Morgens aufstehen, frühstücken, sich richten, ab ins Auto uns los zur Arbeit. So ähnlich dürfte der Start in den Tag für viele in Donaueschingen aussehen. Für Reiner Jäger gestaltete der sich in den vergangenen Wochen allerdings ganz anders. Jäger ist Leiter der Gewerblichen Schulen in Donaueschingen, lebt aber bei Blumberg.
Die Strecke von seinem Wohnort bis zum Arbeitsplatz legt er üblicherweise mit dem Auto zurück. Drei Wochen lang tat er das jedoch ausschließlich mit dem Fahrrad. Etwa 17 bis 20 Kilometer beträgt seine Fahrtstrecke. Aber warum hat er das überhaupt gemacht?
Möglichst viel mit dem Rad
Jäger hat an der Stadtradeln-Aktion teilgenommen, bei der die Teilnehmer möglichst viel mit dem Rad unterwegs sind. Er hat sich allerdings nicht für das übliche Stadtradeln angemeldet, sondern als Stadtradel-Star.
Konkret bedeutet das: „Das ist eine Kategorie, bei der man komplett auf die Benutzung des eigenen Autos verzichtet“, erklärt Jäger. „Wir machen mit der Schule schon seit Jahren mit. Dann habe ich von der neuen Kategorie gelesen. Ich dachte mir, das ist vielleicht eine gute Erfahrung und habe nicht lange überlegt.“ In Donaueschingen ist er der erste, der das macht.
Das heißt: Egal wohin es geht, Reiner Jäger schnürt die Schuhe und steigt aufs Fahrrad. Zumindest drei Wochen lang. Und das hat er auch durchgezogen. Bis auf einen Tag. Es war der erste der Aktion: „Ich musst am Morgen nach Schramberg und es regnete stark, da habe ich auf den ÖPNV zurückgegriffen.“ Was übrigens auch erlaubt ist. Die restlichen Tage der drei Wochen dauernden Aktion hat er allerdings jeden Tag auf dem Sattel verbracht.
Aber wie klappt das, wenn man morgens aufsteht und weiß: Jetzt wird es erst mal anstrengend? „Ich musste ziemlich oft den inneren Schweinehund überwinden. Aber nach ein paar Tagen wollte ich es dann auch durchziehen.“ Als Schulleiter hat Jäger auch Termine außerhalb, die nicht direkt in Donaueschingen stattfinden. An jenen Tagen wird es besonders anstrengend: „Ich hatte happige Tage, an denen waren es dann 150 Kilometer, die ich zurückgelegt habe.“
Bei den großen Mammutfahrten benutzt er allerdings ein Elektro-Rad, das ihn ein wenig in den Pedalen unterstützt: „Auswärts wollte ich nicht zu verschwitzt sein. Deshalb habe ich das E-Bike dabei benutzt“, sagt Jäger. Bei den Terminen wollte man ihm dann auch nicht immer glauben, dass er tatsächlich mit dem Rad gekommen sei: „Da gab es großes Staunen. Die waren beeindruckt.“
Große Strecken
Und wie sahen solche Tage in etwa aus? „Da ging es von Blumberg nach Donaueschingen, dann nach Dunningen, von dort nach Villingen, wieder nach Donaueschingen und schließlich abends wieder nach Hause“, erklärt der Rektor.
Und jetzt, nach der Aktion, was ist davon hängen geblieben? Wenn es das Wetter zulässt, dann kommt Reiner Jäger mit dem Rad zur Schule: „Ich mache das etwa zweimal die Woche. Ganz auf das Auto verzichten, das geht leider noch nicht“, erklärt er. Gelohnt habe sich die Erfahrung allemal. Allein schon aufgrund des Einsparens an Energie und damit in klingender Münze. „Es ist eine gute Erkenntnis zu wissen, dass ich damit Geld sparen kann.“ Natürlich müsse das Wetter eben mitspielen.
Und das Bewusstsein habe sich geschärft: „Mit einer Tasche und zu Fuß einkaufen zu gehen, das hat Vorteile. Man kauft etwa nur so viel, wie in die Tasche passt – und lädt sich nicht den kompletten Kofferraum voll.“
Im Freundes- und Bekanntenkreis wird Jägers Teilnahme positiv aufgenommen. „Und als die Nachbarn es wussten, konnte ich auch gar nicht mehr ins Auto steigen. Das hätten sie ja mitbekommen“, schmunzelt er. Er habe auch nicht gewusst, ob er die Anstrengung komplett durchhalte: „Ich bin schon sportlich unterwegs, war aber nach der Zeit dann auch sehr müde.“
Etwas einsparen
Dennoch ist er stolz darauf, dass er es geschafft hat: „So etwas hat auch Symbolcharakter. Es geht dabei nicht um den Verzicht, sondern darum, dass man etwas einsparen kann.“ Ein Thema, das aktueller ist als jemals zuvor: „Öfter mal das Rad einbauen und Strecken, die man eigentlich zu Fuß gehen kann tatsächlich auch laufen. Allein deshalb war es das wert.“
Und ein weiterer positiver Aspekt war der sportliche: „Manche fahren abends nach Hause, um dann Sport zu machen. Das habe ich damit schon erledigt.“ Bei der Fahrt habe er den Tag noch einmal durchdenken können – und sich auf den kommenden vorbereiten: „Planung ist mit dem Fahrrad erforderlich. Man muss mehr Zeit einkalkulieren, morgens etwa eine Stunde früher los.“ Und bei jedem Termin bedenken: die Anreise dauert länger.