Habe ich Corona oder nicht? Antigen-Schnelltests können helfen, das Virus aufzuspüren. Endgültige Gewissheit liefert allerdings lediglich der so genannte PCR-Test, der als zuverlässiger gilt. Doch es dauert wesentlich länger, bis das Ergebnis feststeht. Ein Schnelltest reagiert schon nach weniger als 30 Minuten. „Schnelltests bieten aber eine gute Möglichkeit, kurzfristig eine Infektiösität auszuschließen oder Krankheitsbilder abzutesten“, schreibt Susanna Heim, Sprecherin beim Landratsamt Waldshut, auf Nachfrage.
Menschen möchten sicher gehen
Gerade kurz vor Weihnachten, wenn der Besuch bei den Lieben ansteht, möchten die Menschen sicher gehen, dass sie nicht infiziert sind und niemand anstecken können. Nicht nur deshalb wird bereits diskutiert, ob es diese Tests auch für Privatpersonen gibt. Heißt, ob jeder sich einen Test kaufen kann, und sich selbst testet. Wir haben bei Experten, Behörden und Institutionen nachgefragt.
Keine kassenärztliche Leistung
Wer sich einem Schnelltest unterzieht, muss ihn selbst bezahlen. Kai Sonntag von der Pressestelle der Kassenärztlichen Vereinigung in Baden-Württemberg sagt: „Es ist keine kassenärztliche Leistung.“ Allerdings biete das Land kurz vor Weihnachten, am 23. und 24. Dezember, in einigen Städten im Land an, sich kostenlos testen zu lassen. Sonntag: „Das übernimmt das Land, aber es ist eine einmalige Aktion.“ Laut neuester Information des Landessozialministeriums in 120 Städten, im Landkreis Waldshut an der Flößerhalle in Bad Säckingen-Wallbach und der Stadthalle Tiengen. Der Termin steht laut einer Mitteilung des Ministeriums bereits fest: Die DRK-Kreisverbände Säckingen und Waldshut testen am 23. Dezember an beiden Standorten von 14-16 Uhr. Noch ist aber unklar, ob und wo man sich dafür anmelden muss. Das Angebot richte sich aber in erster Linie an Angehörige von Risikogruppen wie etwa Großeltern und Personen mit Vorerkrankungen. Mehr zu dieser Aktion erfahren Sie hier.
Das Landesministerium ergänzt: Privatpersonen können, auch wenn keine Indikation nach der Testverordnung vorliege, auf eigene Kosten einen Antigen-Schnelltest durchführen lassen. Zum Beispiel am Testzentrum am Stuttgarter Flughafen. Ein Schnelltest sei aber nicht ganz billig. Er kostet laut diversen Angaben im Internet zwischen 40 und 60 Euro. Das Ministerium spricht von 75 Euro am Flughafen Stuttgart. Etwa 130 Euro koste im Vergleich ein PCR-Test.
An Laien wird der Test nicht ausgegeben
Das Landesgesundheitsministerium schreibt auf Nachfrage zu Schnelltests für Privatpersonen ganz klar: „Es ist bislang kein Antigen-Schnelltest für die Selbsttestung zugelassen.“ Entsprechende Anträge sollten allerdings beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) vorliegen. Die Abstriche für einen Antigen-Schnelltest müssen in Deutschland von geschultem Personal gemacht werden und dürfen, anders als zum Beispiel in den USA, von Apotheken nicht an Laien ausgegeben werden.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) schreibt: „Man muss kein Mediziner oder keine Pflegekraft sein, aber für die Probenentnahme und Auswertung braucht es eine Schulung.“ Es liefen jedoch Studien, um die Anwendung durch die Laien zu untersuchen. Laut RKI beschäftige sich Sandra Ciesek, Professorin an der Universität Frankfurt, mit diesen Studien.
Ein Versuch mit Lehrern
Im NDR-Podcast beschreibt sie den Versuch mit Lehrern, die nach Anleitung von Fachleuten selbst Proben entnehmen. „Die Ergebnisse würden demnach gar nicht großartig von denen der Fachleute abweichen“, sagt sie.
Abstrichentnahme nicht so einfach
Die Meinungen darüber, ob Laien in der Lage sind, die Abstriche richtig zu entnehmen, gehen auseinander. Schaut man sich ein Video mit der Anleitung an, scheint es in der Tat nicht so einfach zu sein. Ein Wattestäbchen muss tief in die Nasenhöhle oder in den Rachen – und in der richtigen Position – eingeführt werden. Nur wenn es richtig gemacht wird, ist in der Probe eine ausreichende Menge des im Infektionsfall vorliegenden Virenmaterials enthalten, das der Schnelltest nachweisen kann. War der Abstrich falsch, könnte der Test schlimmstenfalls negativ ausfallen, obwohl der Proband infektiös ist.
