Kurz vor Mittag ist für einen Tuttlinger Fahrer eines weißen Toyota die sonntägliche Ausflugsfahrt an diesem Parkplatz an der B314, Bereich Randen bereits zu Ende. Dem Auto wird im Rahmen der Polizeikontrolle wegen erheblicher Mängel die Betriebserlaubnis entzogen, das rechts gelenkte und äußerlich sehr auffällige Auto war auch auffällig verkehrsgefährdend und darf nur noch huckepack auf einem Abschleppwagen den Parkplatz verlassen.
Die meisten kennen das Risiko
„Die meisten, die mit getunten Fahrzeugen fahren, wissen genau, was an ihrem Fahrzeug gemacht wurde und welche Risiken sie eingehen. Sie sind sich dessen bewusst und nehmen das Risiko in Kauf. Man hofft, nicht erwischt zu werden. Für diese Fälle haben wir hier auch viel Technik dabei und können ganz genau bestimmen, ob irgendwelche Grenzwerte überschritten oder bauliche Veränderungen durchgeführt wurden“, erklärt Daniel Brill, Polizeioberkommissar beim Polizeipräsidium Konstanz.
„Geschwindigkeit ist natürlich auch ein Aspekt“, erläutert Brill weiter. „Aber heute schauen wir uns den Zustand der Fahrzeuge an.“ Deswegen gibt es auch keine Radarfallen und auch das Alkoholthema steht nicht an erster Stelle, solange der Fahrer nicht gerade in Schlangenlinien hier vorbeifährt“, stellt er klar.
Tuning unter der Lupe
Natürlich ist nicht jede technische Veränderung am Fahrzeug problematisch. Solange die Modifikationen ordnungsgemäß in die Fahrzeugpapiere eingetragen und sicherheitsrelevant unbedenklich sind, gibt es keine Probleme. „Es ist ein Spiel“, so Brill, „und irgendwann kommt der Tag, an dem man erwischt wird, wenn man sich nicht an die Regeln gehalten hat.“
Kein Spiel spielt Charlotte Hölzle aus Singen. Statt an Ihrer Maschine zu schrauben, unternahm sie bei diesem schönen Wetter die möglicherweise letzte Spritztour in diesem Jahr durch den Schwarzwald und passiert die Kontrolle anstandslos. „Ich finde das grundsätzlich gut, dass auch kontrolliert wird und dass die schwarzen Schafe aus dem Verkehr gezogen werden“, sagt Hölzle.

„Manchmal gehen uns bei diesen Routinekontrollen auch größere Fische ins Netz“, meint denn auch Polizeioberkommissarin Larissa Schmieder, die heutige Leiterin der Kontrollstelle. „Neulich hatten wir ein Gespann, das auf dem Anhänger zwei gestohlene Motorräder nach Mazedonien fahren wollte. Daraus wurde aber nichts.“
„Aber Höhepunkte sind relativ“, führt sie weiter aus. „Was für uns Routine ist, kann so manchem Lenker den Sonntag versauen. Das ist uns schon klar und ganz ehrlich – die Leute tun uns auch leid. Aber wir können doch nicht aus diesem Grund die Augen verschließen und die Kontrollen sein lassen, oder?“

Wenn es um Verkehrssicherheit geht, hat der mausgraue Skoda einen Vermutungsvorteil gegenüber den Sportkarossen. Während zehn unauffällige und meist auch langweilig lackierte Kleinwagen unbehelligt an der Kontrollstelle vorbeifahren können, ist den Beamten der rote Lotus aus dem Kanton Thurgau schon einen zweiten Blick wert.
Der kann allerdings nach kurzer Zeit weiterfahren, im Gegensatz zu einem giftgrünen BMW M3 aus dem Aargau, dessen Nummernschild hinter der Windschutzscheibe gelegt und auch noch teilweise verdeckt ist. Den Freibrief für jede Radarfalle wollen die Beamten nicht ausstellen und die Weiterfahrt ist nur durch ein befestigtes Kennzeichen an der vorderen Stoßstange möglich – oder gar nicht.
Dieser Auflage kommt der Fahrer mit allerlei Pflastern, Klebern und anderen provisorischen Hilfsmitteln nach und es dauert fast eine Stunde bis zur endgültigen Freigabe. Allerdings nimmt die Gesichtsfarbe des Fahrers in dieser Zeit die seines Autos an, weswegen der auch nicht zu einem kurzen Gespräch bereit ist.
Lautstärke als Problem
Ein weiteres Thema der Polizeikontrolle ist die übermäßige Lautstärke vieler Motorräder. Besonders an Wochenenden ist die Lärmbelastung für Anwohner extrem hoch. „Man hört die Motorräder oft schon lange, bevor sie überhaupt in Sichtweite sind“, erläutert Brill beim Auftauchen eines typischen Motorradsounds im obersten Drehzahlbereich.

Sein Kollege ergänzt lapidar „Kundschaft“ und geht auf die Mitte der Fahrbahn, um den Urheber gebührend zu empfangen. In einer deutlich tieferen Tonlage als die japanische Rennmaschine blubbert danach eine Harley mit ihrem typischen Potato-Potato-Sound auf den Parkplatz.

Schon fast vorbildlich hat Ekkehard Nann aus Lörrach alle Papiere und Dokumente seiner Kultmaschine mit einem Griff parat und es gibt keinerlei Grund zur Beanstandung. „Ich genieße diesen schönen Spätsommertag und mache einen gemütlichen Ausflug. Wer weiß, wann sich die Gelegenheit nochmals ergibt“, meint Nann und pöttelt von dannen.
„Den Stress tue ich mir doch nicht mehr an, hier sind alle Papiere und alle Dokumente, alles sauber“, ergänzt zehn Minuten später Ronny Stoinski aus Schaffhausen auf die Frage, ob Lenker und Windschild an seiner Kawaski Ninja ZX10R ordnungsgemäß eingetragen sind.

„Und nein, wir haben keine Quote und rechnen auch nicht ab, wie viele Knöllchen ausgeteilt wurden oder wie viel Umsatz wir gemacht haben. Das ist pure Polizeiarbeit und die Gebührenbescheide ergehen ja sowieso nicht von der Polizei, sondern von den Landratsämtern oder entsprechenden Behörden“, räumt Brill mit dem typischen Vorurteil auf, hier werde nur ein klammer Kommunalhaushalt aufgehübscht.
Ein ruhiger Tag, die kontrollierten Verkehrsteilnehmer haben meist großes Verständnis und scherzen mit den Beamten. Von den Fahrern des weißen Toyotas und des grünen BMWs mal abgesehen.