Umzüge verboten, Umzüge doch nicht verboten. Das Hü und Hott in der Landesregierung von Donnerstag und Freitag vergangene Woche durch Ministerpräsident Kretschmann (Die Grünen) haben die Narren zur Kenntnis genommen. Villingen verhält sich realistisch und eigenständig.

Vize-Chef bei der Katzenmusik: Rainer Wagner.
Vize-Chef bei der Katzenmusik: Rainer Wagner. | Bild: Naiemi, Sabine

Rainer Wagner, stellvertretender Vorsitzender der Katzenmusik, hat zu den seit Freitag nun doch angeblich möglichen Umzügen eine klare Meinung: „Helfen tut das den Vereinen nicht. Wir haben beispielsweise vor drei Wochen den TÜV für unsere Wagen abbestellt. Fahren kann bei einem Umzug also nichts.“ Auch Zunftmeister Anselm Säger sagt für die Narros: „Wir brauchen einfach sechs Wochen Vorlauf für die Villinger Fastnacht. Der Abstimmungsbedarf mit Vereinen und Helfern ist so umfangreich.“

Der Zunftmeister will es schwarz auf weiß

Und jetzt? Villingen hat nicht ohne Grund seinen eigenen Plan. Freie Straßenfastnacht – so wie früher – wird stattfinden, viel gewohntes Narrenspektakel bleibt wegen hoher Kosten oder unerfüllbarer Auflagen aber auf der Strecke.

Zunftmeister Anselm Säger (rechts) mit Günter Raab. Bild: Roland Dürrhammer
Zunftmeister Anselm Säger (rechts) mit Günter Raab. Bild: Roland Dürrhammer

Die Narren trauen dem Vorschriften-Dschungel offenkundig nicht. Anselm Säger beispielsweise will es erst schwarz auf weiß in den Händen halten, wie genau die Auflagen formuliert sind. Villingens Zunftmeister ist generell ein Freund von Öffnungen: „Wir brauchen eine Rückkehr zur Normalität.“

Die Frage nach den Sicherheitskosten

Allerdings will der Narro-Chef dabei auf der sicheren Seite bleiben. Alle Villinger Chefs der Fasnetvereine haben vor allem zwei Sorgen: Es kommt bei einer Veranstaltung zu nicht mehr kontrollierbaren Massen-Szenen und: Was kostet es eigentlich, wenn doch eine Veranstaltung auf die Beine gestellt wird wie jetzt am Fastnachtssonntag in Villingen.

Eine Veranstaltungsidee mit zwei Konzerten

Zweimal am Nachmittag kommt es auf dem Münsterplatz zu Stimmungs-Auftritten der Stadt- und Bürgerwehrmusik und der Villinger Stadtharmonie. Was in normalen Jahren ein einfaches Platzkonzert wäre, gerät 2022 zum Dickicht der Vorschriften. Nicht ganz unproblematisch ist der Münsterplatz mit seinen engen Zugängen: Diese müssen überwacht werden. Zu den beiden einstündigen Auftritte um 14 Uhr und 16 Uhr dürfen jeweils 500 Zuschauern.

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Bleibt es bei der Obergrenze an Zuschauern?

Dürfen nur 500 auf den Münsterplatz, wird es vermutlich in Riet- und Obere Straße schwierig. Es wird erwartet, dass am Sonntagnachmittag Tausende in der Stadt sind. Die Vereine hoffen auf Verständnis der Fasnetfreunde, wenn nicht alle Zutritt bekommen können.

Veranstalter am Sonntag ist die Zuggesellschaft

Das Sicherheitskonzept wird laut Anselm Säger von der Stadt unterstützt. „Die TDVS sperrt ab und baut auch auf“, formulierte der Zunftmeister am Montag. Veranstalter sei die Zuggesellschaft, in der auch die Stadt mit dem OB Jürgen Rioth als Vorsitzenden vertreten ist. Zweiter Vorsitzender ist der Narro-Zunftmeister.

Der Villinger Münsterplatz wird am Fastnachts-Sonntag zum Schauplatz der wohl einzigen, offiziellen Fastnachtsveranstaltung in Villingen ...
Der Villinger Münsterplatz wird am Fastnachts-Sonntag zum Schauplatz der wohl einzigen, offiziellen Fastnachtsveranstaltung in Villingen im Jahr 2022. Bild: Hans-Jürgen Götz

Auf dem Münsterplatz findet das Konzert statt, um es angesichts der immer noch schwierigen Auflagen überhaupt freigeben zu können. Anselm Säger bestätigt: „Wir haben den Münsterplatz genommen, weil er schon mehrfach mit Konzepten durchgeplant ist.“

Es gibt ein abgestimmtes Konzept

Orientieren wollen sich die Ausrichter an den Abläufen für „9 am Münster“, am ganz großen Plan also. „Es geht bei dieser Grundlage vor allem darum, dass es behördlich abgestimmte und eingespielte Abläufe gibt, zum Beispiel für die wichtige Frage der Zugänge aber auch der Fluchtwege“, betont Zunftmeister Säger.

Es werde, so der Narro-Chef, drei Zugänge auf den Platz geben: „Am Pfarrhaus, am Sudhaus und bei Uhren-Grießhaber über die Gasse.“ Alle anderen Wege werden abgesperrt und nur in Notfällen als Ausgang geöffnet.

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Ob es bei 500 Zuschauern bleibt, die für die beiden Konzerte aktuell vorgesehen sind? „Wir hoffen natürlich, dass da noch ein bisschen was geht“, sagt Säger. Entscheidend wird das Papier sein, das vom Land bis Mittwoch vorgelegt werden soll.

Die Securityfirma SWAT kontrolliere mit ihrem Personal die Zugänge zum Münsterplatz. „Die Kosten sind noch so, dass sie insgesamt zu bewältigen sind“, formuliert Säger. Eine genaue Summe nennt er nicht.

Die Herausforderung an den Eingängen

Wie genau die Steuerung der Zutritte an drei gleichzeitig geöffneten Eingängen funktionieren soll? Anselm Säger formuliert es so: „Das muss natürlich eng abgestimmt sein, dass wir verlässlich die Obergrenze der Zuschauerzahl nicht reißen.“ Deshalb werde es „eine laufende Abstimmung über Funk an den drei Zutritt-Punkten geben.

Die riesige Hürde der Umsetzung

Die Katzenmusik beispielsweise habe gar nicht erst in Erwägung gezogen, mit Absperrungen und Kontrollen die Katerbefreiung doch stattfinden zu lassen, erklärt der Katzen-Chef Rainer Wagner. Ein geplantes, kleines Angebot der Glonkigilde abends am angestammten Bickentor sei von der Verwaltung nicht genehmigt worden.

Glonkivatter Günther Reichenberger. Bild: Rüdiger Fein
Glonkivatter Günther Reichenberger. Bild: Rüdiger Fein

Glonkivater Günther Reichenberger erklärt am Montag, es habe die Offerte aus dem Rathaus gegeben, den Treffpunkt in die Fußgängerzone zu verlegen. Weg von ihrem Tor habe aber wiederum die Gilde nicht gewollt. Von daher gelte nun: „Etwas Offizielles gibt es von uns nicht“, so Reichenberger.

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