Anfang November sollen die voraussichtlich letzten Stolpersteine in Villingen-Schwenningen verlegt werden. Zur Verlegung sind auch zahlreiche Angehörige der bedachten NS-Opfer geladen, die teilweise bis aus Israel oder den USA anreisen. Da die Stadt eine finanzielle Unterstützung des Besuchs ablehnte, steht die Umsetzung im August noch auf der Kippe. 

Wie steht es inzwischen um den Besuch der Angehörigen und Nachfahren der NS-Opfer? Konnte die Finanzierung sichergestellt werden? Hat die Stadt ihre Haltung geändert?

Keine finanzielle Unterstützung der Stadt

Auf eine erneute Anfrage hätte die Stadt nicht reagiert, berichtet Friedrich Engelke, Vorsitzender des Vereins Pro Stolperstein Villingen-Schwenningen, der die Verlegung und den Besuch der Angehörigen organisiert. Mit einer finanziellen Unterstützung durch die Stadt rechnet er inzwischen nicht mehr. „Wir planen ohne die Unterstützung der Stadt“, sagt Engelke.

Friedrich Engelke ist der Vorsitzende des Vereins Pro Stolperstein Villingen-Schwenningen. Mit Unterstützung der Stadt würde der Verein ...
Friedrich Engelke ist der Vorsitzende des Vereins Pro Stolperstein Villingen-Schwenningen. Mit Unterstützung der Stadt würde der Verein nicht mehr rechnen. | Bild: Pascal Guegan

Anders als im vergangenen Jahr, als die geplante Stolpersteinverlegung abgesagt werden musste, weil das Geld fehlte, wolle man dieses Jahr – trotz fehlender Unterstützung der Stadt – am geplanten Termin festhalten, sagt der Vereinsvorsitzende.

Hilfsbereite Bürger ermöglichen Besuch

Der Grund: Die große Hilfsbereitschaft der Bevölkerung. Infolge der Berichterstattung hätten sich mehrere Familien aus Villingen beim Verein gemeldet und die private Unterbringung einiger Gäste angeboten, berichtet Friedrich Engelke.

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Auch finanziell hätten sich die Bürger großzügig gezeigt. Durch die erhaltenen Spenden ist es laut dem Vereinsvorsitzenden nun möglich, einen großen Teil der anfallenden Kosten für die Unterbringen und Anreise der geladenen Gäste zu decken.

Doch trotz der großzügigen Spenden würde immer noch Geld fehlen. „Wir haben eine finanzielle Lücke in Höhe von ungefähr 3000 Euro“, schätzt Engelke.

Finanzierung der geplanten Gedenkstätte unklar

Geld fehlt auch für die geplante Gedenkstätte für NS-Opfer auf dem Schwenninger Waldfriedhof. „Ich sehe das Projekt infrage gestellt“, sagt Friedrich Engelke. Der Verein Pro Stolperstein hatte eigentlich geplant, dort ein Lesepult mit einer Art Aktenordner zu errichten, in dem die vielen recherchierten Schicksale der NS-Opfer festgehalten werden.

Friedrich Engelke (links) und Heinz Lörcher (rechts). Auf dem Tisch steht der Entwurf für die im Schwenninger Waldfriedhof geplante ...
Friedrich Engelke (links) und Heinz Lörcher (rechts). Auf dem Tisch steht der Entwurf für die im Schwenninger Waldfriedhof geplante Gedenkstätte. Der Entwurf stammt vom Künstler Jochen Meyder. | Bild: Pascal Guegan

Doch aufgrund der finanziellen Lage sei die Umsetzung des Projekts fraglich. Friedrich Engelke verliert dennoch nicht die Hoffnung. Er hofft, dass auch dieses Projekt mithilfe von Spenden doch noch realisiert werden kann. „Ich würde das auch noch gerne erleben“, sagt der 80-Jährige.