Der Wirbel um Georg Gänswein hält an. Wenige Tage nach der Beurlaubung vom Amt des päpstlichen Protokollchefs hatte ihn der badische Prälat Reinhold Nann massiv angegriffen in einem Text, den er mit „Nachruf“ überschrieb. Nun distanziert sich Nann (59) von seiner Attacke auf Papst-Sekretär Gänswein, den er seit den gemeinsamen Jahren im Freiburger Seminar Borromäum gut kennt. Nann schreibt in seinem Blog mit deutlicher Zerknirschung: „Ich gebe gerne zu, dass ich einen gravierenden Fehler gemacht habe.“
Nann, der Bischof für die Armen
Reinhold Nann hat ebenfalls eine bemerkenswerte Karriere hingelegt: Er engagierte sich für Südamerika. 2017 ernannte ihn Papst Franziskus zum Bischof. Der gebürtige Freiburger leitet kein eigenes Bistum, sondern betreut die Prälatur Caraveli im Süden von Peru.
Sein Weg in ein armes katholisches Land, der ganz im Sinne von Franziskus sein dürfte, ist der Vita von Gänswein entgegengesetzt. Das erklärt ein Stück weit die Heftigkeit, mit der Nann seine Kritik an einem Mitpriester vorträgt, mit dem er immerhin zusammen Theologie studierte.Kleiner Text mit riesiger Wirkung

In seinem neuen Beitrag erklärt Nann den missglückten Vorgang. Der Internet-Beitrag sei für „meine 30 bis 40 üblichen Blog-Leser bestimmt.“ Dass die mit „Nachruf“ überschriebene Fundamentalkritik an Georg Gänswein derart weite Kreise ziehen würde, war ihm beim Verfassen nicht klar gewesen. Ihm wurde erst später klar, „welche Lawine ich da losgetreten habe.“
In seinem Blog hatte Nann seinen Kollegen Gänswein als kompromisslos und hart geschildert; Gänswein habe bereits als Student Positionen vertreten, die im Bistum Freiburg nicht mehrheitsfähig waren. Als Privatsekretär und zugleich Protokollchef des neuen Papstes sei er „tief in die Machtspiele der Kurie“ verstrickt gewesen, meint Nann.
Ein Schuss aus dem Hinterhalt
Nicht nur der Inhalt, sondern auch der Zeitpunkt des Eintrags machen stutzig. Wenige Tage nach dem deutlichen Fall von Gänswein meldet sich Nann aus Peru. Sein Blog liest sich wie Schüsse aus dem Hinterhalt. Die Reaktionen darauf reichten „von Zustimmung bis zu Unverständnis und Beleidigungen,“ räumt Nann ein. Auch Gänswein nahm Stellung zu dieser Abrechnung. Er bestreitet die Punkte und schreibt: „Verleumdungen fallen eines Tages auf den Verleumder zurück.“