Die Hauptrunde 2022/23 in der Deutschen Eishockey-Liga ist Geschichte und zugleich auch das Spieljahr der Wild Wings. Der SÜDKURIER hat die Arbeit der Spieler und Verantwortlichen in den vergangenen Monaten unter die Lupe genommen und bewertet:
- Christof Kreutzer, Sportdirektor: Die Bilanz des Rheinländers fällt auch nach seinem dritten Jahr in der Neckarstadt sehr durchwachsen aus. Der 55-Jährige holte zehn Neuzugänge. Die Bilanz ist insgesamt nicht schlecht. Mit Brandon DeFazio, David Ullström und Mitch Wahl gab es aber zweieinhalb Totalausfälle. Auch manche Vertragsverlängerung in seiner Amtszeit entpuppt sich nun eher als Altlast. Auf Kreutzers Konto gehen aber auch Top-Spieler wie Joacim Eriksson oder Ville Lajunen. Bei den Augsburger Panther hat Kreutzer nun seine neue Arbeitsstelle.
- Harold Kreis, Cheftrainer: Der „Gentleman“ machte bis kurz vor Schluss das Beste aus der Mannschaft, gab einen klaren Weg vor und die richtige Taktik. Nach der Bekanntgabe seines Wechsels zum Deutschen Eishockey-Bund ging plötzlich beim Team nichts mehr. Der 64-Jährige machte sich am Ende zudem angreifbar durch unnötige Reihenumstellungen und merkwürdige Entscheidungen bezüglich der Penaltyschützen.
- Ryan Marsh, Co-Trainer: Der Kanadier machte einen Klasse-Job. Er war verantwortlich für das drittbeste Unterzahlspiel der Liga und die Verteidiger. Der 48-Jährige zeigte sich präsent auf der Bank und hat sich offensiv um das Amt des zukünftigen Cheftrainers beworben.
- Joacim Eriksson, Torhüter: Erneut eine tolle Saison des Schweden, mit der erneut besten Fangquote der DEL. Der 32-Jährige hatte vielleicht ein paar Wackler mehr als sonst, war aber ansonsten unantastbar. Einer der überragenden Spieler. Die Wild Wings können sich glücklich schätzen, dass er seinen Vertrag verlängert hat.
- Marvin Cüpper, Torhüter: Der gebürtige Kölner hatte Pech mit einem Autounfall kurz vor Saisonstart, fiel mit einem Schleudertrauma länger aus und kam auch später nie so richtig rein. Der 29-Jährige war zudem unzufrieden mit der Anzahl seiner Einsätze. Ihn zieht es nun offenbar nach Frankfurt.
- Ville Lajunen, Verteidiger: Der Finne entwickelte sich schnell zur Top-Verpflichtung. Mit 45 Scorer-Punkten wurde er gemeinsam mit Kölns Nick Bailen zum besten Verteidiger der Hauptrunde. Lajunen zeigte sich stabil, souverän, mit gutem ersten Pass und starkem Schuss. Der 34-Jährige spielte eine großartige Saison.
- Peter Spornberger, Verteidiger: Der Südtiroler stagnierte in den letzten Monaten in seiner Entwicklung. Nach einem (zu?) engagierten Sommertraining war der 24-Jährige im Spiel oft zu überhastet, machte dadurch zu viele Fehler auf dem Eis.
- Carl Neill, Verteidiger: Der 26-Jährige wurde im Januar als „Entlastung“ geholt, machte in 13 Spielen einen unauffälligen, aber sehr soliden Job.
- Johannes Huß, Verteidiger: Es war eine schwierige Saison für den Assistenzkapitän. Nachdem sich der 24-Jährige zuvor stetig verbessert hatte, war 2022/23 für ihn eher ein Rückschritt. Dem Tölzer mangelte es an Sicherheit und Geschwindigkeit.
- Alex Trivellato, Verteidiger: Der Rückkehrer zeigte, dass er in den vergangenen fünf Jahren deutlich stärker geworden ist. Der Südtiroler machte wenig Fehler, schaltete sich gut und gerne in den Angriff ein, hätte aber noch öfter schießen dürfen.
- John Ramage, Verteidiger: Es war seine zweite, aber nicht seine bessere Saison bei den Wild Wings. Der Kapitän wirkte ab Januar ziemlich überspielt, leistete sich unnötige Strafen und ging zudem in den wichtigen Phasen auf dem Eis zu wenig vorweg. Ramage verlässt die Schwenninger in Richtung Wolfsburg.
- Will Weber, Verteidiger: Der „Stärkste“ im Team erfüllte seine ihm zugedachte Aufgabe sehr gut, agierte rein defensiv, sicherte ab und räumte auf.
