Während der pandemiebedingten Lockdowns sind in den Landkreisen Lörrach und Waldshut rund 1.000 Jugendliche aus dem Kontaktnetzwerk der Arbeits- und Ausbildungsvermittlung gefallen. Diese Zahl nennt Horst Eckert, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Lörrach im Gespräch mit der SPD-Bundestagsabgeordneten Rita Schwarzelühr-Sutter. Die jungen Menschen zurückzuholen sei eine der dringlichsten Aufgaben für den Neustart der Präsenzkontakte.
Denn nach mehr als sechs Monaten Betreuungsarbeit aus dem Homeoffice heraus beginnt für die Mitarbeiter der Arbeitsagenturen jetzt die Rückkehr ins Büro. Die persönliche Beratung müsse sich jetzt wieder genauso einspielen wie die Umstellung auf die Online-Betreuung zu Beginn der Pandemie.
Die Berufsberatung der Agentur für Arbeit setzte während der Lockdowns auf den Dreiklang zwischen telefonischer Beratung, Online-Information und digitaler Gesprächsführung via Videokommunikation.

Berufsberaterin Anita Baltensperger erklärte im Frühjahr 2021: „Durch Corona fanden kaum Betriebspraktika statt, Ausbildungsmessen fielen aus und wir konnten nicht wie gewohnt vor Ort beraten. Wir bekommen deshalb besonders viele Anfragen, wie der Weg nach der Schule aussehen kann, ob eine weiterführende Schule in Frage kommt oder welche Ausbildung Sinn macht. Die Unsicherheiten sind groß, wir versuchen zu beruhigen.“
Trotz all dieser Anstrengungen wurden gerade bei den Jugendlichen im Übergang zwischen Schule und Beruf wichtige Kontakte und Vermittlungsprozesse abgebrochen. „Betroffen sind leider vor allem junge Menschen, die eigentlich auf eine stabile Begleitung angewiesen sind, um weiter zu kommen“, sagt Agenturchef Horst Eckert.
Das liege unter anderem daran, dass die konzertierte Betreuung von Arbeitsagentur, Schule, Behörden nach wie vor oft zu spät einsetze. „Wir fühlen uns da als Treiber, stoßen aber immer wieder an Ecken und Kanten“, so Eckert weiter. Woran liegt das? Beispielsweise weil Transformation und Digitalisierung der Prozesse nicht abgestimmt und auch nicht mit der notwendigen Geschwindigkeit erfolgten, so Eckert.
„Wir müssen früher beginnen, die Jugendlichen in der Orientierungsphase zu begleiten. Dazu ist notwendig, dass die Betreuungsangebote aller Beteiligten unterbrechungsfrei über die Jahre hinweg gewährleistet wird“ sagt dazu die SPD-Bundestagsabgeordnete Rita Schwarzelühr-Sutter. Notwendig sei ein Unterstützungsangebot, das die jungen Menschen in ihrem Selbstvertrauen stärke und dazu befähige, selbstständig den Berufseinstieg zu meistern.
100 Millionen Euro Kurzarbeitergeld
Die Gesamtbilanz für den Arbeitsmarkt in der Region ist nach wie vor positiv. Der Rückgang der Beschäftigung liegt bei 1,6 Prozent. „Die Kurzarbeit hat eine Entlassungswelle und die Abwanderung von Fachkräften verhindert“, sagt Horst Eckert mit Blick auf die gerade veröffentlichten Arbeitsmarktdaten.
Etwa 100 Millionen Euro Kurzarbeitergeld seien während der Pandemiemonate in die Landkreise Lörrach und Waldshut geflossen. „Damit haben wir unser vorrangiges Ziel erreicht, die Betriebe in der Krise zu stützen und Arbeitsplätze zu erhalten“, sagt Rita Schwarzelühr-Sutter.
Das gilt auch für die Ausbildungsprämie, mit der Betriebe motiviert werden, ihr Ausbildungsangebote während der Pandemie aufrecht zu halten. „Wenn wir einer sinkenden Ausbildungsquote entgegenwirken, steuern wir gleichzeitig auch dem Fachkräftemangel entgegen“, so Schwarzelühr-Sutter.