Berufsverband der Laborärzte warnt
Vor diesem Hintergrund warnte der Berufsverband der Laborärzte (BDL) mit seinem Vorsitzenden Andreas Bobrowski bereits im September vor solchen Selbsttests: Die Bedingungen für einen sicheren Abstrich seien bei den Laien nicht gegeben. Das könne sogar weitere Infektionen von beteiligten Personen zur Folge haben. Bobrowski sagt in einer Veröffentlichung auf den Internetseiten des BDL, dass die Skepsis des BDL von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geteilt werde, die in einer Leitlinie vom 11. September Antigentests durch Laien praktisch ausschließe und Umfeldbedingungen fordere, die eigentlich nur im medizinischen Labor gegeben seien.
„Ja, der BDL ist nicht begeistert“, bestätigt BDL-Pressesprecher Thomas Postina am Telefon. Die Handhabung sei komplexer als man denkt. „Es ist nicht ganz einfach, im Rachen zu hantieren.“
Virologe Alexander Kekulé ist dafür
Der Virologe Alexander Kekulé von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg fordert laut Bericht der Berlinger Morgenpost hingegen schon seit Monaten, dass sich bald jeder mit einem Schnelltest aus der Apotheke selbst testen kann. Die Kritik, dass Privatpersonen nicht fähig seien, sich selbst zu testen, oder ein positives Ergebnis eventuell nicht meldeten, teile Kekulé nicht.
Es braucht nur ein bisschen Übung
„Ich glaube, wenn man die Antigen-Schnelltests parallel zum bestehenden System hätte, wäre das ein Riesenvorteil. Die Menschen könnten einen Abstrich selber machen. Das ist so einfach wie gurgeln oder Zähne putzen. Man muss es nur ein bisschen üben. Ich bin der Meinung, dass man das den Menschen auch zutrauen sollte“, wird er zitiert.
In einem sind sich die Fachleute einig. Ein Schnelltest ersetzt nicht den präziseren PCR-Test, er dient aber als sinnvolle Ergänzung. Landratsamtssprecherin Susanna Heim meint: „Ein richtig durchgeführter Schnelltest – deshalb besser vom Hausarzt – kann das Infektionsrisiko, das von einer Person ausgeht, deutlich verringern. Wenn man zum Beispiel an Weihnachten die Großeltern besucht, ist so ein Test, unmittelbar vor dem Besuch durchgeführt, eine vorbeugende Maßnahme.“
Nur eine Momentaufnahme
Sie betont gleichzeitig, dass ein Schnelltest nur eine Momentaufnahme sei. Ein negatives Ergebnis heiße nicht, dass die Person keinen anstecken kann. Hygieneregeln und Abstände sollten eingehalten, bei gefährdeten Personen FFP2-Masken getragen werden. Und: Ein positives Ergebnis muss auf jeden Fall dem Gesundheitsamt am Wohnort gemeldet werden.
Verschiedene Testverfahren können das Coronavirus nachweisen
Das Landesgesundheitsministerium schreibt: „Nach den Mindestforderungen, die das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte und das Paul-Ehrlich-Institut entwickelt haben, müssen Antigen-Schnelltests die in Deutschland zum Verkauf angeboten werden, eine Sensitivität von über 80 Prozent haben sowie eine Spezifität von über 97 Prozent erfüllen. Das erst Kriterium heißt übersetzt, dass über 80 Prozent von mindestens 100 unselektierten PCR-positiven Proben auch positiv im SARS-CoV-2-Antigenschnelltest positiv angezeigt haben müssen.
Ergebnis nicht hundertprozentig
Ein Schnelltest liefert kein hundertprozentiges Ergebnis. Ein negativer Test schließe eine Corona-Infektion nicht aus, schreibt die Landesbehörde weiter. Er sei nicht so spezifisch wie ein PCR-Test. Es komme häufiger vor, dass ein positives Ergebnis angezeigt werde, wenn die Person gar nicht infiziert sei. Umgekehrt schließt eine negative Testung nicht aus, dass die Person doch das Virus hat. Ein positives Antigen-Testergebnis müsse auf jeden Fall mit der PCR bestätigt werden.