Anfang November werden in Villingen-Schwenningen die voraussichtlich letzten Stolpersteine verlegt. Einer dieser Gedenksteine ist Jenny Bär gewidmet. Er wird in der Rietstraße 15 in Villingen verlegt und soll an das Schicksal der Villinger Jüdin erinnern, erklärt Friedrich Engelke, Vorsitzender des Vereins Pro Stolperstein.
Hier erfahren sie mehr zur geplanten Stolpersteinverlegung.
Jenny Bär, damals noch Bloch, wird am 26. August 1891 in Villingen geboren. Als älteste Tochter von den sechs Kindern des Salomon Bloch, einem erfolgreichen Textilhändler, wächst sie in der Schwarzwaldstadt auf. Im Jahr 1923 heiratet sie Albert Bär aus Karlsruhe und nimmt seinen Namen an. 1924 kommt ihre Tochter Johanna und 1925 ihr Sohn Leon zur Welt.
Wenige Jahre später beginnt bereits die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten. Ab 1933 erfahren die deutschen Juden zunehmende Ausgrenzung, Verlust der bürgerlichen Existenz, Vertreibung, Verfolgung und Ausplünderung. Selbst vor Mord schrecken die Nazis nicht zurück. Auch die Familie Bär bekommt die Brutalität der Nationalsozialisten zu spüren.
Gefoltert im KZ Dachau
Jennys Mann, Albert Bär, wird von den Nationalsozialisten verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau gesperrt. Dort wird Albert (Häftlings-Nr. 21915) gequält und gefoltert. Als er Ende 1938 entlassen wird, geschieht dies unter der Auflage, Deutschland schnellstmöglich zu verlassen.
Ausreise scheiterte
Jenny und ihr Mann Albert versuchen in der Folgezeit in verschiedene Länder auszureisen. Jennys Vater Salomon Bloch und andere Verwandte, denen die Flucht aus dem Land noch rechtzeitig gelungen war, unterstützen die Familie dabei. Doch egal ob Schweiz, Paraguay, Kolumbien, Chile oder die USA – alle Versuche auszureisen scheitern.
Am 22. Oktober 1940 wird die Familie Bär nach Gurs in Südfrankreich deportiert. Von dort geht es für sie im März 1941 weiter in ein anderes Lager bei Perpignan.

Die Flucht der Kinder und das Schicksal der Eltern
Im Frühjahr 1942 wird ihr Sohn Leon Albert durch eine Hilfsorganisation aus dem Lager befreit und überlebt versteckt die Massenverhaftungen, die im August 1942 einsetzen. Getarnt als Leon Bertin gelingt ihm die Flucht in die Schweiz. Auch ihrer Tochter Johanna kann fliehen und sich in der Schweiz bei ihrem Großvater in Sicherheit bringen.
Die Eltern Jenny und Albert haben hingegen kein Glück. Sie werden im August 1942 mit Zwischenstopp in Drancy nach Auschwitz deportiert. Am 26. August 1942, dem 51. Geburtstag von Jenny Bär, erreichen sie mit dem Transport Nr. 24 das Vernichtungslager. Dort angekommen, werden sie ermordet.
Kinder wussten nichts vom tragischen Schicksal der Eltern
Sie erfahren nicht mehr, dass sich ihre Kinder in Sicherheit bringen konnten. Diese wissen zum Zeitpunkt ihrer Rettung ebenfalls noch nichts vom tragischen Schicksal ihrer Eltern.
Hier erfahren Sie, welches Schicksal Familie Schwarz erlitten hat.