Vor gut fünf Wochen hatten die rund 400 Mitarbeiter des Motorenentwicklungszentrums Minebea Mitsumi im Industriegebiet auf Herdenen noch voll gearbeitet. Das Zentrum ist das größte seiner Art im internationalen Verbund der japanischen Gruppe, in der Elektromotoren, LED-Hintergrundbeleuchtungen oder auch Sensorsystem entwickelt werden. „Nun hat sich die Lage etwas geändert“, sagt Roman Klein, Chef der Unternehmenskommunikation, auf SÜDKURIER-Anfrage.

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90 Arbeitnehmer befänden sich derzeit in Kurzarbeit. Das entspreche etwa 22 Prozent der gesamten Belegschaft. Die Kurzarbeit reiche von zehn bis 100 Prozent. Die Regelung gelte noch für den Mai. Wie es im Juni, Juli und danach weitergeht, sei noch nicht entschieden. Das richte sich nach der Auftragslage. Der Druck bei den Entwicklungen – Minebea in Villingen ist ein reines Entwicklungsunternehmen – habe nachgelassen.

Bild 1: Unternehmen in und um Villingen-Schwenningen weiter in Kurzarbeit – und eine Besserung ist erst mal nicht in Sicht
Bild: MinebeaMitsumi

Große Einbrüche seien aber keine zu verzeichnen. Unterdessen seien die Hygienemaßnahmen im Unternehmen verschärft worden, sagt Klein: „Die Maskenpflicht hatten wir schon länger. Auch Fieber wurde bereits gemessen. Nun werden Arbeitsplätze, vor allem die, die mehrere Menschen nutzen, mindestens einmal am Tag desinfiziert.“ Die Maßnahmen würden darüberhinaus dokumentiert.

Bei den Aluminium Werken in der Goldenbühlstraße halten sich die guten Neuigkeiten in Grenzen. „Die Situation hat sich nicht verbessert“, sagt Geschäftsführer Uwe Klier. Derzeit verzeichne das Unternehmen einen Umsatzrückgang von 40 Prozent. Die Aufträge der Kunden des Unternehmens, das stark an der Nutzfahrzeugindustrie hänge, seien stark rückläufig. „Wir hoffen auf den Aufschwung und eine Steigerung im September“, sagt der Geschäftsführer.

Ein Blick in die Produktionsstätte der Aluminium Werke Villingen. Das Foto entstand im März 2018.
Ein Blick in die Produktionsstätte der Aluminium Werke Villingen. Das Foto entstand im März 2018. | Bild: NICO PUDIMAT

Die Befürchtung, pleite zu gehen, habe Klier trotz aller Schwierigkeiten nicht. Er sagt: „Wir sind finanziell sehr stabil unterwegs.“ Kurzarbeit sei bis Jahresende beantragt worden. In dieser befänden sich alle 180 Mitarbeiter. „Dieses Instrument hat uns schon 2008/2009 gut geholfen. Damals war die Krise aus betriebswirtschaftlicher Sicht schlimmer. Jetzt dauert sie aber länger“, sagt Klier weiter. Man versuche alles, um alle Mitarbeiter zu halten.

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Auch die Wieland-Werke, die ein Werk in der Villinger Lantwattenstraße haben, spüren die Coronakrise. Am Standort Villingen werden Bänder aus Kupfer- und Kupferlegierungen in blanker, verzinnter und veredelter Ausführung gefertigt. „Wir feiern in diesem Jahr eigentlich unseren 200. Geburtstag. Und leider ist dieses Jahr eines der schwierigsten in unserer Geschichte“, sagt Konzernsprecherin Christine Schossig. Man werde nicht nur im Mai, sondern auch auf jeden Fall im Juni in Kurzarbeit sein. Wie die 250 Mitarbeiter danach arbeiten, könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Angezeigt wurde die Kurzarbeit für sechs Monate. Diese könne aber jederzeit, bei besserer Auftragslage, ausgesetzt werden.

Die Wieland-Werke in Villingen.
Die Wieland-Werke in Villingen. | Bild: Bäuerle, David

Kurzarbeit haben auch die allermeisten Betriebe, die bei der IG Metall Villingen-Schwenningen Mitglieder sind, wie Geschäftsführer Thomas Bleile auf SÜDKURIER-Anfrage sagt: „Wir haben kürzlich eine Umfrage unter 60 Firmen durchgeführt und von 31 Betrieben Rückmeldungen erhalten. Unter diesen waren nur vier Unternehmen ohne Kurzarbeit. Bei der Hälfte der Betriebe sind mehr als 50 Prozent der Angestellten in Kurzarbeit.“

Erfreulich findet Bleile, dass von den 31 Unternehmen, die eine Rückmeldung gaben, 28 keinen Personalabbau betrieben haben. Bei einer Firma seien Kündigungen schon vor der Coronakrise geplant gewesen. Die Auszubildenden, die bereits einen Vertrag unterschrieben hatten, wollten 30 Unternehmen genau so einstellen. Nur ein Betrieb habe die Zahl ihrer Lehrlinge reduziert. Nicht so erfreulich sei dagegen, dass fünf der 31 Firmen mit Liquiditätsengpässen rechnen. „Acht Firmen sagten sogar, dass ihnen bis Jahresmitte die Insolvenz drohe“, fährt Bleile fort.

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Eine Prognose für die Zukunft ist laut dem IG-Metall-Geschäftsführer in VS ein „Blick in die trübe Glaskugel“. Noch stehe man gut da, man mache sich aber schon Sorgen. Der weitere Verlauf hänge in der Gegend um VS von der Entwicklung der Automobil- und Zuliefererindustrie ab. „Wir wollen den Unternehmen helfen. Wir erwarten dann aber auch beispielsweise eine Beschäftigungssicherung für die Mitarbeiter“, sagt Bleile. Man müsse nun die Krise überwinden und gleichzeitg überlegen, wie die Branche künftig aussehen könnte: „Unternehmen sollten dabei auch ihre Mitarbeiter fragen. Die Beschäftigten haben nämlich einen Haufen guter Ideen.“