Fußball-Kreisliga A, Ost: – Nach der Corona-Zwangspause macht sogar das Rasenmähen Spaß. Carmine Marinaro ist noch ein bisschen mit dem Gerät auf dem Platz im Lauchringer Wutachstadion zugange, als seine Jungs von der ersten Mannschaft eintrudeln. Endlich – statt Online-Einheiten zwei Mal in der Woche kehren die Fußballer mit ihrem Trainer wieder auf den Platz zurück.
Nicht nur die Spieler sind top-motiviert, auch der Trainer. Das war nicht immer so. Kurz vor dem Abbruch der vergangenen Saison im Herbst 2020 plagten Marinaro arge Selbstzweifel, ob er noch der richtige Mann am richtigen Ort ist. Seine Mannschaft hatte wieder mal verloren und gerade beim SV Nöggenschwiel eine bittere 0:3-Schlappe kassiert. Nach neun Saisonspielen noch kein Sieg, mit zwei Punkten Schlusslicht der Liga. „Ich hatte das Gefühl, dass kein Leben mehr im Team ist und habe deswegen meinen Rücktritt angeboten“, erinnert sich Marinaro noch. Wäre die Saison nicht wegen Corona annulliert worden, hätten die Lauchringer wahrscheinlich für die Kreisliga B planen müssen.
Zwei Gründe waren ausschlaggebend, dass Marinaro doch als Trainer des SC Lauchringen in Amt und Würden blieb: Der eine Grund war Vorsitzender Thomas Kummer, der nie den Grund für das schlechte Abschneiden der Mannschaft beim Trainer suchte. Mindestens genau so wichtig war, dass ihm seine Spieler den Rücken stärkten. „Mein Smartphone glühte. Viele Spieler haben mir versichert, dass sie voll hinter mir stehen“, ist Marinaro noch heute gerührt von diesem Vertrauensbeweis.
So ist er geblieben und wird wohl auch im kommenden Jahr mit dem Verein dessen hundertjähriges Jubiläum feiern. Marinaro selbst ist jetzt schon seit etwas mehr als zehn Jahren ein Lauchringer. Der 42-Jährige, der in der Schweiz als Abteilungsleiter beschäftigt ist, lebt mit Ehefrau und drei Kindern in Horheim.

Zur Person
Aufgewachsen ist er allerdings in Waldshut. Nicht einmal ein Jahr war er alt, als seine Eltern in Kalabrien die Koffer packten. So wurde der gebürtige Italiener in Süddeutschland heimisch, besuchte in Waldshut die Heinrich-Hansjakob-Schule. Dass er früh zum Fußball fand, ist kein Wunder. Die Familie wohnte in der Schmittenau, fast neben dem Platz des VfB Waldshut. Und bei der Firma Schiesser, die damals noch in Waldshut fabrizierte, gab es einen kleinen Bolzplatz. „Der hat praktisch mir gehört, da war ich zu Hause“, schmunzelt Marinaro.
Dort hat er das Kicken gelernt – und später dann auch beim VfB Waldshut. Als Fünfjähriger packte ihn die Lust. „Mein Großvater hat den Aufnahmeantrag unterschrieben, weil meine Eltern gerade nicht da waren“, erinnert er sich an seine ersten Übungseinheiten in der Nachwuchsabteilung des Vereins.
Vor allem die Spiele in der A-Jugend der SG Waldshut-Tiengen wird er nicht vergessen: „Wir hatten eine super Mannschaft. In der Landesliga spielten wir gegen den SC Freiburg oder den FV Lörrach.“ Zu den Aktiven des VfB Waldshut stieß er, als die erste Mannschaft 1997 gerade den Aufstieg in die Bezirksliga geschafft hatte. „Bruno Blum war mein erster Trainer als Aktiver“, so Marinaro, der noch immer ein Fan des Schweizers ist.
Trainer und Mensch Bruno Blum haben Carmine Marinaro geprägt. „Wir hatten beim VfB eine starke Mannschaft und wollten in die Landesliga. Im Aufstiegsspiel gegen den SV RW Ballrechten-Dottingen sind wir aber leider gescheitert“, hat sich Marinaro lange geärgert. Das war in der Saison 2003/04 unter Trainer Peter Humbel. 2004 wechselte Marinaro in die Landesliga zum Stadtrivalen FC Tiengen 08. „Damals habe ich gerade in Horheim gebaut“, sagt er. Und deswegen fehlte ihm die Zeit zum Training, weshalb es ihn 2005 wieder zurück zum VfB Waldshut in die Bezirksliga zog.
Das muntere Wechselspielchen ging aber vorerst weiter. „Ich wollte einfach Landesliga spielen“, nennt er er den Grund dafür. In der Saison 2007/08 kickte er deswegen wieder für den FC Tiengen 08, mit dem er allerdings 2009 auch den Abstieg in die Bezirksliga hinnehmen musste. „Meinen 30. Geburtstag habe ich noch in Tiengen gefeiert. Da ging‘s hoch her“, sagt er.

