Eishockey: Die Zahlen sind nicht nur einfach gut, sie sind schon beinahe unfassbar gut. Die Schwenninger Wild Wings melden immer und immer wieder ausverkauft. Der Zuschauerschnitt in der Helios Arena liegt nach 21 Heimspielen bei 4818. Ganze neunmal war das altehrwürdige Bauchenberg-Stadion ausverkauft, 101.176 Zuschauer wollten die Partien bislang sehen. Die Auslastung liegt insgesamt bei über 95 Prozent.
Diese Zeiten haben die SERC-Fans tatsächlich lange nicht erlebt, wenn überhaupt schon einmal. Ja, auch in den 90er Jahren gab es ein picke-packe-volles Stadion. Die Schwenninger Anhänger samt Gästefans standen quer zum Spielfeld, oft auch zu zweit auf einem Treppenabsatz. Doch waren diese Situationen eher die Ausnahme denn die Regel.
Seit dem Wiederaufstieg in die DEL waren die Zuschauerzahlen sicherlich weitestgehend zufriedenstellend gewesen, doch der meist ausbleibende sportliche Erfolg spiegelte sich eben auch in der Auslastung der Arena wider. Nach dem ersten Umbau in den Jahren 2007 bis 2009 fasste die Helios Arena 6215 Zuschauer, darunter waren 4200 Stehplätze. Verkauft wurden in den Stehplatzbereichen aber oft nur um die 50 Prozent der Tickets.
So ging man denn im Jahr 2020 einen zweiten Umbau an. „Wenn wir mit anderen Klubs mithalten wollen, müssen wir diesen Schritt gehen. Von den verkauften 1500 Dauerkarten vor der Saison 2019/2020 waren fast zwei Drittel Sitzplätze“, hatte der damalige Geschäftsführer Christoph Sandner zuvor ausgeführt. Die Corona-Pandemie spielte den Wild Wings und der Stadt Villingen-Schwenningen dabei gewissermaßen in die Karten. Der Umbau begann bereits im April 2020. Die nächste Saison – ohne Zuschauer – startete erst im Dezember. Zur Saison 2021/22 war alles fertig. Auch wenn zunächst nur wenige Zuschauer zugelassen waren. Auf der Gegengerade wurden die Stehplätze im Unterrang in Sitzplätze umgewandelt. Im Oberrang entstanden die neue VIP-Lounge für 200 Personen sowie fünf Logen, die zwischen 20 und 32 Quadratmeter groß sind. Nun hat die Helios Arena 2800 Sitz- und 2500 Stehplätze. Des Weiteren wurde die Eisfläche verkleinert, die Breite von 30 auf 26 Meter verschmälert. Die Länge von 60 Metern blieb gleich.
„Die Zuschauer wollen Sitzplätze. Viele der Fans, die schon lange kommen, möchten heutzutage nicht mehr stehen. Das war ein Trend, der in allen Stadien abzusehen war. Der Komfort wurde immer wichtiger. Auch wir konnten uns dem nicht entziehen. Zudem haben wir nun mehr VIP-Plätze und diese erfordern einen Sitzplatz“, erklärt Gesellschafter Thomas Burger.
Die Gesellschafter und die Geschäftsführung nahmen seinerzeit die Öffentlichkeit weitestgehend mit, dennoch gab es auch kritische Stimmen. Viele langjährige Stehplatz-Fans wurden quasi heimatlos. So auch Ann-Kathrin Scherr. „Wir wussten erst nicht so genau, wo wir hin sollten. Kurve kam für uns nicht so in Frage. Wir sind in den ersten beiden Jahren so ein bisschen rumgekommen im neuen Stadion“, lacht die Lehrerin. Mittlerweile ist sie Besitzerin einer Sitzplatz-Dauerkarte auf der Gegengeraden, wenige Meter entfernt von ihrem ehemaligen Stehplatz. „Nachdem in der letzten Saison die Tickets schon so knapp waren, habe ich mich für eine Dauerkarte entschieden. Die werde ich sicher auch in den nächsten Jahren nicht hergeben“, sagt Scherr, die vor allem auch die sportliche Leistung der Mannschaft als Grund für den Boom sieht. „Es macht einfach wieder Spaß, dem Team zuzuschauen. Zudem ist die Stimmung einfach klasse.“
Dem pflichtet Thomas Burger bei. „Ich denke, dass der Erfolg der Mannschaft natürlich schon ein Stück weit die Grundlage dafür ist, dass die Fans das Eishockey-Virus in der Region im Moment sehr pflegen“, findet der Schonacher Firmenchef und vergisst dabei selbstverständlich nicht, diejenigen zu loben, die dafür hinter den Kulissen zuständig sind. „Das ist der Lohn für alle, die jeden Tag hart für das Projekt am Standort Schwenningen arbeiten. Der Zuspruch ist toll, die Stimmung im Moment super.“
Doch nicht nur die Atmosphäre stimmt derzeit in der Helios Arena, auch finanziell tut der Zuschauerzuspruch der Wild Wings Spielbetriebs GmbH selbstredend gut. „Der Dauerkartenvorverkauf ist ja vor der Saison schon extrem gut gelaufen. Dass die Arena nun so oft ausverkauft ist, freut uns natürlich sehr. Es ist eine Bestätigung für unsere Arbeit“, meint Geschäftsführer Stefan Wagner. Auch der Münchner sieht die Leistungssteigerung des Teams als Hauptgrund für die guten Zahlen. „Der Spielstil und die Spieler begeistern einfach. Das geht aber auch nur mit diesen Spielern und mit diesem Trainer. Zudem ist es dem Trainer gelungen, die kleinere Eisfläche endlich zu unserem Vorteil zu machen“, so Wagner.
Für die restlichen fünf Heimspiele bis zum Ende der Hauptrunde sind im Übrigen keine Sitzplatz-Tickets mehr zu erwerben. Stehplätze sind hingegen noch verfügbar. „Natürlich gibt uns diese Auslastung ein Stück weit recht. Der damals sicherlich zum Teil zu Recht kritisierte Umbau war die goldrichtige Entscheidung. Und im Moment ist es einfach schön, dass die Region so sehr das Eishockey lebt“, sagt Thomas Burger.
Zuschauerschnitt
Der Zuschauerschnitt der Wild Wings seit der Rückkehr in die DEL:
2013/14: 4530
2014/15: 3842
2015/16: 3995
2016/17: 4569
2017/18: 4485 (inkl. Playoffs)
2018/19: 3576
2019/20: 3839
2020/21: 0 (Corona)
2021/22: 2111 (Corona)
2022/23: 3852
2023/24: 4773 (inkl. Playoffs)
2024/25: 4818 (Stand nach 21 Heim-
spielen) (Quelle: penny-del.org)