Die Pandemie geht nun bereits in ihr zweites Jahr. Als 2020 der erste Lockdown kam, waren sich wohl nur wenige bewusst, dass es nicht der letzte sein würde. Die täglichen Abläufe in der Corona-Krise sind dabei schon in den Alltag übergegangen.

Wer den Einkauf erledigt, zieht sich eine Maske an, hält an der Kasse entsprechend Abstand. Schüler müssen sich dreimal in der Woche testen, bevor sie am Unterricht teilnehmen können. Und für die Kindergartenkinder gilt das nun auch. Dreimal in der Woche ist ein Test notwendig.

Testpflicht für Kindergartenkinder

Offener Brief an den OB

Das hält Saskia Braun zwar für in Ordnung, allerdings ist sie mit der Art und Weise nicht wirklich einverstanden. Die Mutter eines 17 Monate alten Jungen hat einen offenen Brief an Donaueschingens Oberbürgermeister Erik Pauly verfasst – und eine Online-Petition gestartet. Die Absicht: Die Zulassung von sogenannten Lolli-Tests als Testnachweis in den Donaueschinger Kindertagesstätten. Bei der Petition sind mittlerweile fast 500 Unterschriften zusammen, außerdem hat sich rund um das Anliegen eine Elterninitiative formiert.

Saskia Braun (von links), Marianne Markwardt und Nadine Lux sind Teil einer Elterninitiative, die in Donaueschinger Kindertagesstätten ...
Saskia Braun (von links), Marianne Markwardt und Nadine Lux sind Teil einer Elterninitiative, die in Donaueschinger Kindertagesstätten den Einsatz von Lollitests fordert. | Bild: Valerie Neunheuser

Lolli-Test statt Nasentest

„Vom Land ist es vorgegeben, dass dreimal getestet wird. Das ist vom Prinzip her gut“, sagt Braun. Jedoch werde der Test in der Kita vor Ort gemacht – mit einem Test, der über die Nase funktioniert: „Die Anatomie eines einjährigen Kindes ist nicht für diese Art der Testung ausgelegt“, schreibt Braun in ihrem Brief an den OB.

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„Mein Sohn ist 17 Monate alt und hat eben eine kleine Nase. Ich kenne es von anderen Gemeinden, dass dort Lolli-Tests benutzt werden können.“ Lolli-Tests werden in den Mund genommen und benötigen eine Speichelprobe. Wesentlich angenehmer also für die Kinder. Der Nasenabstrich hingegen kann besonders für die Kleinsten unangenehm sein.

Warum in der Kita?

Zudem versteht Braun nicht, warum das Testen in der Kita geschehen muss: „Zuhause wäre das doch einfacher als in der Kita-Garderobe, im Tumult der ankommenden Kinder.“ Dabei sei zudem Kita-Personal abgestellt, dass sich darum kümmern müsse. „In den Kitas bedeutet das einen enormen Mehraufwand. Jemand muss dafür zwei Stunden parat sein“, so Braun.

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Nicht infiziert in die Kita

„Es ist doch praktischer, wenn ein positiver Test zuhause bemerkt wird und das Kind dann nicht infiziert in die Einrichtung kommt“, argumentiert Braun weiter. Sie fürchtet zudem, dass ihr Sohn mit der Kita negative Erlebnisse verbindet – und nicht mehr hingehen möchte. Zudem ist sich die Mutter sicher: „Die Zeit mit den Tests wird nicht so schnell vorbei sein.“

Unter die Zunge und kräftig in Speichel tunken: Ida, sechs Jahre alt, macht in ihrer Kita einen Lollitest.
Unter die Zunge und kräftig in Speichel tunken: Ida, sechs Jahre alt, macht in ihrer Kita einen Lollitest. | Bild: Zieger, Philipp

Warum denn nicht?

„Ich verstehe nicht, warum die Stadt sich da querstellt und nicht den Eltern die Wahl lässt“, sagt Braun. Zudem sei es der Fall, dass die kirchlichen Einrichtungen die Lolli-Tests erlauben. Die Stadt erlaube auch nicht, den Test selbst zu kaufen und mitzubringen. Selbst das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) führe allerdings entsprechende Tests auf, die gut und valide funktionieren.

Keinen Streit

Saskia Braun betont dabei jedoch, dass es ihr hier nicht darum gehe, zu streiten. Sie sei ansonsten mit der Kita sehr zufrieden und auch das Personal leiste eine hervorragende Arbeit. Zudem verstehe sie den Nutzen der Tests, „um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen und eine sichere Umgebung für unsere Kinder und die betreuenden Personen zu gewährleisten.“

Was die Stadt dazu sagt

Warum ist es nicht möglich, die Tests zu Hause machen zu können? „Leider gab es in der Vergangenheit vereinzelte Vorfälle, bei denen Testungen zu Hause von Eltern trotz anderslautender Erklärung nicht durchgeführt und dadurch eine Infektion in Einrichtungen eingetragen wurde“, erklärt Rathaussprecherin Beatrix Grüninger.

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Deshalb sehe die Stadt Donaueschingen aktuell Testungen in den städtischen Kinderbetreuungseinrichtungen durch die Eltern unter Aufsicht vor. „Alternativ gibt es die Möglichkeit, die Testung bei einer offiziellen Teststelle von geschultem Personal durchführen zu lassen. Die dort bescheinigten Ergebnisse werden in den städtischen Kinderbetreuungseinrichtungen anerkannt“, so Grüninger weiter.

Warum keine Lolli-Tests?

Die Stadt habe sich nach eigener Auskunft bewusst für nasale Tests und gegen die Lolli-Tests entschieden: „Der Grund dafür ist die Einschätzung des Gesundheitsamtes Schwarzwald-Baar-Kreis. Das Gesundheitsamt weist darauf hin, dass die Probeentnahme durch die Nase zuverlässiger ist als die durch den Rachen und bestätigt, dass ein Nasenabstrich eine höhere Sensitivität aufweist als ein Rachenabstrich oder gar eine Speichelprobe“, sagt die Rathaussprecherin.

Nachfrage

Auf erneute Anfrage betrachte das Gesundheitsamt die Lolli-Tests nicht als gleichwertig mit den nasalen Tests. „Insbesondere im Zusammenhang mit einer vorherigen Nahrungsaufnahme schätzt das Gesundheitsamt die Sicherheit der Testergebnisse der nasalen Tests höher ein als die der Lolli-Tests“, erklärt Grüninger.

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Gerade die Unabhängigkeit einer Nahrungsaufnahme im Vorfeld sei für die Stadt Donaueschingen wichtig, da die Testungen in den Einrichtungen vorgenommen werden. „Es ist davon auszugehen, dass zu diesem Zeitpunkt eine Nahrungsaufnahme der Kinder bereits stattgefunden hat“, heißt es aus dem Rathaus.