Als „prekär“ bezeichnet die Gemeinde Fröhnd ihre finanzielle Situation. Die Vermarktung von Fröhnder Flächen für die Errichtung von Windenergieanlagen (WEA) soll Abhilfe schaffen. Kürzlich hatte Bürgermeister Michael Engesser diesen Vorschlag in den Gemeinderat eingebracht. Bei der jüngsten Sitzung am Mittwoch sorgte das Thema für eine kontroverse Debatte. Zunächst erhielten Bürger umliegender Ortschaften Gelegenheit, ihre Meinung zu äußern. Engesser betonte: „Ich möchte, dass wir diskutieren, aber auf sachlicher und konstruktiver Ebene.“
Daniel Senn aus dem Kleinen Wiesental fragte an, ob eine Beschlussfassung über die aktive Vermarktung von Fröhnder Gemeindegebiet für Windkraftanlagen überhaupt erfolgen dürfe. Er verwies auf einen Gemeinderatsbeschluss von 2018, demzufolge es keine Abstimmung über Windenergie auf dem Zeller Blauen ohne eine vorherige Bürgerbefragung geben soll. Dem hielt Bürgermeister Engesser entgegen, dass sich besagter Beschluss auf bereits konkrete Bauvorhaben beziehe, was in Fröhnd nicht der Fall sei.
Deutliche Worte fand Rudolf Cornils aus Herrenschwand. Er warf dem Bürgermeister „begrenzte Sachkenntnis“ vor und meinte, dass Zuwendungen für Windanlagen, die sich in der Nähe anderer Gemeinden befinden, unter allen betroffenen Gemeinden aufzuteilen sind. „Deshalb wird der von Ihnen erwartete Ertrag weit unterschritten.“ Dem schloss sich sein Vorredner an und bezeichnete eine von der Gemeinde veröffentlichte Einnahmeerwartung von 50.000 Euro als „Augenwischerei“. Michael Engesser widersprach. Seiner Vermutung nach werde die Zahl sogar noch höher liegen, sagte der Bürgermeister.
Kritische Stimmen waren dann auch aus dem Gremium selbst zu hören. Bernhard Stiegeler sprach sich für eine Ausweitung kommunaler Energieerzeugung aus, bestand aber bei der Standortbestimmung auf die Einhaltung der Mindestabstände zu Wohnsiedlungen. Genau das sei in Fröhnd nicht möglich, gab Stefan Keller zu bedenken. Er erinnerte daran, dass es bereits eine Bürgerbefragung im GVV gegeben habe, bei der Windkraftstandorte auf Fröhnder Gemarkung auch von Fröhnder Bürgern mehrheitlich abgelehnt wurden. „Ich möchte als Gemeinderat diejenigen Bürger vertreten, denen Gesundheit und Lebensqualität wichtiger sind als Geld und ein ausgeglichener Haushalt.“
Zudem könnten Windräder aufgrund der topografischen Situation in Fröhnd nur dort aufgestellt werden, wo sie für viele Einwohner permanent im Blickfeld wären und eine „optisch bedrängende Wirkung“ ausübten. Hinzu kämen eine Lärmbelastung und eine Wertminderung angrenzender Baugebiete. „Mit Windenergieanlagen kann man sicher gute Einnahmen generieren“, so sein Fazit, „aber der Preis für die Einwohner von Fröhnd ist viel zu hoch.“ Er forderte die Gemeinderäte dazu auf, ihre Zustimmung zu verweigern und bat den Bürgermeister, seine Pläne zurück in die Schublade zu legen. Horst Marterer beklagte eine mit der Errichtung von Windrädern einhergehende Vernichtung von Wald und betonte noch einmal die Wichtigkeit eines Bürgerentscheids. Auch Tobias Böhler kündigte seine Gegenstimme an.
Böhler forderte gemeinsame Lösungen und schlug vor, zunächst einen Kriterienkatalog zu erstellen und auf dessen Grundlage die Bürger zu befragen. Nur diese Vorgehensweise ermögliche dem Gemeinderat, eine sachliche Entscheidung zu fällen. Bernd Zimmermann mochte sich den Argumenten seiner Vorredner nicht anschließen. Ja, es gebe vieles zu bedenken, „aber ich bin grundsätzlich dafür. Ich habe auch ein Windrad vor der Haustür stehen – und es geht.“ Auch Claudia Behringer sprach sich für den Vorschlag des Bürgermeisters aus. Dieser verteidigte seine Vision auch. Gerade die aktuelle Lage in der Ukraine und die sich daraus ergebenden Folgen zeigten, wie wichtig eine kommunale und unabhängige Energieversorgung sei. „Wir werden in ganz Deutschland und in Europa einen Umbruch erleben“, prophezeite er.
„Mir ist wichtig, dass die Gemeinde eine Zukunft hat und finanziell auf festen Füßen steht,“ unterstrich Engesser. Mit Blick auf den fortschreitenden Klimawandel plädierte er für „regenerativen Strom ohne Nebenwirkungen“. Die Entscheidung aber liege nicht bei ihm oder dem Gemeinderat, sondern allein bei den Bürgern. Das Gremium vermochte sich nicht zu einigen. Auf eine Beschlussfassung wurde verzichtet. Dem Antrag von Claudia Behringer auf Vertagung wurde zugestimmt.