Etwa 500 Erwachsene und Kinder waren am Montag wieder durch Villingen gelaufen. Sie selbst nennen das einen „Spaziergang“. Mit diesem wollen sie ihren Protest gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der weltweiten Corona-Pandemie zum Ausdruck bringen. Unter die Teilnehmer hatten sich am Montag auch Rechte und mindestens ein Rechtsextremer gemischt. Ein Mann hatte eine Mütze getragen, auf der das Logo der rechtsextremen Splitterpartei „Der 3. Weg“ abgebildet war.
Außerdem waren drei Jungs mit einem Banner aufgefallen. Auf dem stand der Slogan „Jugend wacht auf“. Auf dem Banner war das Zeichen der Jungen Alternative aufgemalt. Die Jugendorganisation der AfD wird vom Verfassungsschutz als „Verdachtsfall“ für eine extremistische Bestrebung eingestuft und beobachtet. Von vielen Teilnehmern des „Spaziergangs“ erhielten die Jungs für ihr Banner lautstarken Applaus.
Das will die Grüne Jugend, die Jugendorganisation der Grünen, nicht so stehen lassen. Sie hat sich deshalb beim SÜDKURIER gemeldet. Man beobachte die Entwicklung mit großer Sorge, da es einen Unterschied zwischen berechtigter Kritik an den Corona-Maßnahmen und rücksichtslosem Protest gebe. Ansammlungen von um die 500 Personen, insbesondere bei einer Inzidenz von über 400, seien nicht zu verantworten – gerade auch beim Nicht-Tragen von Masken.
Auch Sorge macht der Grünen Jugend, dass Demonstrationen als Plattform für rechte „Propaganda dienen und es zu einem Schulterschluss der Querdenken-Bewegung mit rechten Gruppierungen kommt“. Das Banner der Jungen Alternative und das Bild, das von der Jugend dadurch gezeichnet werden, findet die Grüne Jugend beschämend und falsch: „Die Junge Alternative repräsentiere nicht die Jugend und würde lediglich die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit nutzen, um ihr gefährliches Gedankengut zu verbreiten“, heißt es in der Mitteilung weiter.
Auch die „Omas“ melden sich zu Wort
Neben der Grünen Jugend haben sich am Donnerstag auch die „Omas gegen Rechts“ beim SÜDKURIER gemeldet. Sie verurteilen, dass ausgerechnet in einer Zeit, in der sich die Situation zuspitze, in der Krankenhäuser an der Belastungsgrenze sind und in der die Freiheit des Einzelnen stärker denn je vom Gemeinwohl abhängt, Hunderte Menschen gemeinsam mit Rechtsextremen, zu denen auch die „Villinger Patrioten“ gehörten, auf die Straße gehen.
Den Vergleich von Teilnehmern mit der Verfolgung der Juden durch die Nationalsozialisten sei „ein Gipfel der geschichtsvergessenen Geschmacklosigkeit“.
Die „Omas gegen Rechts“ fordern daher „Spaziergänger“ auf, „das weitere Befeuern der Pandemie zu unterlassen“.
Abschließend heißt es von den „Omas“ gerichtet an die Politik: „Und wir ermuntern sie dazu, auch kreative Vorschläge aufzugreifen, wie zum Beispiel die abgeschaltete Festbeleuchtung und ein ungemütliches Flutlicht zu ‚Spaziergangszeiten‘, um den Pandemietreibern und Demokratiefeinden keine Kulisse zu bieten. Gegen eventuelle Parolen helfe zudem ohrenbetäubendes Glockengeläute. Polizei und Kirchengemeinden würden angeforderte Unterstützung doch gewiss nicht zurückweisen?“