Fußball-Kreisliga A, Ost: – Meistens ist viel Platz nötig, um die Stationen eines Trainers auf einer Zeitungsseite unterzubringen. Nicht so bei Simon Boll. Der 32-jährige lebt im Rosendorf Nöggenschwiel – nicht weit vom Fußballplatz natürlich – und er trainiert die Fußballer des SV Nöggenschwiel. Beim Fototermin fahren ein paar Autos vorbei. Boll grüßt – man kennt sich eben im Rosendorf.
Der Naturbursche, der als Forstwirt in St. Blasien arbeitet, ist beim SV Nöggenschwiel groß geworden. Schon in der F-Jugend kickte er bei Schwarz-Gelb. Als es aufs Großfeld ging, spielte er in der SG Waldhaus-Nöggenschwiel, das erste Jahr bei den B-Junioren in der SG Weilheim-Nöggenschwiel, dann wieder bei den B- und A-Junioren in der SG Waldhaus-Nöggenschwiel. „Zunächst war ich im offensiven Mittelfeld, dann bin ich nach hinten gerutscht und war schließlich Außenverteidiger bei den A-Junioren“, sagt er.
Sechs Spiele absolvierte er bei den Aktiven in der Reserve des Vereins in der Kreisliga C, ehe ihn Trainer Pepe Pavano in die „Erste“ beorderte, die schon damals in der Kreisliga A um Punkte kämpfte. Er erlebte 2008/09 die erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte, als der SV Nöggenschwiel als Tabellenvierter abschloss.

Zur Person
Auch unter Patrick Albicker spielte Boll – im Mittelfeld oder als linker Verteidiger. „Der Abstieg in die Kreisliga B in der Saison 2013/14 war ein Ausrutscher“, erinnert er sich. Dieser Ausrutscher wurde sogleich in der darauf folgenden Runde korrigiert. Unter Trainer Mike Krüger feierte der SV Nöggenschwiel ohne Niederlage als Meister den Wiederaufstieg in die Kreisliga A.
Arbeitsunfall mit Folgen
Noch unter Krügers vierjähriger „Amtszeit“ als Trainer erwischte es Simon Boll auf unsanfte Art und Weise gleich doppelt. Zunächst machte ein Meniskusriss eine Operation unumgänglich. Dann kugelte er sich bei einem Arbeitsunfall die Hüfte aus, weshalb er schon im Alter von 25 Jahren seine aktive Laufbahn beenden musste.
„Da bin ich eben ziemlich früh in den Trainerjob gerutscht. Ich hatte mir vorher nie darüber Gedanken gemacht, ob das etwas für mich sein könnte“, erinnert sich Boll. Etwas Erfahrung hatte er schon während seiner Aktivenzeit als Trainer der D- oder E-Junioren gesammelt. Während der letzten beiden Jahre von Mike Krüger als Trainer der „Ersten“ übernahm er also 2015 die zweite Mannschaft – zunächst noch gemeinsam mit Lothar Tröndle, aber schon nach einigen Monaten alleine.
Sechs Jahre Reserve-Coach
Sechs Jahre lang sollte Simon Boll Trainer der Reserve in der Kreisliga C bleiben. „Es hat mir gleich viel Spaß gemacht“, so Boll, der schon bald wieder auf Pepe Pavano stieß. Dieser hatte nämlich in seiner zweiten „Amtszeit“ beim SV Nöggenschwiel zwischenzeitlich wieder die erste Mannschaft als Trainer übernommen.
Dass er viel Gefallen an seiner neuen Aufgabe gefunden hat, zeigt auch, dass Boll im Jahre 2018 die Prüfung für den B-Trainer-Schein bestanden hat. Vor einem Jahr hatten sich Pavano und der SV Nöggenschwiel entschlossen, ihre Zusammenarbeit nach drei Jahren zum Ende der Saison zu beenden. Der Verein löste das Problem intern – mit Simon Boll. Er übernahm zu Beginn dieser Runde von Pavano die erste Mannschaft in der Kreisliga A.
„Ich bin dem Verein sehr dankbar, dass er mir die Chance dazu gegeben hat“, bleibt Boll bescheiden. Gefreut hat er sich vor allem darüber, dass er in der ersten Mannschaft auf alte Bekannte gestoßen ist. Mit Florian Menzel, Samuel Kaiser, Manuel Tröndle und Benjamin Weiler hatte er schon als Aktiver in einer Mannschaft gespielt. Zwei von ihnen – Kaiser und Tröndle – sind sogar sein Jahrgang. Boll: Wir kennen uns sogar seit unserer Kindheit und haben in der Jugend zusammen gekickt.“

Froh ist er darüber, dass er in Co- und Torwarttrainer Matthias Elbing aus Kadelburg einen erfahrenen Mann an seiner Seite hat. „Er bringt eine riesige Erfahrung mit, war schon Co-Trainer unter Pepe Pavano. Weil er sich so wohl beim SV Nöggenschwiel fühlt, ist er bei uns geblieben. Wir verstehen uns sehr gut“, ist Boll über die Unterstützung seines „zweiten“ Mannes dankbar.
Zwei Zugänge für Rückrunde
In der Winterpause erhielt Bolls Mannschaft Zuwachs. Und das nicht nur durch die beiden neuen Spieler Henrique Ribeiro vom FC RW Weilheim II und den Portugiesen Andre Cesar De Sousa Lopes.
Daniel Bächle neuer Betreuer
Der SV Nöggenschwiel hat auch einen neuen Betreuer. Daniel Bächle, der langjährige Spieler der ersten Mannschaft, hatte sich in der Partie vergangenen Sommer bei der Spvgg. Wutöschingen eine schwere Verletzung zugezogen. Inzwischen ist klar, dass der Routinier nicht mehr bei den Aktiven auflaufen wird. „Er muss aufhören und hilft uns als Betreuer“, weiß Boll.
In dieser Saison ist der SV Nöggenschwiel, der mit einem Spiel aus der Vorrunde im Rückstand ist, Tabellensechster. Bolls Einstand als Trainer kann also als gelungen bezeichnet werden. Die guten Resultate bisher überraschen ein bisschen, weil der SV Nöggenschwiel über einen relativ dünnen Kader verfügt. „Wir haben nur 16 oder 17 Spieler im Kader der ersten Mannschaft“, sagt Boll, der in einigen Spielen der Vorrunde improvisieren musste. „Ohne Aushilfe aus der zweiten Mannschaft wäre es gar nicht gegangen, elf Mann aufs Feld zu bringen.“

Kein Grund zum Jammern für den Trainer, der in den kommenden Jahren große Hoffnungen auf den eigenen Nachwuchs setzt. „Viele A-Junioren werden in die erste Mannschaft nachrücken“, so Boll, der die Zukunft seines SV Nöggenschwiel in der Kreisliga A sieht. „Das war und ist unsere Liga. Für die Bezirksliga reicht es nicht. Da ist unser Kader auch zu klein“, so Boll.
Trainervertrag verlängert
Seinen Vertrag hat Simon Boll verlängert. Auch in der neuen Saison ab Sommer wird er Trainer des SV Nöggenschwiel sein. Dort kickt er auch nebenher bei den Alten Herren.
Der bekennende Fan von Borussia Dortmund, der wie der SV Nöggenschwiel Schwarz-Gelb als Vereinsfarben hat, fühlt sich wohl im Rosendorf und bei seinem SVN. „Wir sind ein familiärer Verein, haben fast nur einheimische Spieler. Das passt so“, sagt er. Den Meistertitel werde wohl ein anderer Verein holen. Boll tippt auf den SV BW Murg.