Ein Flyer macht derzeit in Elterngruppen, auf Whatsapp und Facebook die Runde: Sabine Albert aus Villingen möchte sich mit anderen Familien zusammentun, die wie sie für diesen Herbst keinen Kitaplatz bekommen haben. Ihr dreieinhalb Jahre alter Sohn Tim ist bei der Platzvergabe leer ausgegangen.
Die Freunde sind im Kindergarten
„Neben einigen anderen Komplikationen bedeutet das, ein Kind zu Hause zu haben, das sich langweilt und gerne mit seinen Freunden spielen würde, die aber im Kindergarten sind“, schreibt die Villingerin auf ihrem Flugblatt.
Um zumindest die einsame Langeweile abzumildern, kam sie auf die Idee, Treffen für alle zu organisieren, denen es ebenso ergeht.
Von einer Isolation in die nächste
Tim, im März 2020 geboren, ist ein Generation-Corona-Kind. „Wir sind aus der Corona-Isolation in die Kita-Isolation geschlittert“, schildert die 40-jährige Lehrerin. Babyschwimmen, Krabbelgruppen oder auch nur das Treffen mit anderen Eltern im Café: Alles, was in der Babyzeit eigentlich normal ist, war für diejenigen, die 2020 Eltern wurden, größtenteils nicht drin.
„Als wir aus dem Krankenhaus kamen, ging es mit dem Lockdown los“, erinnert sich Sabine Albert an jene Zeit, als die Pandemie gerade Fahrt aufnahm.
Und nun, dreieinhalb Jahre später, kein Kindergartenplatz. Eine frustrierende Erfahrung für die Villingerin, die ihren Sohn schon mit einem Jahr auf die Warteliste setzten ließ. „Und ob er nächstes Jahr mit viereinhalb einen Platz bekommt, kann einem ja auch niemand sagen.“

Momentan ist Sabine Albert noch mit ihrem jüngeren Sohn, dem eineinhalb Jahre alten Philipp, in Elternzeit. „Die Betreuung ist für uns weniger das Problem“, schildert sie. „Aber Kinder brauchen andere Kinder.“
Zwar hat die Familie einen Garten, die Jungs können viel draußen spielen. Doch ein Ersatz für Gleichaltrige können Eltern und ein kleiner Bruder nicht sein: „Soziales Lernen, das Miteinander in der Gruppe – all das, kann ich zu Hause gar nicht in dem Maß bieten, wie es ein Kindergarten leistet.“ Deshalb will die 40-Jährige für Tim die Zeit ohne Kitaplatz so schön wie möglich gestalten.
Für die Gruppe der Nicht-Kindergärtler hat sie schon einige Ideen. „Es kommt natürlich auch darauf an, wie viele Eltern kommen und was sie unternehmen können. Manche sind ja auch vielleicht bereits wieder berufstätig.“
Input für die Tage zu Hause
Sabine Albert denkt dabei etwa an gemeinsame Spielplatzbesuche, kann sich aber auch vorstellen, als Gruppe Unternehmungen wie einen Bauernhofbesuch, Bastelnachmittage, Laternelaufen zu St. Martin oder eine Stadtführung für Kinder zu organisieren. „Das gibt den Kindern für die Tage zu Hause ja auch wieder Input, von dem sie länger etwas haben“, sagt sie.
„Es kam ja nicht überraschend, dass wir einen Platz suchten. Tim ist vorgemerkt, seit er ein Jahr alt ist.“Sabine Albert, Lehrerin und Mutter von zwei Kindern
Als Anfang Juli definitiv klar war, dass Tim im Herbst keinen Kindergartenplatz bekommt, sei sie ziemlich fassungslos gewesen, sagt Sabine Albert. „Es kam ja nicht überraschend, dass wir einen Platz suchten. Tim ist vorgemerkt, seit er ein Jahr alt ist.“
„Es ist schon fast ironisch“
Sie weiß um die schwierige Situation in den städtischen Kitas: Dass Personal fehlt, dass es schwierig ist, neue Fachkräfte zu finden, dass in mehreren Einrichtungen die Öffnungszeiten verkürzt wurden.
„Aber es ist ja schon fast ironisch, dass man leer ausgeht, wenn man sein Kind drei Jahre zu Hause behält und die Betreuungsleistungen gar nicht so lange in Anspruch nehmen möchte.“