Homepage, Social Media, Videoportale: Die technischen Möglichkeiten, um auf sich und ihre Positionen aufmerksam zu machen, waren für die Parteien und ihre Kandidaten wohl noch nie so vielfältig wie bei der Landtagswahl 2021. Und sie wurden wohl noch nie so sehr benötigt, denn nie waren die Kandidaten so beschränkt in den Möglichkeiten, mit ihren potentiellen Wählern im echten Leben in Kontakt zu treten. Doch wie nutzen die Kandidaten der im Landtagsvertretenen Parteien diese Möglichkeiten aus? Wir haben es uns angeschaut.

Sabine Hartmann-Müller (CDU)

Bild 1: Von engagiert bis unsichtbar: So präsentieren sich die Landtagskandidaten des Wahlkreises Waldshut im Internet
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Die Homepage der 58-jährigen Landtagsabgeordneten, die sich um eine Wiederwahl bewirbt, kommt sehr professionell im Corporate-Identity-Stil der CDU daher. Die Gestaltung ist übersichtlich, es finden sich Lebenslauf, die thematischen Schwerpunkte von Hartmann-Müllers Arbeit und auch reichlich Bild und Textmaterial zu Auftritten, Firmenbesuchen und Wahlkampfveranstaltungen. Adresse: www.hartmann-mueller.de

Facebook/Instagram: Auf beiden Kanälen ist Hartmann-Müller vertreten und ungeheuer aktiv – gerade in den vergangenen Wochen, seit der Wahlkampf in die heiße Phase eingebogen ist. Die Zahl der Beiträge variieren zwischen einem und fünf pro Tag. 1063 Fans (Stand: 3. März) erreicht sie mit den Beiträgen. Es gibt allgemein gehaltene Wahlwerbung, persönliche Statements, Ankündigungen und teilweise auch Videoclips von Video-Runden, die sich der Nutzer anschauen kann. Externe Inhalte über die Themen der Kandidatin finden sich derweil nicht. Auch die Resonanz der Nutzer hält sich in Grenzen.

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Youtube: Erst vor wenigen Wochen wurde der Kanal eröffnet, zu sehen gibt es bislang drei Videos, unter anderem ein Gespräch Hartmann-Müllers mit dem früheren Ministerpräsidenten Erwin Teufel. Die Zugriffszahlen sind gering.

Fazit: Sabine Hartmann-Müller und ihr Team nutzen die Möglichkeiten der digitalen Welt professionell, um ihre Anliegen und Positionen zu transportieren. Im Gespann mit dem Bundestagsabgeordneten Felix Schreiner hat sie es aber geschafft, einige prominente Vertreter ihrer Partei aus Landes- und Bundespolitik bis hin zu Bundesgesundheitsminister Jens Spahn virtuell zu Diskussionsrunden an den Hochrhein zu holen. Da auf Hartmann-Müllers Kanälen allerdings nur parteieigenes Material gibt und keinerlei externe Beiträge, wirkt das Ganze bisweilen etwas eintönig, und der Erkenntnisgewinn für den Nutzer hält sich in Grenzen.

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Niklas Nüssle (Grüne)

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Die Homepage ist für den mit 26 Jahren jüngsten Kandidaten im Landtagswahlkreis Waldshut der digitale Dreh- und Angelpunkt. Hier informiert er über sich, seine Ziele und vor allem seinen beachtlichen Veranstaltungskalender. Aufbau und Optik orientieren sich an den Vorgaben der Grünen-Corporate-Identity. Es gibt viel zu lesen und zu erfahren, etwa, wie Nüssles Terminkalender als Kandidat aussieht. Adresse: www.niklasnuessle.de

Facebook/Instagram: 353 Follower hat Nüssle auf Facebook, 380 auf Instagram (Stand: 3. März). Die Kanäle sind gewissermaßen der verlängerte Arm der Homepage. Hier werden Veranstaltungen angekündigt und Themen platziert, die Nüssle am Herzen liegen. Durchschnittlich gibt es höchstens einen Beitrag pro Tag auf jedem der Kanäle. Die Resonanz der Nutzer ist überschaubar.

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Einen Twitter-Account hat Niklas Nüssle ebenfalls – als einer der wenigen Kandidaten. Dort hat er wiederum 73 Follower. Den letzten seiner 169 Tweets hat er allerdings bereits vor fast anderthalb Jahren abgesetzt. Als Wahlkampf-Mittel nutzt er den Kurznachrichtendienst also nicht.

Fazit: Die Art, wie Niklas Nüssle das Internet in seinen Wahlkampf einbindet, überrascht. Denn im Gegensatz zu seinen Altersgenossen nutzt er gerade die Sozialen Medien eher pragmatisch als übermäßig. Beeindruckend ist derweil die Schlagzahl, mit der Nüssle digitale Veranstaltungen absolviert. Schon in den vergangenen Wochen hat er viele Video-Runden bestritten und bis zum Wahltag ist noch eine ganze Menge geplant. Dabei ist augenscheinlich thematische Vielfalt trumpf. Die ganz großen Namen der Polit-Szene fehlen allerdings, dafür geben sich die aufstrebenden Nachwuchspolitiker der Grünen reihenweise die Ehre. Bemerkenswert ist übrigens auch die Nachbereitung der Veranstaltungen: Videoaufzeichnungen davon sucht man vergeblich. Vielmehr gibt es klassische Zusammenfassungen in Textform. Auch Nüssle verzichtet im Übrigen auf externe Inhalte.