- Daniel Neumann, Stürmer: Der 21-Jährige kam im November, durfte gleich in einer Reihe mit Alexander Karachun und Miks Indrasis spielen und machte seine Sache sehr gut. Der gebürtige Freiburger tauchte gegen Ende in den hinteren Reihen etwas ab, ist aber ein Versprechen für die Zukunft.
- David Ullström, Stürmer: In seinen 17 Spielen blitzte sein Können auf, der Schwede wurde aber nie richtig fit. Ein Missverständnis für beide Seiten.
- Brandon DeFazio, Stürmer: Der als Topscorer vom ERC Ingolstadt gekommene Kanadier fand auf dem Eis nie wirklich in die Mannschaft. Der 34-Jährige war bis zum Ende nicht austrainiert, passte irgendwie in keine Sturmreihe. Er selbst war sicher am unglücklichsten darüber.
- Ken André Olimb, Stürmer: Die „reinen“ Stürmerqualitäten sind dem Norweger etwas abhanden gekommen. Der 34-Jährige ist aber ein Vorbild in Sachen Einsatz, Zweikampfverhalten, Fitness und Lebensstil. Vier Saisontore sind allerdings zu wenig.
- Alexander Karachun, Stürmer: Der Nationalspieler zeigte nach seiner Rückkehr nach Verletzung und Operation, dass er der emotionale Führungsspieler des Teams ist. Der 28-Jährige machte in 37 Spielen 25 Punkte und ärgerte sich darüber, dass er nicht noch häufiger getroffen hat.
- Boaz Bassen, Stürmer: Der gebürtige Schwenninger ist schnell und gut in Unterzahl. Bei allen anderen Stürmertugenden ist aber weiterhin keine Entwicklung zu erkennen.
- Florian Elias, Stürmer: Die Leihgabe der Adler Mannheim brauchte ein bisschen, war aber dann durchaus eine Verstärkung. Seine Geschwindigkeit und seine Geschicklichkeit zeichnen den 20-Jährigen aus. Der gebürtige Augsburger wollte manches Mal etwas zu viel. Für seine Heimatstadt wird er aller Wahrscheinlichkeit nach nächste Saison auf Torejagd gehen.
- Miks Indrasis, Stürmer: Wenn der Lette einen guten Tag hatte, war es ein Fest, ihm zuzuschauen. Der 32-Jährige glänzte dann durch eine unglaubliche Spielübersicht, Kreativität und Passgenauigkeit. Indrasis hatte allerdings zu viele schlechte Tage, wirkte dann schnell genervt und machte zahlreiche Fehler. Er war eine der Säulen des Powerplays.
- Daniel Pfaffengut, Stürmer: Das Schwenninger „Urgestein“ zeigte auch in seiner vierten Saison im blau-weißen Trikot seine Qualitäten. Der 26-Jährige war einer der Besten in Unterzahl und zudem ein tadelloser Rollenspieler.
- Mitch Wahl, Stürmer: Der Deutsch-Amerikaner zog sich im November eine Gehirnerschütterung zu und laborierte daran lange. Davor und danach kam der 33-Jährige nie richtig in Schwung.
- Tylor Spink, Stürmer: Der eine Zwilling ist das Gehirn der Schwenninger Mannschaft. Der Mittelstürmer glänzt durch Ideen, Übersicht und tolle Pässe. Der 30-Jährige arbeitet zudem hervorragend nach hinten. 28 Vorlagen und 16 Tore sind Karriere-Bestwert. Er hat sich zudem zu einem Führungsspieler entwickelt. Klitzekleine Kritik: 44 Strafminuten sind etwas zu viel.
- Tyson Spink, Stürmer: Was für eine Saison des zweiten Zwillings! Der ältere der Brüder krönte sich nicht nur zum Torschützenkönig der Liga, sondern präsentierte sich auch insgesamt extrem gereift. Der 30-Jährige ging voran, übernahm Verantwortung. Dazu ist der Flügelstürmer nach Hungerecker der zweitbeste in der Plus-Minus-Statistik (+11). Klitzekleine Kritik: 48 Strafminuten sind ebenfalls zu viel. Die Spink-Zwillinge überzeugten und die Schwenninger sind froh, dass die beiden ihren Vertrag verlängerten.
- Sebastian Uvira, Stürmer: Der zweite „emotionale Führungsspieler“ neben Karachun. Der Neuzugang wurde schnell Publikumsliebling. Er geht vorweg, ackert, rackert und kämpft. Der 30-Jährige spricht zudem gerne Klartext. Ein paar Törchen mehr dürften es aber sein.
- Phil Hungerecker, Stürmer: Der Norddeutsche hatte es am Anfang mit den Spink-Zwillingen nicht leicht. Je länger die Saison lief, desto besser arbeitete der 28-Jährige den beiden Kanadiern zu. Der Flügelstürmer wurde gegen Ende unverständlicherweise in die vierte Reihe verbannt, versuchte dort dennoch alles. Ein Wert von +12 in der Plus-Minus-Statistik ist top.