Nein, am Wahlkampf der Umweltgruppe vor der Kommunalwahl habe es nicht gelegen, erklärt Joachim Mutschler. „Dass wir so schlecht abgeschnitten haben, dass wir drei Sitze eingebüßt haben und nun nur noch zu fünft im Rat sitzen, hat andere Gründe“, erklärt der Fraktionssprecher der Umweltgruppe. In Zeiten, in denen die Menschen durch Krisen wie die schwächelnde Wirtschaft, den Ukrainekrieg, die Flüchtlingsproblematik beunruhigt würden, verlieren laut Mutschler Themen wie der Klimawandel, das Artensterben für viele an Bedeutung.
Ein bekennender Windkraftbefürworter
‚Und die Windkraftdiskussion vor den Wahlen hat uns auch nicht geholfen„, erklärt Mutschler. Dass die Präsentation des Teilregionalplans Energie die erklärten Gegner der Windkraftanlagen erneut auf den Plan gerufen habe, könne nicht weiter verwundern. Ihren Hinweis auf die schwierige Topografie auf dem Gehrenberg kann Mutschler indes weniger nachvollziehen. „Immerhin sind 40 Prozent des untersuchten Areals nicht rutschungsgefährdet“. Überdies möge es doch wohl besser den Fachleuten überlassen bleiben, ob die Bodenverhältnisse den wirtschaftlichen Bau von Windkraftanlagen erlauben – oder nicht.
„Von einem Vorgehen nach dem Floriansprinzip – Windkraft ja, aber nicht auf unserem Hausberg – halte ich nichts“, betont Mutschler. Gleichwohl räumt er ein, dass die Bedingungen für Windkraftanlagen in manchen Gebieten im Kreis Sigmaringen, weitaus günstiger seien als am Gehrenberg. „Mich stören die Anlagen nicht – ja, ich finde sie auch optisch ansprechender als Kernreaktoren“, bekennt sich Mutschler zur Windenergie. Er hofft auf einen Stimmungswandel auch bei Freiflächen- und Agri-PV-Anlagen. Wenn mehr Markdorfer erkennen, dass sie sich – ähnlich wie bei den Bürgerdächern – am Gewinn der regenerativen Energiegewinnung beteiligen können. Vorausgesetzt, ein solches Beteiligungsmodell kommt auch in Markdorf zum Tragen.
Der Klimawandel verursacht hohe Kosten
Das Geld bringt den Umweltgruppen-Sprecher zum Klima-Thema zurück: „Wir sehen heute schon, wie teuer uns der Klimawandel kommt“, sagt Mutschler mit Blick auf die Folgen von Starkregen, Stürmen oder Trockenperioden – auch in der Gehrenbergstadt. „Unsere Ausgaben für die Hochwasserprävention in Wangen ist nur ein Beispiel – und wie teuer uns das Unwetter im Juni kommt, das wissen wir noch gar nicht. Allein schon die Schäden am Campingplatz waren immens.“
Joachim Mutschler möchte gern den Bürgermeister beim Wort nehmen. Habe Georg Riedmann doch die Klimaneutralität bis 2035 versprochen. Ein ambitioniertes Ziel, das ohne mehr Investitionen in die Eindämmung von Kohlenstoffemission jedoch kaum zu erreichen sei, argumentiert Mutschler. Er sieht im Gemeinderat jedenfalls „wenig Bereitschaft, mehr Geld für die Ursachenbekämpfung des Klimawandels auszugeben“.

Wunsch nach einem Stadtbus
Dass der Stadtverkehr Friedrichshafen sein Liniennetz in Markdorf deutlich erweitert hat, begrüße die Umweltgruppe. Trotzdem halte sie an ihrer Forderung nach einem Stadtbus fest, betont Mutschler. „Wir haben immer noch viele weiße Flecken, die kein Bus bedient – etwa am Gehrenberg und in der Ost-West-Richtung.“ Das Argument, die Lücken würden durch das Anruf-Sammel-Taxi geschlossen, will er nicht gelten lassen. Schon, „weil die Taxifahrten jedes Mal mit 13 Euro bezuschusst werden müssen“. Hinzu komme der ökologische Gesichtspunkt, müssten die Fahrzeuge doch oftmals aus Meersburg anfahren, um in Markdorf Kurzstrecken zu bedienen.
Mehr offene Jugendarbeit
Der Sprecher der Umweltgruppe lobt die Verwaltung für ihre Jugendarbeit. Er sorgt sich aber um jene Jugendlichen, die in keinem Sport- oder Musikverein sind. Selbst bei den betreuten Treffpunkten, dem Zepp und dem Skates Open, fehle es an Personalstunden. Noch größere Lücken sieht Mutschler im Bereich der sogenannten offenen Jugendarbeit, die die Jugendlichen auf der Straße abholt.
Ganztagsbetreuung erfordert neue Räume
Vom Thema Jugend kommt Joachim Mutschler auf die Kinder. „Jüngst wurde die Notwendigkeit einer dritten Grundschule bezweifelt“, erklärt der Stadtrat. Die Zahlen der relevanten Statistiken würden das klar widerlegen. „Bis 2022 – neuere Daten liegen noch nicht vor – ist die Zahl der Kinder angestiegen.“ Hinzu komme, dass die sanierte Jakob-Gretser-Grundschule ab dem Schuljahr 2026/27 eine Ganztagsbetreuung anbieten muss – und spätestens dann nur noch Platz für drei Züge haben wird.

Man wird sich also zusätzlichen Räume suchen und anmieten müssen oder nur einen reduzierten Ganztagsbetrieb anbieten können. Der vierte Zug an der Jakob-Gretser-Schule muss irgendwo unterrichtet werden, solange es keine neue Schule gibt. „Die Grundschule Markdorf Süd ist einfach unverzichtbar.“ Gleichermaßen unverzichtbar sei eine Lösung für die Grundschüler in Leimbach. Dass ein Teil von ihnen in Containern unterrichtet wird, „darf keine Dauerlösung werden“.
Sozialer Wohnungsbau wird Thema
Und noch etwas warte auf eine Lösung, erklärt Joachim Mutschler: „Auch in Markdorf brauchen wir dringend bezahlbaren Wohnraum.“ Der solle möglichst bald im neuen Baugebiet Klosteröschle entstehen – ebenso wie auf den bereits ins Auge gefassten weiteren Siedlungsflächen im Markdorfer Süden. Im Blick zu behalten sei außerdem, dass auch durch Nachverdichtung in schon bebauten Bereichen neuer Wohnraum entstehen kann. Hier hofft Mutschler, dass dabei „mit dem gebotenen Augenmaß vorgegangen wird“. Sicher sei: „Wir werden uns dem Thema sozialer Wohnungsbau widmen müssen.“