Beherbergungsverbot: Zeitweise 2020 und durchgehend seit November ist das eines der Schlagwörter in der Corona-Pandemie. Es ist eine finanziell unsichere Zeit gerade auch für kleinere Familienbetriebe. Salems Campinghofbetreiber Ludger Gern berichtet, wie er die schwierigen Zeiten genutzt hat und welche Ideen ihn nach Wiedereröffnung umtreiben.

Die 1,7 Hektar große Rasenfläche hat er schon viermal gemäht und für seine Campinggäste hergerichtet. Jedes Mal hoffte Gern, wieder öffnen zu können. Die Anpassung der Coronaverordnung und die sinkende Sieben-Tage-Inzidenz im Bodenseekreis könnten dies bald wieder zulassen.

Bagger statt Campinggäste: Familie Gern hat den Lockdown genutzt für Umbaumaßnahmen.
Bagger statt Campinggäste: Familie Gern hat den Lockdown genutzt für Umbaumaßnahmen. | Bild: Martina Wolters

„Wir müssen jetzt im Frühjahr unbedingt wieder Geld verdienen“, sagt der Landwirtschaftsmeister. Von den allerersten Corona-Hilfen 2020 hätten sie etwas bekommen. Seitdem hoffe und warte er auf weitere Unterstützung.

Viele Investitionen in der Zeit des Lockdowns

Im Gegenzug haben er und seine Frau Elke in der Lockdown-Zeit viel investiert. Damit sie weiter ein Vier-Sterne-Platz bleiben, haben sie in Eigenregie die Rezeption von der Restaurantkasse getrennt und die Sanitäranlagen erweitert. Stolz zeigt Gern das, was sie in Handarbeit umgebaut haben. Neben separaten Dusch-und Toilettenräumen gibt es auch mehr Spül- und Waschbecken, ein barrierefreies Bad sowie zwei zusätzliche Waschmaschinen.

Zum Campinghof gehören neben Esel Pinki auch Hasen, Ziegen und Ponys sowie eine Pferdepension.
Zum Campinghof gehören neben Esel Pinki auch Hasen, Ziegen und Ponys sowie eine Pferdepension. | Bild: Martina Wolters

Die Terrasse vor dem Restaurant wollte Gern auch erweitern. Doch die weiter unsichere Situation hält ihn davon ab. Auf ein baldiges Öffnen sind die Gerns aber bestens vorbereitet. Für das Nutzen der Luca-App, die bundesweit das Verfolgen von Kontakten erleichtern soll, hat er sich schulen lassen.

Das könnte Sie auch interessieren

Selbsttests für 800 Euro warten in der Schublade auf ihren Gebrauch. Jedes zweite Waschbecken ist gesperrt. Ein frisch gebautes Brotbackhäusle wartet darauf, die Camper mit selbst gebackenem Bauernbrot zu versorgen.

„Was passiert, wenn die Zahlen wieder steigen?“

Es könnte also losgehen, wenn die Inzidenzwerte weiter fallen. Ein bisschen Unsicherheit bleibt. „Was passiert, wenn die Zahlen nach dem Öffnen wieder steigen?“, fragt sich der Betreiber. Ob er dann womöglich seine Gäste wieder heimschicken müsse? Anfragen hat Gern jede Menge. Täglich riefen bereits geimpfte Gäste an und fragten, wann sie anreisen könnten.

Die Zeit der coronabedingten Schließungen hat Ludger Gern genutzt, um Duschen und WCs separat zu gestalten.
Die Zeit der coronabedingten Schließungen hat Ludger Gern genutzt, um Duschen und WCs separat zu gestalten. | Bild: Martina Wolters

Zu vielen Stammkunden hat Gern in den 17 Jahren seit Campingplatzöffnung eine gute Beziehung aufgebaut. Es ist nett, wenn Freundschaften entstehen.“ Gern erzählt beispielsweise von einer Dame aus Köln, die zunächst über Jahre Campingurlaub in Salem gemacht habe und mittlerweile in Salems Betreutem Wohnen lebe.

Campingplatz wäre für Pfingstferien ausgebucht

Seine Kunden schätzten den familiären Betrieb, aber auch die jährlichen Neuerungen. „Die Urlauber erwarten jedes Jahr etwas Neues“, weiß Gern. 15 000 bis 17 000 Übernachtungsgäste versorgt er jährlich. Ostern wäre der Platz komplett ausgebucht gewesen. Auch für die Pfingstferien sieht es ähnlich aus.

Betreiber will bald Ganzjahresbetrieb anmelden

Gern schwebt vor, möglichst noch in diesem Jahr einen Ganzjahresbetrieb anzumelden. „Allerdings nur für touristische Zwecke und nicht zum Wohnen, ohne feste Einfriedungen oder Gartenzwerge“, wie er betont.

Das während des Lockdowns entstandene Backhäuschen sollte eigentlich schon an Ostern in Betrieb genommen werden.
Das während des Lockdowns entstandene Backhäuschen sollte eigentlich schon an Ostern in Betrieb genommen werden. | Bild: Martina Wolters

Noch sei er 50 Jahre alt und könne Landwirtschaft und Platz unter einen Hut bringen. Langfristig möchte er sich aber schwerpunktmäßig auf Campinghof- und Restaurantbetrieb konzentrieren. Ein bisschen hofft er darauf, dass zumindest eines seiner drei Kinder das Geschäft bei Zeiten übernehmen könnte.

Auch einen Wohnmobilstellplatz würde er gerne anbieten. Der Trend gehe hin zu unabhängigem Urlaub mit dem Mobilheim. Für Gern, seine Familie und die insgesamt 13 Beschäftigten wäre es eine Art Sicherheit. In Corona-Zeiten wäre er froh gewesen, wenn er so über die Wintersaison das bisher aufgelaufene Defizit zumindest teilweise hätte auffangen können, sagt Gern.

Jedes zweite Waschbecken ist abgesperrt, wie es die Corona-Vorschriften verlangen.
Jedes zweite Waschbecken ist abgesperrt, wie es die Corona-Vorschriften verlangen. | Bild: Martina Wolters
Das könnte Sie auch interessieren