Schlimmer hätte es für Handel und Gewerbe wohl kaum kommen können: Nach einem ohnehin schon schweren Jahr müssen ab Mittwoch im Zuge des harten Lockdowns nach Gastronomie und anderen Dienstleistern auch weite Teile des Einzelhandels ihre Pforten schließen – und das mitten in der heißen Phase des Weihnachtsgeschäfts. Natürlich habe man in Anbetracht des Infektionsgeschehens der vergangenen Wochen mit neuen Verschärfungen gerechnet, sagt Elisabeth Vogt, Vorsitzende des Handels- und Gewerbevereins Pro Bad Säckingen.
„Man hat sicherlich nach den Weihnachtsfeiertagen mit einem Lockdown gerechnet, dass dieser nun so schnell und so umfassend kam, hat sicherlich die meisten überrascht“, sagt Vogt auf Nachfrage unserer Zeitung. Es ist wohl nicht weniger als eine Vollbremsung der vorweihnachtlichen Geschäfte, unter der die Einzelhändler in den Innenstädten besonders zu leiden haben – von den Gastronomen und anderen Dienstleistern einmal abgesehen, die bereits während des seit Anfang November laufenden „Lockdown Light“ geschlossen sind.
Und bei allem Verständnis für die Notwendigkeit tiefgreifender Maßnahmen, um das Infektionsgeschehen unter Kontrolle zu halten, sei der Zeitpunkt fatal, bedauert Elisabeth Vogt: „Der Lockdown zum jetzigen Zeitpunkt schädigt den Handel besonders, ist doch das Weihnachtsgeschäft das Wichtigste im Jahr und dieses wird nun abrupt unterbrochen.“ Denn knapp ein Fünftel des Jahresumsatzes werde in der Vorweihnachtszeit gemacht, sagt die Pro-Bad-Säckingen-Vorsitzende. Und gerade nach den wirtschaftlich schwierigen Monaten seit März, wäre ein reibungsloses Weihnachtsgeschäft in den meisten Fällen umso wichtiger gewesen.
Denn insbesondere die Geschäfte in der Innenstadt haben unter den Einschränkungen der vergangenen Monate überdurchschnittlich gelitten, obwohl sie erheblich in Schutzmaßnahmen und Service investiert haben. Die Beschränkungen im Zuge der Pandemie-Bekämpfung gingen allerdings mit einem regelrechten Wandel im Einkaufsverhalten einher. Anstatt zu bummeln und sich vom Angebot der Geschäfte inspirieren zu lassen, wurde zielgerichtet eingekauft, und dies in der Regel in den Einkaufsmärkten in den Randgebieten. Dieser Trend setzte sich auch nach dem angekündigten Lockdown fort. Gegenüber unserer Zeitung berichteten Einkäufer, dass sie in erster Linie Gegenstände des täglichen Gebrauchs eingekauft hätten.
Die Folge: „Die Existenz vieler ist bereits bedroht, und wir hoffen, dass wir nicht mit vielen Ladenschließungen bedingt durch die wirtschaftliche Situation rechnen müssen.“ Zwar hätten viele Betriebe, insbesondere Gaststätten, bereits im November staatliche Unterstützung beantragt, aber noch keine Mittel erhalten. Nach Informationen unserer Zeitung kommt es insbesondere bei den Überbrückungshilfen zu massiven Problemen und Verzögerungen bei der Antragsbearbeitung, was viele Gastronomen in erhebliche Schwierigkeiten bringt. Denn Fixkosten wie Pacht oder Tilgungen fallen auch in Lockdown-Zeiten an: „Manche leben aktuell von ihrem Dispokredit, und wenn die Gelder nicht bald kommen, können sie ihre Mieten nicht mehr bezahlen“, so Vogt.
Daher geht es bei allen Branchen, die vom ab Mittwoch geltenden harten Lockdown betroffen sein werden, in aller Regel um Schadensbegrenzung: „Einige versuchen, in der verbleibenden Zeit noch vermehrt Waren an den Kunden zu bringen und haben auch schon Heimlieferungen organisiert, um die Kunden mit den Waren zu beliefern“, schildert Vogt die Bemühungen.
Schwierig wird es unterdessen bei Saisonware. Denn erfahrungsgemäß finden Weihnachtsartikel nach den Feiertagen kaum noch Absatz. Auch Textilien für den Winter können in der Frühjahrssaison nicht mehr verkauft werden, sagt Vogt. Es sei damit zu rechnen, dass diese nach dem Lockdown rabattiert verkauft werden.