Mit 31 Jahren begann ein neuer Abschnitt im Leben des Fußballers. Carmine Marinaro schloss sich dem SC Lauchringen an: „Nach Waldshut wurde Lauchringen meine zweite Heimat, obwohl ich in Tiengen meine fußballerischen Highlights erlebt habe.“ Der SC Lauchringen war damals gerade in die Kreisliga A abgestiegen. Für Marinaro war das kein Hindernis für einen Wechsel dorthin. Der Grund war wieder der Trainer, der Bruno Blum hieß.

Marinaros Qualitäten als defensiver Mittelfeldspieler waren gefragt. Verhindern konnte er aber nicht, dass der SC Lauchringen zum Ende der Saison 2013/14 wegen des erhöhten Abstiegs aufgrund der Spielklassenreform runter in die Kreisliga B musste. „Da wollte ich eigentlich aufhören, kickte aber doch in der zweiten Mannschaft und habe ab und zu in der Ersten ausgeholfen“, so Marinaro. Ein Jahr später gelang aber der sofortige Wiederaufstieg unter Trainer Uwe Weißenberger. Da hat es mit einem rauschenden Fest an der Wutach gekracht, da auch die zweite Mannschaft den Aufstieg in die Kreisliga B feierte.
Die „Erste“ des Vereins, die mittlerweile von Torsten Stockmann trainiert wurde, schlug sich als Aufsteiger in der Kreisliga A zunächst prächtig, verpasste als Dritter 2015/16 nur knapp den Aufstieg in die Bezirksliga. Ende 2016 stellte Stockmann sein Amt zur Verfügung und Marinaro wurde dessen Nachfolger – zunächst als Spielertrainer.

Unvergessen bleibt ihm die „katastrophale“ Saison 2018/19: „Durch einen Sieg am letzten Spieltag beim SV Albbruck und den gleichzeitigen Ausrutschern unserer direkten Konkurrenten haben wir den Abstieg gerade noch verhindert. Das war ein Drama. Auf dem Spielfeld haben wir gewartet und telefoniert, um zu erfahren, wie es bei den anderen ausgegangen ist. Zum Schluss sind alle Dämme gebrochen.“
Dann kam Corona. Die Saison 2019/20 wurde abgebrochen, die darauf folgende sogar annulliert. Obwohl der SC Lauchringen zum Zeitpunkt des Abbruchs in der vergangenen Runde im Herbst Tabellenletzter gewesen war, ist Marinaro guter Dinge: „Uns fehlt vorne ein richtiger Knipser. Insgesamt haben wir aber eine gute Mannschaft.“
In den kommenden beiden Jahren kann aber nicht mit Verstärkungen aus dem eigenen Nachwuchs gerechnet werden. Geld für auswärtige Spieler nimmt der Verein nicht in die Hand. „Bei uns wird kein Geld gezahlt“, sagt Marinaro, der dennoch hofft, sich in der Kreisliga A etablieren zu können. „Das obere Tabellendrittel muss unser Ziel sein“, gibt er sich kämpferisch.