Verführungen und Versuchungen begegnen uns jederzeit und an jeder Straßenecke. Egal wie alt wir sind. Es gilt, ihnen zu widerstehen; zumindest aber muss man lernen, diese mitunter gefährlichen Ablenkungen richtig einzuschätzen, mit ihren Risiken umzugehen und dabei auch mehr Selbstbewusstsein zu schöpfen.

Lehrerin und Jugendbeauftragte wurden geschult

Beim Schulverbund Löffingen, ein gemeinsamer Standort von Realschule und Werkrealschule, ist dieses Thema zu einem verpflichtenden Projekt für die Achtklässler aufbereitet worden. Die Lehrerin Sonja Wenzinger sowie die Schulsozialarbeiterin und Jugendbeauftragte Sina Schneble haben zuvor eine Fortbildung absolviert.

Ein Begriff aus dem Sport

Das Ergebnis wird nun im zweiten Schulhalbjahr verpflichtend für die Achtklässler eingeführt. Es nennt sich Rebound – ein englischer Begriff, der aus dem Basketball-Sport kommt. Hier ist es ein Abpraller aus einem missglückten Korbversuch; übertragen bedeutet Zurückspringen, beziehungsweise mit erworbener Spannkraft Geschehnisse abprallen zu lassen.

Das könnte Sie auch interessieren

In 15 Doppelstunden sollen die Schüler lernen, Risiken selbst einzuschätzen und danach zu handeln. Anhand kurzer Filmsequenzen sollen die schwierigen Situationen erkannt und der Ungang mit ihnen gelernt werden. „Gleichzeitig sollen so die Stärken der Schüler gefördert werden“, sagt Sonja Wenzinger.

Videos zeigen den Alltag

Die Videos zeigen Jugendliche in ihrem Alltag. Auf Partys zum Beispiel. Aber auch in der Schulpause, mit Freunden, in angespannten Situationen oder auch im Zusammenhang mit Alkohol und Nikotin. Es sind realistische Situationen aus dem Leben von Jugendlichen und ein Blick darauf, wie diese auf die darin gezeigten Herausforderungen typischerweise reagieren. Diese Sequenzen sollen auch Türöffner sein, dass die Jugendlichen selbst über ihre Erfahrungen im Kreis sprechen.

Das könnte Sie auch interessieren

Dass es keine leichte Aufgabe sei, die Jugendlichen auf ihrem Weg zu risikobewussten und entscheidungsfähigen Menschen zu begleiten, weiß Wenziger. Rebound heißt für sie auch, aus Erfahrungen zu lernen – den eigenen und der anderer. Die Stärkung von Gesundheitskompetenzen nennt Sina Schneble. Deshalb stünden vor allem Alkohol und andere Drogen im Mittelpunkt dieses Projektes.

Kein erhobener Zeigefinger

Wo die Jugendlichen an die Wahrnehmung ihrer eigenen Stärken (Resilienz) und ihrer Verletzbarkeit (Vulnerabilität) herangeführt werden, gehe es nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sagt Wenziger. Wichtiger sei es, dass sich die Schüler aktiv an diesem Prozess aktiv beteiligen. Da gilt es im Alltag Risikosituationen richtig einzuschätzen; sei es im täglichen Umgang mit den Menschen, in der Freizeit oder auch im Straßenverkehr. Steht eine Mutprobe an oder lässt sich das Risiko mindern? Wo finden Toleranz und Akzeptanz ihren Platz?

Die Abwägungen fordern die jungen Leute. „Wir sind für Euch da“, heißt das Angebot der Schulsozialarbeiterin. Diese Unterstützung ist nicht nur auf die Schule beschränkt. Ins Spiel kommt ein Netzwerk aus Freunden, Familie oder auch Mitschülern.

Wie entsteht das Ja zu Drogen?

Ein Schwerpunkt ist der Umgang mit Alkohol oder anderen Drogen. Entscheidet hier das Bauchgefühl, die Neugierde oder der Kopf? Diese Entscheidungen gilt es kennenzulernen. Gerade Suchtgeschichten beginnen mit Neugier, der Suche nach Grenzerfahrungen, dem Wunsch, dazuzugehören oder auch einfach Angst. Oft stehen hier die vermeintlich positiven Effekte im Mittelpunkt, aber nicht die Gefahren und Risiken.

Mädchen scheinen selbstbewusster

Erstaunliche Unterschiede gebe es bei der Eigenwahrnehmung der Jugendlichen: „Wie sehe ich mich selbst?“, „was für ein Typ bin ich?“, vor allem „wie gut kann ich Risiken einschätzen?“ Bei der letzten Frage, beantwortet durch Handzeichen, entpuppten sich die jungen Damen als mutiger und selbstbewusster zu sein.

Die ersten Schritte sind getan, geplant sei das Projekt auch in der Zukunft weiterzuführen, so Rektorin Silke Keller. In Löffingen gehöre man zu den ersten Schulen der Region, welche dieses wissenschaftlich fundierte und begleitete Projekt in die Tat umgesetzt wird.

Das könnte Sie auch interessieren

Das scheint mit einem Blick über die Landkreisgrenze zu stimmen. Im Zuständigkeitsgebiet des Schulamtes Donaueschingen ist Rebound bisher kein Thema. „Uns ist nicht bekannt, dass in einer unserer Schulen dieses Projekt stattfindet“, antwortete Schulamtsleiterin Susanne Cortinovis-Piel auf eine Anfrage des SÜDKURIER.