Das war sie, die Regenwoche Mitte Juli im Jahr 2021. Die Region hatte – insgesamt – wohl viel Glück. Die Kurve, die den Brigachpegel bei Villingen nachzeichnet, unterstreicht dies eindrücklich: Ein kleiner Ausschlag markiert den Tag, als ein künstlicher Damm in Höhe des Bahnhofsbereichs Villingen weggespült wurde. Mit Hochwasser hatte das noch nichts zu tun – aber mit großer Fließgeschwindigkeit des Wassers.

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Die Topografie wirkt sich aus

Es herrschen ungewöhnliche Wetterbedingungen in VS. Nordwind bringt Regenwolken aus einer eher seltenen Richtung in den Schwarzwald. Normal ist eine Windrichtung aus Westen. Dies wiederum sorgt dafür, dass die Wolken meist abgeregnet sind, bis sie in Villingen sind. Die Topografie des Schwarzwalds sorgt dafür. Steigungsregen am Westhang von Schwarzwald und vor allem des Rohrhardsbergs lassen die Raumschaft Villingen oft trockener davon kommen als andere Regionen. Das war schon immer so, es ist kein Zufall, dass bei uns eine Stadt den Namen Dürrheim trägt.

Sonntagmorgen bei Marbach: Rund um die Brigach dampfen die Wiesen. Die Luftfeuchtigkeit liegt bei Werten um die 90 Prozent. Bild: ...
Sonntagmorgen bei Marbach: Rund um die Brigach dampfen die Wiesen. Die Luftfeuchtigkeit liegt bei Werten um die 90 Prozent. Bild: Norbert Trippl | Bild: Trippl, Norbert


In der Nacht zum Sonntag, 18. Juli 2021, kam bei uns der Wetterumschwung an. 17 Grad Nachttemperatur in Villingen und sehr hohe Luftfeuchtigkeit mit Werten um die 90 Prozent zeugen davon. Am Sonntagmorgen gab es Frühnebel an den Bachauen, die Wiesen dampften im Sonnenlicht des Morgens. Gegen 8 Uhr war dieses Ausdampfen der Natur schon wieder vorbei.

Im Wald ist das Leben hörbar

Spürbar aufgelebt ist der Schwarzwald. Wer sich mit Rad oder zu Fuß in die Waldungen aufmacht, der sieht, hört und riecht das. Kräftiges Grün scheint überall, vor allem das Jungholz prunkt. Moosflächen unter dem Baumbestand können endlich wieder funktionieren.

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Wo diese wichtigen Zonen noch intakt sind, werden diese Gebiete nun zu Wasserspeichern. Die Geräuschkulisse in den Wäldern ist aktuell herrlich, jeder Graben wird zum Rinnsal, überall gluckern kleine Bäche, vereinen sich zu teils rauschenden Wasserläufen an Stellen, wo vor einem Jahr Trockenheit herrschte.

Viel Wasser rinnt aus den Wäldern in die Bäche Mitte Juli. Trotz vieler Abflussgräben wie hier bei Tannheim: In den Bächen kommt nicht ...
Viel Wasser rinnt aus den Wäldern in die Bäche Mitte Juli. Trotz vieler Abflussgräben wie hier bei Tannheim: In den Bächen kommt nicht alles an. Bild: Norbert Trippl | Bild: Trippl, Norbert


Gestiegene Durchschnittstemperaturen lassen es voraussichtlich zum nächsten Wochenende wieder krachen. Gewittergefahr ist bereits jetzt vorhergesagt.

Kommt Hagelgefahr?

Ob es wie im Juni wird? Fünf Tage vor dem 15. Jahrestag der großen Hagel-Kata­strophe, die am 28. Juni 2006 einen dreistelligen Millionenschaden im Raum VS verursachte, braute sich zuletzt über zehn Tage hinweg eine schwierige Wetterlage zusammen. Der nach dem Katastrophen-Hagel 2006 gegründete Hagelfliegerverein bewahrte Schwarzwald-Baar wohl insgesamt vor dem Schlimmsten im Jahr 2021. 14 Flüge zu den Gewitterwolken allein im Juni 2021 zeugen davon.

Moosflächen als Wasserspeicher: So funktioniert ein Waldgebiet auch in trockenen Wochen. Das Wasser bleibt an Ort und Stelle wie hier ...
Moosflächen als Wasserspeicher: So funktioniert ein Waldgebiet auch in trockenen Wochen. Das Wasser bleibt an Ort und Stelle wie hier bei Tannheim. Bild: Norbert Trippl | Bild: Trippl, Norbert


Im Juli dieses Jahres stieg das Flugzeug noch kein einziges Mal auf. Keine Hagelgefahr. Nur Regen. Was das bedeuten kann, ist in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen aktuell zu sehen. Ganze Gemeinden sind vom Hochwasser zerstört. Und bei uns bringen Brigach und Berg friedlich die Donau zuwege. Was für ein großes Glück.

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