – im Auftrag einer Fremdbrauerei auch andere Biere erzeugt, die nicht unter eigenem Namen, sondern mit einer anderen Markenbezeichnung in den Handel gebracht werden.
Schlechtes Wetter nicht geschäftsfördernd
Zwar hat die Gastronomie wieder geöffnet, von zwangsläufiger Besserung der Situation möchte sie allerdings nicht sprechen. „Wir haben unter unseren Kunden nicht die Menge an Kneipen, eher Speiselokale. Die Leute können und gehen aber noch nicht so weg wie früher normal“, sagt Kalb.
Lange Zeit sei beispielsweise nur eine Außenbewirtschaftung möglich gewesen – aber es herrschten Regen und Kälte vor. „Dann bleibt man vielleicht nur zum Essen und nicht noch danach auf ein Bier sitzen.“ Nun hoffe sie darauf, dass in den Innenräumen eine gewisse Gemütlichkeit zurückkehren könne und somit auch ein Geschäft – womöglich auch durch Weihnachtsfeiern im kleineren Umfang. Allerdings hat Eveline Kalb laut eigener Aussage im privaten Umfeld festgestellt, dass es die Menschen durchaus als positiv empfinden, einfach mal zuhause zu bleiben und dort ein Bier zu genießen.
Fürstenberg kämpft sich durch Krise
Auch bei der Fürstenberg Brauerei in Donaueschingen „spüren wir die Auswirkungen der Corona-Pandemie nach wie vor deutlich“, sagt Pressesprecherin Ilona Zimmermann. Das Unternehmen kämpfe mit Absatzeinbußen im Veranstaltungsbereich, da zum Beispiel viele Feste und Konzerte entweder abgesagt worden seien oder nur in geringem Umfang stattfinden könnten. Auch das Gastronomiegeschäft sei noch nicht auf dem Niveau von vor Corona. „Hier spielt sicher auch das anhaltend schlechte Wetter eine nicht zu unterschätzende Rolle“, vermutet Zimmermann. „Und Personalprobleme stellen Gastronomen und Hoteliers vor große Herausforderungen, zum Teil müssen Kapazitäten gedrosselt werden.“ Den Aussagen der Sprecherin zufolge wirken sich die Probleme der Gastroszene also unmittelbar auf Brauereien aus – ein wahrer Rattenschwanz.
Mit Sorge blickt Ilona Zimmermann indes auf das zunehmend schlechter werdende Virus-Geschehen. „Die steigenden Infektionszahlen bringen weitere Unsicherheiten mit sich, wie es in diesen Bereichen in den nächsten Monaten weitergehen wird. Dies auch vor dem Hintergrund der Diskussion im Umgang mit den Regelungen wie 2G/3G“, erklärt sie. Eines scheint deshalb sicher: Leichter dürfte es trotz genereller Öffnungszusage für Kneipen und Bars nicht werden, und somit in zweiter Instanz auch für Brauereien nicht.
Positiv sehe es dagegen an anderer Stelle aus: „Im Lebensmitteleinzelhandel und den Getränkeabholmärkten ist die Nachfrage nach wie vor gut“, so Zimmermann. Insbesondere mit dem Neuprodukt „Fürstenberg Naturtrübes Helles“ habe die Donaueschinger Brauerei „sehr viel Freude, die Absätze haben unsere kühnsten Erwartungen bei Weitem übertroffen“. Nichtsdestotrotz könne dieser Erfolg die Verluste aus der Gastronomie und dem Eventbereich nicht kompensieren.
Mutige Investition trotz Corona
In der Produktion sei Fürstenberg aktuell gut ausgelastet. „Vor Kurzem haben wir eine große Investition getätigt und eine neue Fassabfüllanlage in Betrieb genommen – ein Zeichen unserer Zuversicht im Hinblick auf die Zukunft der Gastronomie“, schildert die Sprecherin. Und wie sieht es momentan personell aus? „Niemand ist in Kurzarbeit. Kündigungen mussten wir zum Glück keine aussprechen, im Gegenteil: Wir sind auf der Suche nach qualifiziertem Fachpersonal, was sich als eine der größten Herausforderungen im Hinblick auf den schwierigen Arbeitsmarkt darstellt.“ Umso mehr freue sich das Unternehmen, so Zimmermann, zum 1. September fünf Auszubildende in der Brauerei begrüßt zu haben.