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Dr. Peter Schallmayer (SPD)

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Die Homepage ist im klassischen rot-weißen SPD-Look gehalten, ist übersichtlich und informativ aufgebaut. Es findet sich ein umfangreicher Beitrag über Schallmayers Weg in die Politik und seinen persönlichen Hintergrund. Seine wichtigsten Anliegen präsentiert der Kandidat den Nutzern in Form von kurzen Videoclips. Adresse: www.peter-schallmayer.de

Facebook/Instagram: Mit durchschnittlich drei bis vier Beiträgen pro Tag ist der 40-jährige SPD Kandidat auf beiden Kanälen sehr aktiv. Er hält seine Follower über seine Wahlkampfthemen, Veranstaltungen, Aktionen und Gespräche auf dem Laufenden. Er führt Tagebuch über seine Mottowochen und verlinkt auch regelmäßig Beiträge aus den Medien über seine Auftritte. Der Kreis seiner Fans ist derweil verhältnismäßig klein. Auf Facebook hat Schallmayer 79 Follower (Stand: 3. März), auf Instagram 216.

Youtube: Hier sind alle Video-Clips – immerhin 36 an der Zahl – gesammelt. Die Zugriffszahlen halten sich aktuell noch sehr in Grenzen.

Fazit: Peter Schallmayer nutzt das Internet mit seinen Möglichkeiten in der ganzen Bandbreite. Seine Themen und Anliegen bringt er in Videoform, mit Fotos und prägnanten Texten an den potentiellen Wähler. Was fehlt, sind die virtuellen Veranstaltungen. Der SPD-Kandidat scheint es generell schwerer zu haben, Partei-Prominenz für Videorunden oder andere Aktionen zu gewinnen. Er versucht das, durch persönliche Auftritte zu kompensieren und, über Mottowochen und Dialoge mit Menschen aus der Region, über die er seine potentiellen Wähler mit großer Gewissenhaftigkeit auf dem Laufenden hält.

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Harald Ebi (FDP)

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Homepage: Eine persönliche Internetseite hat Harald Ebi nicht, allerdings gibt es seit Kurzem eine Wahlkampfplattform für den Kandidaten auf der Internetpräsenz des FDP-Kreisverbands. Diese bietet Informationen zu dem Kanidaten, seinen Zielen und seinem (digitalen) Veranstaltungsprogramm. Wer sich ganz nach unten durchscrollt, findet sogar Video-Aufzeichnungen von Live-Streams, an denen Ebi in den vergangenen Wochen teilgenommen hat. Adresse: www.fuer-jetzt.de

Facebook/Instagram: Auf Facebook spielt sich Ebis Wahlkampf auf seinem privaten Facebookprofil vor 426 Facebookfreunden ab. Beiträge gibt es aber nur sporadisch etwa einmal pro Woche. Hier teilt der Kandidat parteieigene Wahlwerbung, seine persönlichen Botschaften und gibt Einblick in seine Aktivitäten. Auch auf Instagram ist Ebi vertreten, hier verzichtet er aber auf Wahlkampf.

Twitter: Ein Profil hat Ebi, aber der letzte der insgesamt zehn Tweets ist schon mehr als drei Jahre alt.

Fazit: Das Angebot auf der Homepage des FDP-Kreisverbands ist gut und professionell aufbereitet, wenngleich umständlich zu finden. Allerdings wird die Seite nicht auf dem neuesten Stand gehalten. Noch immer wird zum Beispiel auf Online-Veranstaltungen hingewiesen, die längst vorbei sind oder an denen Ebi selbst am Ende gar nicht teilgenommen hat. Social-Media spielt im Wahlkampf des FDP-Kandidaten derweil so gut wie keine Rolle. Damit dürfte er freilich die jungen Wählergruppen nur unzureichend erreichen.

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Bernhard Boll (AfD)

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Homepage: Eine persönliche Homepage hat Bernhard Boll nicht. Allerdings findet sich auch auf der Internetseite des AfD-Kreisverbands nichts, was darauf hinweisen würde, dass Boll für die Partei als Landtagswahlkandidat antritt. Hier erfährt der Nutzer nur, dass Boll Kreisrat ist. Über die Kandidatur Bolls informiert lediglich der Landesverband. Hier taucht Boll aber auch nur in einer Gesamtauflistung aller Kandidaten auf.

Facebook/Instagram/Twitter: Bernhard Boll ist zwar gelegentlich Bestandteil von Beiträgen und Postings des Kreisverbands, unter anderem in einer Video-Runde mit dem Bundestagsabgeordneten Markus Frohnmaier. Allerdings ist der 69-Jährige selbst nicht auf einem der gängigen Social-Media-Kanäle aktiv.

Fazit: Informationen zu Boll, erst recht zu persönlichen Positionen, Themen und Zielen finden sich, wenn überhaupt, nur bruchstückhaft und verteilt auf verschiedene Plattformen. Generell liegt der Fokus des AfD-Kreisverbands augenscheinlich auf emotionalen Debatten über Allgemeines als auf spezifischen Themen – oder gar Bewerbung ihres Kandidaten.

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